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- Newsletter Februar 2018 | Nr. 164
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How to raise the village to raise the child? Mehr Unterstützung für Kinder mit psychisch kranken Eltern
Bereits die generelle Entscheidung, Forschung zum Thema ‚Kinder psychisch kranker Eltern‘ zu finanzieren, basierte auf einem unkonventionellen Ansatz. Das Thema resultierte aus einem umfangreichen „Crowd-sourcing-Prozesses“, bei dem Stakeholder (primär PatientInnen, Angehörige und Berufsgruppen) motiviert wurden, zu Problemen und Ideen im Bereich psychischer Gesundheit Inputs zu geben, um gesellschaftlich relevante Themen zu identifizieren. Das konkrete Forschungsprojekt (Kurzbezeichnung „The Village“) wurden im Mai dieses Jahres in einem mehrtägigen „ideas lab“ entwickelt, zu dem 30 internationale WissenschaftlerInnen unterschiedlichster Disziplinen, die aus über 130 Bewerbungen ausgewählt wurden, eingeladen waren.
Im Rahmen des (neben einem weiteren) von einer internationalen Jury ausgewählten Projektes wird ein Unterstützungsprogramm entwickelt, mit dem Kinder, die psychisch kranke Eltern haben, besser wahrgenommen und bei Bedarf in ihrem Alltag unterstützt werden. Nach dem Motto „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ sollen hierbei formelle und informelle Hilfsangebote und Ressourcen über Sektorengrenzen hinweg passgenau gebündelt werden (z.B. Schule, psychologische Betreuung, Nachbarschaftshilfe etc.). Das 4-jährige Projekt ist an der medizinischen Universität Innsbruck angesiedelt. Das Unterstützungsprogramm, das im Rahmen des Projektes entwickelt wird, wird in Tirol pilotiert und von Beginn an umfassend wissenschaftlich evaluiert.
Das Projekt unterscheidet sich in mehreren Aspekten wesentlich von klassischen Forschungsprojekten: Das gesamte Unterstützungsprogramm wird gemeinsam mit Stakeholdern (VertreterInnen von Betroffenen, Leistungsanbietern etc.) in einem partizipatorischen Prozess entwickelt (Co-design). Basis hierfür ist robuste Evidenz. Im Zentrum steht ‚the child’s voice‘, d.h. die konkrete Unterstützung soll primär aus der Sichtweise der Kinder definiert werden. Die Forschungsgruppe setzt sich aus internationalen Wissenschaftlerinnen zusammen, die sehr unterschiedliche fachliche Qualifikationen mitbringen (Public Health, Psychologie, implementation science, Linguistik/ Sozialwissenschaft, Gesundheitsökonomie) und eine echte interdisziplinäre Gruppe formen. Damit fließen unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven sowohl in die Programmentwicklung als auch in dessen Evaluierung ein. All das bringt zahlreiche Herausforderungen (wissenschaftlich, organisatorisch etc.) aber auch eine große Chance für eine soziale Innovation im Gesundheitsbereich und das Potenzial für neue Forschungsansätze mit sich.
Die LBG betritt mit dem Projekt Neuland in vielerlei Hinsicht. Aus Forschungssicht kann dieser Mut, Neues zu wagen und damit auch das Risiko zu scheitern, einzugehen, nicht genug begrüßt werden.
Dr. Ingrid Zechmeister-Koss, stellvertretende Institutsleiterin des LBI-HTA, Mitglied der Forschungsgruppe „The Village“