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- Newsletter Dezember/Jänner 2016/2017 | Nr. 153
- Unangemessene MRT-Untersuchungen: Schwerpunkt untere Extremitäten
Unangemessene MRT-Untersuchungen: Schwerpunkt untere Extremitäten
Zur Identifikation von Methoden zur Feststellung von unangemessener Versorgung wurde eine systematische Literatursuche durchgeführt. Empfehlungen zum angemessenen Einsatz von MRT an den „unteren Extremitäten“ wurden aus den Leitlinien der American College of Radiology (ACR), AIM Speciality Health und der Orientierungshilfe Radiologie extrahiert. Relationen zwischen MRT und nachfolgenden Interventionen wurden anhand von OECD Daten modelliert. Andere Gesundheitssysteme und deren Vergütungspolitiken wurden mit einer Literaturrecherche und ExpertInneninterviews erfasst.
Insgesamt wurden 4.556 Studien gesichtet. Anhand dieser konnten acht verschiedene Methoden zur Feststellung von unangemessener diagnostischer Versorgung identifiziert werden. Jede der identifizierten Verfahren weist bestimmte Stärken und Schwächen auf; keines der Verfahren ermöglicht es (allein), unangemessene Nutzung zu beweisen, sondern lediglich Indizien hierfür aufzeigen. Zudem stellen die methodischen Verfahren spezifische Anforderungen an die verwendeten Daten. Dementsprechend ist je nach Fragestellung und Datenverfügbarkeit eine Kombination dieser Methoden als ideale Vorgehensweise anzusehen. Eine derartige Verfahrenskombination wurde in weiterer Folge exemplarisch verwendet, um – auf OECD-Ebene – aggregierte Daten zu Knie und Hüftgelenksersatz auszuwerten: Die Analyse der Relationen von MRT zu nachfolgenden Interventionen zeigte, dass innerhalb der OECD in Ländern mit vermehrter MRT Nutzung auch mehr Kniegelenksersätze durchgeführt werden.
Außerdem wurde eine Reihe von regulatorischen Politiken identifiziert, die einen Einfluss auf die MRT Nutzung ausüben können: hierzu zählen Leitlinien-basierte Entscheidungshilfen oder Zugangskontrollen. Finnland (ein Land mit vergleichbarer Versorgungsqualität bei deutlich geringerer MRT Nutzung) arbeitet mit Steuerung durch Verschreibungskontrolle, Leitliniennutzung in der medizinischen Praxis und verstärkter Ausbildung in Diagnostik. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass vor allem Politiken, welche in erster Linie die Nutzungsraten reduzieren sollen, das Ausmaß unangemessener Versorgung auch erhöhen können. RE
LBI-HTA / AT 2016: Möglichkeiten zur Identifikation von unangemessenen MRT Einsatz, Teil 3. LBI-HTA Projektbericht Nr.: 80c. Demnächst verfügbar unter https://eprints.aihta.at/