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- Newsletter September 2021 | Nr. 200
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Long-Covid: Häufigkeit und mögliche Risikofaktoren
Die Studien ergaben eine breite Range der Long-Covid Prävalenzen: Bei 39 bis 72 Prozent der stationär behandelten Covid-19-Patient*innen traten innerhalb von ein bis drei Monaten nach Beginn der akuten SARS-CoV-2-Infektion Long-Covid-Symptome auf; in der Gruppe der nicht-hospitalisierten Infizierten waren es 5 bis 36 Prozent. Nach über sechs Monaten berichteten noch bis zu 60 Prozent der ehemals hospitalisierten Patient*innen über Müdigkeit, Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigungen und/oder Atemwegsprobleme; in der Kohorte der ambulant behandelten SARS-CoV-2-Fälle traf diese Symptomatik auf 13 bis 25 Prozent zu. Zudem zeigten die Studien, dass die Range der Häufigkeit der einzelnen Long-Covid Symptomen sehr groß ist. Zu den häufigsten Symptomen unter Long-Covid-Patient*innen zählten bis zu drei Monate nach dem Beginn der akuten Infektion Müdigkeit/Erschöpfung mit 16 bis 98 Prozent, gefolgt von Kurzatmigkeit (10 bis 93 Prozent) und Kopfschmerzen mit 9 bis 91 Prozent. Nach drei bis sechs Monaten zählten Müdigkeit/Erschöpfung (16 bis 78 Prozent) und kognitive Beeinträchtigungen (13 bis 55 Prozent) zu den häufigsten Long-Covid Symptomen. Darüber hinaus hatten 16 bis 21 Prozent mit Atemwegsproblemen zu kämpfen.
Zwölf der 28 eingeschlossenen Studien untersuchten auch mögliche Risikofaktoren. Die Ergebnisse von sechs Studien deuten darauf hin, dass Frauen möglicherweise ein höheres Risiko haben, Long-Covid Symptome zu entwickeln. Es ist jedoch bekannt, dass der Unterschied der Erkrankungshäufigkeit zwischen Männer und Frauen nicht nur auf das biologische Geschlecht zurückzuführen ist, sondern möglicherweise auch geschlechterspezifische Unterschiede im Gesundheitsverhalten eine Rolle spielen könnten. Darüber hinaus deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass eine hohe Anzahl an Symptomen während der akuten Infektionsphase mit einem höheren Risiko für Long-Covid einhergehen könnte. Bezüglich des Risikofaktors „Alter“ konnten keine validen Aussagen getroffen werden.
Bis dato sind die genauen Ursachen und Risikofaktoren, welche zur Entwicklung von Long-Covid Symptomen führen, nicht bekannt. Aufgrund der großen Vielfalt unterschiedlichster Symptome ist jedoch anzunehmen, dass mehrere Ursachen miteinander verwoben sind. Um die Symptomatik von anderen Erkrankungen (z.B. das Post-Intensive-Care-Syndrom) oder Ursachen (z.B. psychische Probleme als Folgewirkung der Maßnahmen zur Pandemiebekämfpung) abzugrenzen, wird eine einheitliche Definition von Long-Covid in Zukunft benötigt. Darüber hinaus braucht es eine genauere Charakterisierung und Klassifizierung von Long-Covid Symptomen und deren Ursachen, um Behandlungsstrategien für unterschiedliche Long-Covid-Patient*innengruppen effizienter gestalten zu können. SW
AIHTA/AT 2021: Epidemiology of long COVID: a premilinary report. Deutsche Kurzfassung zum gleichnamigen KCE-Bericht. AIHTA Projektbericht Nr. 135a; 2021. https://eprints.aihta.at/1321