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- Newsletter April 2021 | Nr. 196
- Neugeborenen-Screening auf 5q-assoziierte Spinale Muskelatrophie (SMA)
Neugeborenen-Screening auf 5q-assoziierte Spinale Muskelatrophie (SMA)
Im IQWiG Bericht wurden – mangels vergleichender Interventionsstudien der Screeningkette -Interventionsstudien, die einen Vergleich eines früheren mit einem späteren Therapiebeginn ermöglichen, sowie Studien zur diagnostischen Güte herangezogen, die mittels Linked-Evidence-Ansatz zusammengeführt wurden. Ein RCT mit kurzer Beobachtungsdauer zeigte im Zuge von Subgruppenanalysen Effektunterschiede für den kombinierten Endpunkt Zeit bis Tod oder dauerhafte Beatmung sowie für den Endpunkt Erreichen motorischer Meilensteine zugunsten von Kindern mit frühsymptomatischem Therapiebeginn (Krankheitsdauer kleiner-gleich 12 Wochen). Darüber hinaus zeigte eine retrospektive vergleichende Studie für den Endpunkt Erreichen motorischer Meilensteine große Effekte zugunsten des präsymptomatischen Therapiebeginns, die sich nicht allein durch Verzerrung erklären ließen (dramatischer Effekt). Die Ergebnisse der vier Studien zur Bewertung der diagnostischen Güte sprechen für eine Eignung der Testverfahren - allerdings wurden nur die positiven Testergebnisse überprüft. Im MDS-Gutachten konnten ebenfalls nur indirekte Vergleiche zwischen frühem und spätem Therapiebeginn angestellt werden: Hier bemängelten die Autor*innen v.a. die Auswahl der Studienteilnehmer*innen und die zu kurze Nachbeobachtungszeit. Überdies konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Vorteile in der motorischen Entwicklung bei Behandlung vor Symptomauftreten rein verzerrungsbedingt auftraten. Ein Neugeborenen-Screening auf Spinale Muskelatrophie wurde deswegen außerhalb von Studien nicht empfohlen.
Zusammenfassend ergab sich für das IQWiG ein Hinweis für einen Nutzen des Neugeborenenscreenings auf 5q-assoziierte SMA im Vergleich zu keinem Screening: Die Daten deuteten auf bessere Therapieergebnisse bei früherem Therapiezeitpunkt hin, die mit diagnostischen Testverfahren gewährleistet werden können. Allerdings konnten für identifizierte Kinder mit spätem Krankheitsbeginn keine Schlüsse gezogen werden: Ein adäquater Umgang mit diesen Kindern und ihren Familien – einschließlich der Erwägung einer selbstbestimmten Entscheidung über das (Nicht-)Wissen zum Vorliegen milde verlaufender SMA-Formen – ist laut IQWiG bei Einführung eines Neugeborenenscreenings zu berücksichtigen. OS
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)/ DE 2020: Neugeborenenscreening auf 5q-assoziierte spinale Muskelatrophie. https://www.iqwig.de/download/s18-02_neugeborenenscreening-auf-5q-assoziierte-sma_abschlussbericht_v1-0.pdf
Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS)/ DE 2019: Neugeborenen-Screening auf Spinale Muskelatrophie. https://www.mds-ev.de/fileadmin/dokumente/Publikationen/GKV/Methodik/SMA_Gutachten_Version_2.0_Final_clean_public.pdf