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- Newsletter Oktober 2017 | Nr. 161
- Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie bei kindlichen Angststörungen
Verhaltenstherapie und Pharmakotherapie bei kindlichen Angststörungen
Die AutorInnen führten eine systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken durch und inkludierten randomisierte und nicht-randomisierte vergleichende Studien, in denen Kinder und Jugendliche mit einer Angststörungsdiagnose laut DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition) mit kognitiver Verhaltenstherapie, Pharmakotherapie oder einer Kombination der beiden behandelt wurden. Die Studien wurden mittels des Risk of Bias Tools der Cochrane Collaboration bewertet und die GRADE-Methodik wurde angewandt. Die primären Endpunkte waren Angstsymptome, Behandlungserfolg, klinische Remission sowie unerwünschte Ereignisse und Dropout. 115 Studien mit insgesamt 7719 PatientInnen im Alter von 5-16 Jahren (Mittelwert: 9 Jahre) wurden eingeschlossen. Die Studienpopulationen hatten verschiedene Formen von Angststörungen und zum Teil Komorbiditäten wie z.B. andere psychische Erkrankungen. Es wurden unterschiedliche Medikamente untersucht (SSRI, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine). Das Bias-Risiko wurde bei den randomisierten Studien aufgrund fehlender Verblindung der PatientInnen sowie des Studienpersonals, das die Behandlung bzw. die Endpunkterhebung durchführte, und bei den nicht-randomisierten Studien aufgrund des unklaren Risikos eines Interessenskonflikts insgesamt als moderat bis hoch eingestuft.
Die Therapie mit SSRI reduzierte Angstsymptome signifikant und erhöhte die klinische Remission im Vergleich zu Placebo. SNRI führte ebenfalls zu einer signifikanten Reduktion von Angstsymptomen, während Benzodiazepine und trizyklische Antidepressiva Angstsymptome nicht verringern konnten. Kognitive Verhaltenstherapie, verglichen mit Warteliste bzw. keiner Behandlung, verbesserte signifikant Angstsymptome, Remission und Behandlungserfolg. CBT reduzierte Angstsymptome deutlicher als Fluoxetin (SSRI) und konnte die Remission mehr verbessern als die Therapie mit Sertralin (SSRI). Die Kombination aus CBT und Sertralin konnte die Outcomes Angstsymptome und Behandlungserfolg stärker verbessern als eine der beiden Therapien alleine. Unerwünschte Ereignisse waren nur bei Pharmakotherapie häufig, wurden jedoch als nicht schwerwiegend eingestuft. CBT war zudem mit einer geringeren Dropout-Rate assoziiert als Medikamente oder Placebo. Die AutorInnen kamen zu dem Schluss, dass die vorhandene Evidenz für die Wirksamkeit von CBT und SSRI zur Reduzierung von Angstsymptomen bei Kindern spricht. Die Behandlung mit SNRI scheint ebenfalls effektiv zu sein. Direkte Vergleichsstudien („head-to-head comparisons“) zwischen verschiedenen Medikamenten und im Vergleich mit CBT (bzw. anderen Therapieformen) werden jedoch benötigt. IR
Wang Z., et al/ 2017: Comparative Effectiveness and Safety of Cognitive Behavioral Therapy and Pharmacotherapy for Childhood Anxiety Disorders. A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Pediatr. DOI:10.1001/jamapediatrics.2017.3036. http://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2650801
[1] Wagner G., et al (2017). Mental health problems in Austrian adolescents: a nationwide, two stage epidemiological study applying DSM?5 criteria. Eur Child Adolesc Psychiatry. DOI 10.1007/s00787-017-0999-6