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- Newsletter April 2020 | Nr. 186
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Brustkrebs: Biomarker-Tests zur Entscheidung über Chemotherapie
Auf Basis eines im Jahr 2018 publizierten Addendums eines umfassenden IQWiG Berichts (2016) wurde eine biomarkerbasierte Strategie (Oncotype DX) für bestimmte Patientinnen ohne Lymphknotenbefall bereits in die Regelversorgung in Deutschland aufgenommen, weil es ein entsprechender RCT Anhaltspunkte für einen Nutzen des Tests gibt. Das Testergebnis könne damit Patientinnen mit primärem Hormonrezeptor-positivem, HER2/neu-negativem Mammakarzinom und 0 befallenen Lymphknoten bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie unterstützen. Der rezente IQWiG-Bericht (2020) überprüfte nun erneut den aktuellen Wissensstand zu einer biomarkerbasierten Strategie zur Entscheidung über eine adjuvante systemische Chemotherapie beim primären Mammakarzinomvon. Es wurden dabei insgesamt sieben biomarkerbasierte Tests (uPa/PAI-1 (Femtelle), Oncotype DX, EndoPredict / EPclin, MammaPrint, Breast Cancer Index, Prosigna und IHC4 Test) berücksichtigt. Es wurde – neben den bereits in den vorangegangenen Projekten bekannten drei RCTs – 12 Prognosestudien sowie sieben Konkordanzstudien für die Evidenzsynthese eingeschlossen. Damit gibt es keine neuen Erkenntnisse aus RCTs, jedoch sind wichtige Erkenntnisse zur Konkordanz des Oncotype DX mit anderen Tests zu konstatieren. Demnach zeigte sich, dass die verschiedenen Tests jeweils unterschiedliche Patientinnen den verschiedenen Risikokategorien zuordnen. Es bestehen daher zentrale Probleme in Bezug auf Übereinstimmung der Zuordnung von Patientinnen durch Verwendung des Oncotype DX und durch Verwendung anderer Biomarker-Tests: diese betrug zwischen 43% (Prosigna) und 74% (Mammaprint).
Es ergeben sich daher, je nach gewähltem Test, unterschiedlich große Anteile an Patientinnen mit „niedrigem Rezidivrisiko“. Das ist insofern problematisch, als damit ein bloßer Vergleich der Rezidivraten von den jeweils identifizierten Gruppen mit niedrigem Rezidivrisiko vor dem Hintergrund der geringen Konkordanz als sehr kritisch zu betrachten ist. Während Prognosestudien auf eine Vergleichbarkeit der Tests hinweisen, so ist die diesbezügliche Aussagekraft jedoch beschränkt: Die Anteile in den Niedrigrisikogruppen eingeordneten Patientinnen ohne Lymphknotenbefall unterschied sich in den Prognosestudien mit einem Spektrum, welches von 20% bis 86% der Frauen reichte, eklatant. GG
IQWiG/ DE 2020: Biomarkerbasierte Tests zur Entscheidung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie beim primären Mammakarzinom – Wissensstand. Rapid Report. https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/nichtmedikamentoese-verfahren/d-projekte/d19-01-biomarkerbasierte-tests-zur-entscheidung-fuer-oder-gegen-eine-adjuvante-systemische-chemotherapie-beim-primaeren-mammakarzinom-wissensstand.12356.html
IQWiG/ DE 2018: Biomarkerbasierte Tests zur Entscheidung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie bei primären Mammakarzinom – Addendum zum Auftrag D14-01. https://www.iqwig.de/download/D18-01_Biomarker-bei-Mammakarzinom_Kurzfassung_Addendum-zum-Auftrag-D14-01_V1-1.pdf
IQWiG/ DE 2016: Biomarkerbasierte Tests zur Entscheidung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie beim primären Mamma-Karzinom. https://www.iqwig.de/download/D14-01_Abschlussbericht_Biomarker-bei-Mammakarzinom.pdf