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- Newsletter Februar 2017 | Nr. 154
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Schwangerschafts-Screenings: Budgetfolgen-Analyse für ausgewählte Maßnahmen
Für die Bearbeitung der Forschungsfragen wurde die Methode der „Budgetfolgen-Analyse“ gewählt. Die Kostenberechnung erfolgte aus der Perspektive öffentlicher Kostenträger und für einen Zeithorizont von 3 bzw. 10 Jahren (bis zum Jahr 2019/ 2026).
Für den Zeithorizont von 3 Jahren betragen die berechneten Kosten eines TSH-Screenings für eine definierte Risikogruppe Schwangerer rund 1,23 Millionen Euro. Trotz dieser beträchtlichen Screeningkosten beträgt die potenzielle Kosteneinsparung in der dreijährigen Zeitspanne rund 2 Mio Euro, da mit einem Rückgang von (sehr kostenintensiven) Frühgeburten (etwa 40 pro Jahr) gerechnet werden kann. Beim universellen Screening bleibt das (Einsparungs-)Verhältnis von etwas höheren Kosten (ca. 1,83 Mio €) zu etwas mehr verhinderten Frühgeburten (47-49/ Jahr) ähnlich. Andere, in der Literatur beschriebene, potenzielle positive Auswirkungen des Screenings (z.B.: Verminderung von Fehlgeburten, Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht (LBW) oder Kindern mit neuropsychologischen und neurokognitiven Entwicklungsstörungen) wurden in die Berechnungen nicht miteinbezogen.
Die kalkulierten Kosten eines herkömmlichen Screenings auf asymptomatische Bakteriurie mittels Teststreifen betragen in einem Zeitraum von 3 Jahren bei einmaliger Testung aller Schwangeren rund 540.000 Euro. Eine Harnkultur verursacht etwas mehr als doppelt so hohe Kosten (rund 1,17 Mio €). Wird der Test additiv eingesetzt, müssten in 3 Jahren etwa 45 Frühgeburten verhindert werden (bei 1-8 von 1.000 Schwangeren mit asymptomatischer Bakteriurie), um die zusätzlichen Kosten zu decken. Ersetzt die Harnkultur den Streifentest, so verringert sich entsprechend auch die Anzahl der zu verhindernden Frühgeburten (auf ca. 23 in 3 Jahren). Laut Literatur sei die Sensitivität der Harnkultur höher als jene des Teststreifens, wodurch mehr Schwangere mit asymptomatischer Bakteriurie erkannt und behandelt werden könnten. Damit könnten die Mehrkosten der Harnkultur durch die größere Anzahl an verhinderten Pyelonephritiden und Frühgeburten gedeckt sein.
Die Kosten des „Organscreenings“ (Ultraschall-Screening auf fetale Anomalien) sind wesentlich davon abhängig, wie viele Frauen sich für diese Maßnahme entscheiden. Sie reichen in 3 Jahren von rund 340.000 Euro (bei Teilnahme von 5% aller Schwangeren) bis zu 6,76 Millionen Euro, wenn alle Schwangeren die Möglichkeit des Screenings wahrnehmen. Einen weiteren bedeutenden Kostenfaktor stellt der Tarif selbst dar: Unter der Annahme höherer Tarife (als für eine gynäkologische Sonografie im Allgemeinen) erhöhen sich auch die Kosten entsprechend. Von einer Berechnung möglicher Folgekosten wurde aufgrund der zahlreichen und sehr unterschiedlichen Krankheitsbilder (und damit unterschiedliche Konsequenzen, wie z.B.: intrauterine/ postnatale Therapie, Planung des optimalen Geburtsorts etc.) Abstand genommen. BP
LBI-HTA / AT 2016: Eltern-Kind-Vorsorge neu. Teil XII: Ökonomische Evaluierung für ausgewählte Screening-Maßnahmen in der Schwangerschaft. LBI-HTA Projektbericht Nr.: 91. https://eprints.aihta.at/1112/