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- Newsletter Februar 2018 | Nr. 164
- Mammaprint® zur Entscheidung für/gegen Chemotherapie bei primärem Brustkrebs
Mammaprint® zur Entscheidung für/gegen Chemotherapie bei primärem Brustkrebs
Es konnte ein RCT identifiziert werden: die im August 2016 veröffentlichte MINDACT Studie (non-inferiority Studie, n=6.693, medianes follow-up 5 Jahre). Ziel von MINDACT war es, den klinischen Zusatznutzen von MammaPrint® zusätzlich zur klinisch-pathologischen Risikoabschätzung gegenüber der etablierten Methode allein zu belegen. MINDACT fokussierte auf „diskordante Gruppen“, also jene Subgruppen mit klinisch-hohem, aber genomisch-niedrigem Risikoprofil (CH/ GL) resp. klinisch-niedrigem und genomisch-hohem Risikoprofil (CL/GH). Der Nutzen von MammaPrint® war definiert als zuverlässiger (sicherer) Verzicht von Chemotherapie in der CH/GL Subgruppe ohne Auswirkungen auf das Fernmetastasen-freie Überleben (DMFS). Die Nicht-Unterlegenheitsgrenze wurde vorweg definiert als ein max. % Risikounterschied zwischen den beiden Vergleichsgruppen.
Die Ergebnisse in der CH/GL Population zeigten in der PP-Analyse einen Unterschied von 2,5% bei 5-Jahres DMFS 96,5% (95% CI 94,1-97,9) mit Chemotherapie vs. 94,0% (95% CI 91,4-95,8) ohne Chemotherapie (HR=0,60; 95% CI 0,34-1,06; p=0.080; nicht statistisch signifikant) – zuungunsten von MammaPrint®, 4,5% bei 5-Jahres DFS 93,0% (95% CI 90,3-95,4) mit Chemotherapie vs. 88,8% (95% CI 85,7-91,3) ohne Chemotherapie (HR=0,57; 95% CI 0,37-0,87; p=0.01: statistisch signifikant) – zuungunsten von MammaPrint® und 1,8% bei 5-Jahres OS 98,8% (95% CI 97,1-99,5) mit Chemotherapie vs. 97,0% (95% CI 94,9-98,2) (HR=0,54; 95% CI 0,23-1,26; p=0.15; nicht statistisch signifikant) – zuungunsten von MammaPrint®. Auch die Ergebnisse in der CL/GH Population zeigten keinen Zusatznutzen.
Aus PatientInnen- wie Kostenträger-Perspektive ist die Frage nach einem möglichen Verzicht auf eine Chemotherapie hochrelevant. Bei Gleichwertigkeit der Risikoabschätzungen (unter Akzeptanz der 3% Schwelle) wäre eine nachgewiesene Überlegenheit bei Lebensqualität wünschenswert. Solche Daten liegen allerdings nicht vor: Die Ergebnisse zeigen, dass der Nutzen von MammaPrint®, gemessen an den Endpunkten Fernmetastasen-freies Überleben (DMFS), krankheitsfreies Überleben (DFS) und Gesamtüberleben (OS) nach fünf Jahren unsicher und der etablieren Risikoeinschätzung nicht überlegen ist und daher der Verzicht auf eine Chemotherapie insb. bei PatientInnen mit hohem Rezidivrisiko nicht zu rechtfertigen ist. CW
EUnetHTA 2018 (mit deutscher Zusammenfassung vom LBI-HTA): Genexpressionstest Mammaprint® zur Entscheidungs-unterstützung für/gegen adjuvante Chemotherapie bei primärem Brustkrebs. https://eprints.aihta.at/1147/
IQWIG/ DE 2016: Biomarkerbasierte Tests zur Entscheidung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie beim primären Mamma-Karzinom. https://www.iqwig.de/download/D14-01_DWA-VB_Biomarker-bei-Mammakarzinom.pdf