Viele medizinische Technologien konkurrieren um das begrenzte Gesundheitsbudget. Die wissenschaftliche Unterstützung gesundheitspolitischer Entscheidungen wird immer wichtiger, um Überversorgungen und Fehlversorgungen zu identifizieren und den Einsatz von Budgetmitteln im Gesundheitssystem bedarfsgerecht zu steuern. Die Grundwerte von HTA sind Nachhaltigkeit und Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitssystem. Durch bessere Planbarkeit und optimalen Ressourceneinsatz sollen wirksame Leistungen allen zugänglich sein.
"Das LBI-HTA ist ein hochsichtbares Institut im österreichischen Gesundheitssystem. […] Es füllt nicht nur eine kritische Lücke in der österreichischen Forschungslandschaft, sondern wurde auch zu einer Referenz und einem Vorbild für Health Technology Assessments und nutzenbasierte Entscheidungsfindung im österreichischen Gesundheitssystem. […] International betrachtet, ist das LBI-HTA eine anerkannte Institution betreffend seine wissenschaftliche Arbeit und den Einfluss auf die Entscheidungsfindung", so der aktuelle Evaluierungsbericht des Instituts, erstellt durch ein Team von internationalen Experten/innen, einzusehen unter http://hta.lbg.ac.at/page/evaluation/de.
Wie wichtig ein unabhängiges Forschungsinstitut für HTA in Österreich ist, haben auch die institutionellen Partner des LBI-HTA erkannt. Der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die Gesundheitsfonds der österreichischen Bundesländer haben sich einstimmig für eine Verlängerung des Instituts nach der maximalen Laufzeit als Ludwig Boltzmann Institut von 14 Jahren ausgesprochen und eine nachhaltige Finanzierung zugesagt. Nachdem das LBI-HTA 2006-2013 zu 40%, 2013-2020 zu 60% von institutionellen Partnern getragen wird, wird es ab 2020 zu 100% von eben diesen finanziert werden. Die Strategie der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG), ein neues Forschungsthema für Österreich in einem Inkubator zu starten, das dann weitergeführt und schrittweise den Partnern übergeben wird, zeigt sich am Beispiel LBI-HTA als höchst erfolgreich.
Das LBI-HTA hat in den letzten 10 Jahren in den Bereichen „Public Health und Versorgungsforschung“, „High-Tech Interventionen“, „Europäische Zusammenarbeit“ und „HTA-Methoden“ 250 Berichte erstellt: 90 umfassende HTA-Berichte, 100 Decision-Support Dokumente zu Einzeltechnologien (DSD) und 60 Bewertungen onkologischer Medikamente (HSO) und kann daher als hoch-produktiv bezeichnet werden. Eine Visualisierung der Projekte und Meilensteine in Form eines Posters kann (kostenfrei) unter office@hta.lbg.ac.at bestellt werden.
Wir freuen uns und feiern unseren 10. Geburtstag!
Mag. Philipp Petersen, Wissenschaftskommunikation & Wissensmanagement am LBI-HTAPriv. Doz. Dr. Claudia Wild, Leiterin des LBI-HTA
Der Fokus dieser Leitlinie liegt in einer höheren Einbindung der Bevölkerung in die Planung, das Design, die Entwicklung, die Erbringung und Evaluierung regionaler Initiativen. Dadurch soll eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung sowie ein Abbau gesundheitlicher Ungleichheiten in der Bevölkerung erreicht werden. Die genannten Initiativen der Leitlinie umfassen diverse Strategien, Programme, Services, Aktivitäten, Projekte und Forschungsprogramme. Diese sollen dabei unterstützen, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern sowie die Wirksamkeit von Initiativen sicherzustellen und Gemeinden dazu befähigen, ihre gesetzlichen Pflichten zu erfüllen. Gesellschaftliches Engagement kann zu einer Reihe von positiven gesundheitsrelevanten und sozialen Ergebnissen führen – wie z.B. zu einer Verbesserung des Selbstbewusstseins, Selbstwertgefühls, sozialer Netzwerke und sozialer Unterstützung.
Die Leitlinie richtet sich sowohl an Gesundheitsämter, Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitswesens, den Staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) als auch an Partnerinstitutionen, Gemeinden, ehrenamtlich arbeitende Organisationen und an die Bevölkerung. Die Empfehlungen der Leitlinie umfassen übergeordnete Prinzipien guter Praxis, die Entwicklung von Partnerschaften und Kollaborationen um regionale Bedürfnisse und Prioritäten zu erfüllen, die Beteiligung der Bevölkerung zur Vertretung lokaler Bedürfnisse, lokale Ansätze um das gesellschaftliche Engagement als wesentlichen Bestandteil von Gesundheitsinitiativen zu verankern und die Partizipation der Bevölkerung niederschwellig zu erreichen. NICE stellt auf seiner Homepage auch einen Versorgungspfad für involvierte Personen und Institutionen zur Verfügung (http://pathways.nice.org.uk/pathways/community-engagement).
