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- Newsletter Juni 2018 | Nr. 168
- Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C
Screening auf Hepatitis B und Hepatitis C
Mangels aussagekräftiger Evidenz – so der IQWiG Bericht – sind keine sicheren Aussagen zum Nutzen oder Schaden möglich. In den letzten Jahren steigen die Zahlen der gemeldeten HepB Fälle – teils aufgrund einer veränderten Falldefinition, teils vermutlich durch Zuwanderung von Menschen aus Ländern mit höherer Verbreitung des Virus. Akute Infektionen heilen zu mehr als 95 Prozent spontan aus und werden meist nicht behandelt. Nistet sich das Virus jedoch im Körper ein, besteht die Gefahr von Leberschäden, etwa einer Zirrhose oder einem Karzinom. Chronisch Erkrankte erhalten Alpha-Interferon und ggf. Nukleotid-/Nukleosidanaloga, die die Virusvermehrung hemmen, aber nicht zu einer Heilung führen. Die Impfung gegen Hepatitis B (HBV) ist im kostenfreien Kinder-Impfprogramm enthalten. Bei HepC könnte ein Screening für bestimmte Gruppen sinnvoll sein: die akute HepC Erkrankung wird viel häufiger chronisch, nämlich in 50 bis 90 % der Fälle. Auch eine chronische HepC-Infektion kann später zu einer Leberzirrhose oder einem Leberkarzinom führen. Anders als bei HepB lässt sich die Infektion nicht durch eine Impfung verhindern. Seit einigen Jahren gibt es aber mit den sogenannten direct-acting antivirals (DAAs) Therapien, die bei einem Großteil der PatientInnen nach heutigem Kenntnisstand die Viren komplett aus dem Körper beseitigen.
Für HepC wurden 8 RCTs identifiziert, in denen die Behandlung bis zu 16 Wochen vorverlagert wurde. Dieser Zeitabstand ist aber viel kleiner als die zu erwartende Vorverlagerung der Diagnose und Therapie durch ein Screening. Angesichts des langsamen Verlaufs einer chronischen Hepatitis C lassen sich aus diesen Studien keine Aussagen über den Nutzen eines Screenings ableiten. Aktuelle Leitlinien, die sich für ein Screening auf HepC aussprechen, enthalten – laut IQWiG – plausible Annahmen zu den möglichen Vor- und Nachteilen eines Screenings von Risikogruppen und jenen Geburtsjahrgängen, auf die ein hoher Anteil aller HepC-C-Infektionen entfällt. Die Empfehlungen für ein Screening von Risikogruppen auf HepB fußen dagegen auf Annahmen, die nicht nachvollziehbar sind.
Ein LBI-HTA Bericht (2016) kommt zu dem Schluss, dass die Eignung des HepC-Screenings in PatientInnen als Präventivmaßnahme zum Schutz des Gesundheitspersonals vor Infektionen nicht belegt ist. In den Leitlinien wird empfohlen, Maßnahmen zur Vermeidung von Nadelstichverletzungen universell einzusetzen. Empfehlungen zum präoperativen Screening vor selektiven Eingriffen beruhen auf ExpertInnenkonsens; es konnten keine Studien zur Wirksamkeit als Infektionsprävention identifiziert werden. CW
IQWiG/ DE 2018: Screening auf Hepatitis C (Vorbericht), https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahren/s-projekte/s16-04-screening-auf-hepatitis-c.7584.html
IQWiG/ DE 2018: Screening auf Hepatitis B (Vorbericht), https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahren/s-projekte/s16-03-screening-auf-hepatitis-b.7583.html
LBI-HTA/ AT 2016: Hepatitis C Virus- Screening in Krankenanstalten. https://eprints.aihta.at/1103/