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- Newsletter Februar 2020 | Nr. 184
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Bariatrische Chirurgie: Effektivität, Sicherheit und Kosteneffizienz
Die metabolische und bariatrische Chirurgie (MBS) wird derzeit in Belgien bei morbider Adipositas (BMI größer-gleich 40) oder schwerer Adipositas (BMI größer-gleich 35) in Kombination mit adipositasbedingten Störungen (Hypertonie, Typ-2-Diabetes oder obstruktivem Schlafapnoesyndrom (OSAS)) erstattet. Die Kostenerstattung ist Erwachsenen (ab 18 Jahren) nach multidisziplinärer Beratung vorbehalten, wenn eine Diät seit mindestens einem Jahr keinen dauerhaften Erfolg hatte. Randomisierte Studien belegen, dass die MBS bei der Mehrheit der operierten Personen zu einem signifikanten und nachhaltigen Gewichtsverlust führen. Trotz dieser hohen Erfolgsrate müssen MBS-KandidatInnen über Risiken (Vitamin- und Mikronährstoffmangel, psychische Probleme) und über die Notwendigkeit einer lebenslangen Anpassung des Lebensstils ausreichend informiert werden. Die ökonomischen Bewertungen von MBS für die derzeit in Belgien erstatteten Indikationen weisen auf eine relativ niedrige inkrementelle Kosten-Effektivitäts-Relation (ICER) oder sogar Kosteneinsparungen hin.
Für die anvisierte Zielgruppe, d.h. Personen mit Typ-2-Diabetes und Adipositas mit etwas niedrigerem BMI (30 - 35) bewegt sich die Wirksamkeit für die Diabetesremission und die Sicherheit auf vergleichbarem Niveau (mit BMI größer-gleich 35) – jedoch ist die derzeitige Evidenzqualität niedrig und RCTs zu diesem Thema sind erst in Arbeit. Auch für Jugendliche (unter 18 Jahren) ist die Evidenz begrenzt und speist sich lediglich aus Beobachtungsstudien – Gewichtsverlust und Sicherheit sind auf kurze Sicht mit jenen von Erwachsenen vergleichbar. Problematisch scheint in diesem Fall, dass die Evidenz auf Verfahren basiert, die in spezialisierten Zentren für einen sehr hohen BMI (durchschnittlich ca. 39-59 kg/m2) durchgeführt werden. Zudem sind die Daten zu den Langzeitwirkungen (Wirksamkeit und v.a. Sicherheit) weniger umfangreich als bei Erwachsenen. Die Entscheidung zur Durchführung des Verfahrens sollte sich primär am Schweregrad der medizinischen Situation und nicht allein am Alter orientieren. Deshalb empfiehlt das KCE, dass MBS bei Jugendlichen eine sehr große Ausnahme bleibt. Bei den ökonomischen Bewertungen von MBS bei Jugendlichen und Diabetes-PatientInnen mit BMI 30 - 35 ergeben sich ähnliche Probleme: Die Berechnungen weisen zwar auf eine mögliche Kosteneffektivität (relativ niedrige ICERs) hin, basieren jedoch hauptsächlich auf nicht randomisierten Studien und vielen Annahmen.
Das KCE empfiehlt eine restriktive Kostenerstattung für die oben genannten Indikationen anzupeilen. Allerdings vor dem Hintergrund, dass der aktuelle Report in einem laufenden HSR-Bericht (Health Services Research) weiterentwickelt wird: hier soll die langfristige Nachbeobachtung im Vordergrund stehen. OS
Belgian Healtch Care Knowledge Centre (KCE)/ BE 2019: Obesity Surgery: Is It Effective, Safe And Cost-Effective? https://kce.fgov.be/sites/default/files/atoms/files/KCE_316C_Bariatric_surgery_Synthesis.pdf