Gesellschaftliches Engagement sei laut NICE von großer Bedeutung, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern, soziale Determinanten für Gesundheit zu adressieren und gesundheitliche Ungleichheiten in der Bevölkerung zu reduzieren. KR
NICE/ GB 2016: Community engagement: improving health and wellbeing and reducing health inequalities. NICE guidelines [NG44]. https://www.nice.org.uk/guidance/ng44Ein rezenter - auf einer Masterarbeit beruhender - Projektbericht ging den Fragen nach, welche Empfehlungen hinsichtlich Screening- und Diagnose-Testverfahren sowie Therapieindikation und -form einer UEMF internationale evidenzbasierte Leitlinien aussprechen, welche Abgrenzungskriterien zwischen Ergotherapie und anderen Behandlungsformen thematisiert werden und schließlich welche der empfohlenen Screening-Instrumente und Testverfahren hinsichtlich Sprache und Normierung/Adaptierung in Österreich eingesetzt werden könnten. Die entsprechende Literatur wurde je nach Fragestellung mit Hilfe systematischer und/ oder Hand- Suche identifiziert.
Ein populationsbasiertes Screening auf UEMF wurde nicht empfohlen, da bislang keine ausreichend sensitiven Screening-Instrumente zur Verfügung stünden. Zur Diagnose der UEMF wird der Einsatz standardisierter Assessment-Instrumente empfohlen. Kein Verfahren gilt derzeit allerdings als Gold-Standard. Von den insgesamt 85 identifizierten Assessment-Instrumenten, wurden 12 bereits auf Deutsch übersetzt und für Mitteleuropa normiert bzw. adaptiert. Bei Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose UEMF wird eine Intervention empfohlen, die individuell auf Aktivitäts- und Partizipationsebene der Betroffenen eingeht. Abgrenzungskriterien auf Ebene der Therapieformen konnten nicht identifiziert werden. BP
LBI-HTA/ AT 2016: Screening, Diagnostik und Ergotherapie-Indikation bei Kindern und Jugendlichen mit umschriebenen motorischen Entwicklungsstörungen. Decision Support Document Nr.: 96 https://eprints.aihta.at/1092/Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnte kürzlich vor den potentiellen Risiken und den irreführenden Informationen über Cryotherapie. Die FDA betont, dass die GKK für die Behandlung von Alzheimer-Krankheit, Fibromyalgie, Migräne, rheumatoide Arthritis, Osteoarthritis, multiple Sklerose, Stress, Angststörungen oder chronische Schmerzerkrankung nicht zugelassen ist. Weiters wird betont, dass sehr wenig wissenschaftliche Evidenz über die Wirksamkeit und Sicherheit der GKK für die Behandlung der oben genannten Erkrankungen vorliegt. Hingegen gibt es klare Hinweise auf die Risiken: Erstickungsgefahr, Erfrierungen und Augenverletzungen seien möglich.
Ein systematischer Evidenzbericht des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB) beschäftigte sich mit der Ganzkörperkühlung bereits 2012. Der Bericht mit Fokus auf die Anwendung der GKK als Maßnahme der physikalischen Therapieanwendung im niedergelassenen Bereich oder im Rehabilitationssetting identifizierte acht Studien die in die Analyse einbezogen wurden. Die Studien wiesen große methodische Mängel auf, das Evidenzniveau basierte vorwiegend auf Beobachtungsstudien. Zu Osteoarthritis (OA) und rheumatoider Arthritis (RA) wurden zwei Studien gefunden, von denen eine Studie eine signifikante Reduzierung von Histaminwerten in RA-PatientInnen, die mit GKK behandelt wurden, im Vergleich zu konventioneller Physiotherapie zeigte. Jeweils eine Studie berichtete positive Ergebnisse bei PatientInnen mit atopischen Dermatitis und bei PatientInnen mit Depression- oder Angstsymptomen, wobei jedoch die PatientInnen sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe ihre übliche Psychopharmakotherapie unverändert weiter erhielten. In zwei Studien wurden hohe Drop-out- Raten (5,5% bzw. 21,7%) aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen beobachtet.
