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- Newsletter Juli/August 2019 | Nr. 179
- Allogener Bandersatz bei Rupturen des vorderen und hinteren Kreuzbandes
Allogener Bandersatz bei Rupturen des vorderen und hinteren Kreuzbandes
Kreuzbandrisse können entweder konservativ oder operativ behandelt werden. Bei letzterer Behandlungsmodalität wird vor allem autogenes Material – also entnommene Sehnen vom eigenen Körper – für die Kreuzbandrekonstruktion verwendet. Neben diesem Material kann ebenfalls allogenes, also natürliches rekonstruktives Material von menschlichen Spendern, zum Einsatz kommen.
Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war es, die derzeitige Evidenz der allogenen Bandersätze bei KBR zu überprüfen. Dabei wurde eine systematische Übersichtsarbeit zur vergleichenden Wirksamkeit und Sicherheit der allogenen Bandersätze im Vergleich zu autogenen Bandersätzen und zur konservativen Therapie erstellt, die die Überlegenheit/Unterlegenheit bei fünf Indikationen (Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes, Rekonstruktion des hinteren Kreuzbandes, Revisionsrekonstruktion des vorderen Kreuzbandes, Revisionsrekonstruktion des hinteren Kreuzbandes, Rekonstruktion des vorderen/hinteren Kreuzbandes bei multi-ligamentären Knieverletzungen) überprüft.
Es wurde Evidenz zur vergleichenden Wirksamkeit und Sicherheit allogener KBR im Vergleich zu autogener KBR zu drei der fünf Indikationen gefunden. Die Evidenzstärke war jedoch sehr niedrig bis niedrig. Insgesamt wurden acht randomisierte kontrollierte Studien und eine vergleichende Kohortenstudie identifiziert, die die Einschlusskriterien für die Evidenzsynthese erfüllten. Die verfügbare Evidenz legt nahe, dass die Verwendung von allogenem Material bei Rekonstruktionen des vorderen Kreuzbandes hinsichtlich ihrer Wirksamkeit vergleichbar sein könnte. Die Evidenz zur Sicherheit weist hierbei jedoch auf eine Unterlegenheit in Bezug auf Transplantatversagen hin. Bei Rekonstruktionen des hinteren Kreuzbandes weist die Evidenz auf eine vergleichbare Wirksamkeit hin, wobei die Evidenz zur Evaluierung der vergleichenden Sicherheit hierbei unzureichend ist. Für die verbleibenden zwei Indikationen sowie für den Vergleich zwischen allogenen Transplantaten und dem konservativen Management wurde keine Evidenz gefunden.
Es ist ausreichend darauf hinzuweisen, dass gut designte randomisierte Kontrollstudien mit hoher Qualität zukünftig essentiell sind, um Vor- bzw. Nachteile der allogenen Bandersätze bei spezifischen Indikationen weiter eruieren zu können. GG
LBI-HTA/AT 2019: Allograft for anterior and posterior cruciate ligament reconstruction. Decision Support Document 116. https://eprints.aihta.at/1205/