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- Newsletter November 2016 | Nr. 152
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Zahlungen von Pharmafirmen im Jahr 2015 in Österreich
Der Bericht „Pharma: Offenlegung geldwerter Leistungen in Österreich 2015“ beschäftigte sich nun mit der Frage, in welchem Umfang österreichische ÄrztInnen und medizinische Institutionen im Jahr 2015 von Pharmaunternehmen unterstützt wurden und wie transparent sie dahingehend sind. Dazu wurden innerhalb einer systematischen Analyse die Webseiten der PHARMIG-Mitgliedsunternehmen (insgesamt 115) auf Angaben zu geldwerten Leistungen untersucht und in weiterer Folge gesammelt, extrahiert und zusammengefasst. Es konnten bei insgesamt 69 von 115 PHARMIG-Mitgliedsunternehmen Angaben zu geldwerten Leistungen im Jahr 2015 gefunden werden. 20 Pharmafirmen meldeten schriftlich, keine finanziellen Zuwendungen getätigt zu haben, während die Webseiten der restlichen Unternehmen weder eine Offenlegung aufwiesen, noch auf Nachfrage eine Rückmeldung gaben.
Die Auswertung der Daten zeigt, dass in Österreich im Jahr 2015 insgesamt € 104,1 Millionen von PHARMIG-Mitgliedsunternehmen an ÄrztInnen und medizinische Institutionen sowie für Forschung und Entwicklung (wohinter sich auch klinische Anwendungsbeobachtungen verstecken) ausgezahlt wurden. Davon wurden mit rund € 54 Millionen (52 % der gesamten finanziellen Aufwendungen) Forschungsprojekte und Anwendungsbeobachtungen finanziert. Medizinische Institutionen und Organisationen erhielten einen Betrag von etwa € 27 Millionen (26 %) und an ÄrztInnen wurden € 22 Millionen (22 %) ausbezahlt. Die finanziellen Zuwendungen an ÄrztInnen und medizinische Institutionen wurden jeweils im Zusammenhang mit verschiedenen Anlässen erbracht: österreichische Pharmafirmen investierten etwa € 30 Millionen in Veranstaltungen, dazu zählen etwa die Unterstützung von Veranstaltungen selbst, Tagungs- und Teilnahmegebühren sowie Reise- und Übernachtungskosten. Für Honorare in Verbindung mit Dienstleistungen und Beratungen, wie beispielsweise Vorträge von ÄrztInnen, wurden insgesamt € 14 Millionen aufgewendet. Weitere € 6 Millionen zahlten österreichische Pharmaunternehmen als Spenden und Förderungen aus.
Die Offenlegung der Zahlungen von Pharmaunternehmen an ÄrztInnen und medizinische Institutionen ist in Österreich ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz, befindet sich allerdings noch in einem Anfangsstadium. Die Angaben der geldwerten Leistungen konnten von den Pharmafirmen individuell, also namentlich (bei Zustimmung) erfolgen, oder aggregiert, wobei hier dann nur Summen pro Kategorie angegeben wurden. Die Auswertung der Daten aus 2015 zeigt, dass die tatsächliche Bereitschaft zur Offenlegung von finanziellen Zuwendungen, vor allem die an ÄrztInnen, gering ist. Denn die individuelle Offenlegungsrate von ÄrztInnen betrug durchschnittlich nur 21,9 %. Umgelegt auf die geldwerten Leistungen bedeutet das, dass nur 17% der an ÄrztInnen ausbezahlten Summe tatsächlich individuell offen gelegt wurden. Bei den medizinischen Institutionen war diese namentliche Offenlegung mit 50,2% zwar deutlich höher, es zeigt sich aber, dass die Transparenz insgesamt noch sehr ausbaufähig ist. In weiterer Folge sollte es neben einer vollständigen namentlichen Offenlegung auch die Möglichkeit geben, die Zahlungen einer konkreten Leistung zuzuordnen. SM
LBI-HTA / AT 2016 Pharma: Offenlegung geldwerter Leistungen in Österreich 2015. Systematische Analyse. Rapid Assessment Nr.7d. https://eprints.aihta.at/1107/