Die Schlussfolgerungen des HVB 2012, dass aus den gefundenen Daten keine wissenschaftlich fundierte Empfehlung zugunsten der Kältekammer gegeben werden kann und darüber hinaus ein nicht klar definierbares Schadenspotential besteht, wird also durch die rezente FDA-Warnung bestätigt. JE
HVB/ AT 2012: Kältekammertherapie bei muskuloskeletalen Erkrankungen – Update. http://www.hauptverband.at/cdscontent/load?contentid=10008.564585&version=1391184573
FDA/ US 2016: Whole Body Cryotherapy (WBC): A "Cool" Trend that Lacks Evidence, Poses Risks. http://www.fda.gov/ForConsumers/ConsumerUpdates/ucm508739.htmDie nachfolgenden sechs Therapieregime wurden in dem Assessment des ICER eingeschlossen: carfilzomib (CFZ) in Kombination mit lenalidomoide (LEN) und dexamethasone (DEX); ixazomib (IX) in Kombination mit LEN+DEX; elotuzumab (ELO) in Kombination mit LEN+DEX; panobinostat (PAN) in Kombination mit bortezomib (BOR) und DEX; pomalidomide (POM) in Kombination mit niedrig dosiertem DEX (LoDEX); und daratumumab Monotherapie (DARA). Für jedes untersuchte Therapieregime lag mindestens eine Phase III Studie vor. Die Ausnahme bildete DARA, in diesem Fall stand lediglich eine einarmige Phase II Studie zur Verfügung.
Es zeigte sich, dass im Falle von drei Regimen (CFZ+LEN+DEX, ELO+LEN+DEX und IX+LEN+DEX), sowohl als Zweit- oder Drittlinientherapie eingesetzt, ein größerer gesundheitlicher Nutzen vorliegt als bei der untersuchten Vergleichstherapie (LEN+DEX). Hingegen wurde die Evidenz der anderen drei Therapieoptionen entweder als unzureichend oder als vielversprechend aber nicht eindeutig beschrieben. Die Kosten-Nutzen-Verhältnisse der untersuchten Therapien (Zweit- und Drittlinientherapie) liegen deutlich über den gemeinhin diskutierten oder festgelegten Kosteneffektivitätsgrenzwerten von Gesundheitsintervention.
Wesentliche Preisreduktionen wären notwendig, insbesondere da bereits gegenwärtige Therapieregime, wie LEN+DEX, die Kosteneffektivitätsgrenzwerte überschreiten. Durch die Kombination von gegenwärtigen Regimen mit neuen Therapien würden diese Grenzwerte voraussichtlich noch weiter überschritten werden. Somit müssten sowohl die Kosten von neuen als auch von alten Therapieregimen gesenkt werden, um akzeptable Kosteneffektivitätsgrenzwerte zu erreichen. NG
ICER/ US 2016: Treatment options for Relapsed or Refractory Multiple Myeloma: Effectiveness, Value, and Value-Based Price Benchmarks. http://icer-review.org/wp-content/uploads/2016/05/MWCEPAC_MM_Evidence_Report_050516-002.pdf19.-20. September 2016
Health Economy Congress 2016
Göttweig / Österreich
20.-22. September 2016
International Preventing Overdiagnosis conference
Barcelona / Spanien
http://www.preventingoverdiagnosis.net/
28.-30. September 2016
HTADS-M3: 3-Day Certified Course: Modeling Approaches for HTA: A Practical Hands-on Workshop
Hall in Tirol / Österreich
28.-30.September 2016
European Health Forum Gastein
Bad Hofgastein / Österreich
http://www.ehfg.org/conference.html
30. September 2016
UMIT Magister-Studiengang Gesundheitswissenschaften
Hall in Tirol / Österreich
https://www.umit.at/page.cfm?vpath=studien/magistermaster/gesundheitswissenschaften
13. Oktober 2016
2. Konferenz der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK)
Wien/ Österreich
29. Oktober – 02. November 2016
ISPOR 19th Annual European Congress
Wien/ Österreich
http://www.ispor.org/event/index/2016Vienna
09.-10. November 2016
19. wissenschaftliche Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health (ÖGPH)
09. – 12. November 2016
9th European Public Health Conference
Wien/ Österreich
28.-29.November 2016
LBG Meeting for Health Sciences
Wien/ Österreich
Oktober
Impressum
Redaktion: Claudia Wild/ CW, Philipp Petersen/ PP
KR: Katharina Rosian
BP: Brigitte Piso
JE: Judit Erdös
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