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- Newsletter Juni 2021| Nr. 198
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Soziale Normen: Interventionen zur Bestärkung des klinischen Verhaltens von Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen
Manchmal hält sich das Gesundheitspersonal nicht an die empfohlene Praxis: Etwa wenn erforderliche Bluttests nicht angeordnet werden oder falsche Medikamente verschrieben werden. Hier können Interventionen in Bezug auf soziale Normen ansetzen, indem das Gesundheitspersonal beispielsweise den Überzeugungen, Gedanken, Meinungen oder Verhaltensweisen seiner Kolleg*innen ausgesetzt wird: Beispielsweise kann eine Gegenüberstellung der Antibiotikaverschreibungspraxis zwischen Ärzt*innen (im Sinne einer „glaubwürdigen Quelle“) als Verhaltensänderungstechnik fungieren.
Für die systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse schlossen die Forscher*innen 106 relevante Studien ein. Die meisten Studien konzentrierten sich auf Ärzt*innen, obwohl auch anderes Gesundheitspersonal einbezogen wurde. Die häufigsten Zielverhaltensweisen betrafen die Verschreibung von Medikamenten, die Anordnung von Tests und das Management von Gesundheitszuständen. Interventionen im Bereich der sozialen Normen können einen moderaten Effekt auf das klinische Verhalten des Gesundheitspersonals haben und auch die Gesundheitsergebnisse der Patient*innen verbessern, aber das Ausmaß des Effekts variierte stark zwischen den Studien. Sowohl der soziale Vergleich als auch der Bezug zu einer „glaubwürdigen Quelle“ erwiesen sich als wirksame Mittel zur Veränderung des klinischen Verhaltens des Gesundheitspersonals und zur Verbesserung der gesundheitlichen Ergebnisse der Patient*innen. Die Wirksamkeit des sozialen Vergleichs könnte verstärkt werden, wenn er mit einer Aufforderung kombiniert wird, z. B. mit einem Computer-Pop-up, das an die Antibiotika-Verschreibungsrichtlinien erinnert, wenn ein Allgemeinmediziner versucht Antibiotika zu verschreiben.
Obwohl das Gesamtergebnis bescheiden und sehr variabel ausfiel, kam das NIHR zu dem Schluss, dass Interventionen in Bezug auf soziale Normen eine wirksame Methode sind, um das klinische Verhalten des Gesundheitspersonals zu ändern und einen positiven Effekt auf die Patient*innen-Ergebnisse zu generieren. Zudem besteht das Potenzial, dass Interventionen im Bereich sozialer Normen in großem Umfang angewandt werden können. Als effektivste Interventionen hierfür stellten sich die Bereitstellung von Kommunikation von „glaubwürdigen Quellen“ zugunsten des gewünschten Verhaltens und der soziale Vergleich in Kombination mit Aufforderungen/Hinweisen heraus. LG
National Institute for Health Research (NIHR)/UK 2020: Social norms interventions to change clinical behaviour in health workers: a systematic review and meta-analysis. https://www.journalslibrary.nihr.ac.uk/hsdr/hsdr08410#/abstract