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- Newsletter Juni 2019 | Nr. 178
- „Task-Shifting“: Die Verlagerung von ärztlichen Tätigkeiten. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Gesundheitswesen
„Task-Shifting“: Die Verlagerung von ärztlichen Tätigkeiten. Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Gesundheitswesen
Eine aktuelle Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration untersuchte den Einfluss von „Task-Shifting“ anhand des Beispiels der „Arzt/Ärztin-Pflegekraft-Substitution“, welche eine Form des „Task-Shifting“ darstellt. Insgesamt konnten 66 qualitative Studien identifiziert werden. Die Studien ergaben, dass Änderungen in den Verantwortungsbereichen mit neuen Herausforderungen einhergehen. Beispielsweise fordern Pflegekräfte, die zusätzliche Tätigkeiten übernehmen, mehr Respekt und Kooperation von den ÄrztInnen, gute Überweisungssysteme und klar definierte Rollen, sowie Weiterbildungen und Supervisionen. Die Studien zeigten jedoch auch, dass die meisten dieser Bedingungen oft nicht erfüllt werden. Inwieweit eine neue Verteilung der Verantwortung von den unterschiedlichen Stakeholdern akzeptiert wird, hängt demnach von der Art der Leistung ab. Das EXPH betont, dass auch wenn die Verlagerung von Aufgaben in einer Situation funktioniert, dies nicht unbedingt in einer anderen Konstellation ebenso zutreffen muss. Gründe dafür können einerseits die Verschiedenartigkeit der Gesundheitssysteme oder der öffentlichen wie beruflichen Erwartungen, mögliche rechtliche und behördliche Hürden, aber auch die unterschiedlichen Berufsordnungen sein. Aus diesen Gründen gibt es keine formalen Beschränkungen dafür, welche Aufgaben erfolgreich verlagert werden können. Für ein effektives „Task-Shifting“ sollten jedenfalls die Ziele des Gesundheitssystems umsetzbar sein, die benötigten Fähigkeiten bzw. die dafür notwendigen Trainings angeboten und bestehende Organisationsmodelle angepasst werden.
Die Umsetzung von „Task-Shifting“ gestaltet sich im Rahmen der bestehenden Normen und Praktiken jedoch als schwierig und kann den Status der traditionellen Tätigkeiten und der bestehenden Hierarchien wesentlich beeinträchtigen. Das EXPH betont deshalb, dass eine Verlagerung von Aufgabenbereichen unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die betroffenen Individuen und auf den gesamten Gesundheitssektor sorgfältig geplant werden muss. SW
Expert Panel on effective ways of investing in Health (EXPH) 2019: Opinion on Task shifting and health system design. https://ec.europa.eu/health/expert_panel/home_en
Cochrane Database of Systematic Reviews/UK 2019: Barriers and facilitators to the implementation of doctor-nurse substitution strategies in primary care: a qualitative evidence synthesis. https://www.cochranelibrary.com/cdsr/doi/10.1002/14651858.CD010412.pub2/abstract