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- Newsletter Oktober 2021| Nr. 201
- Versorgungsforschung in der Onkologie: Immuntherapie bei NSCLC
Versorgungsforschung in der Onkologie: Immuntherapie bei NSCLC
Die randomisierte kontrollierte klinische Studie gilt als Goldstandard, um kausale Beziehungen zwischen Behandlung und Outcome zu untersuchen, jedoch sind die Ergebnisse dieser Studien nicht immer auf den klinischen Alltag in der Patient*innenversorgung übertragbar. Aus diesem Grund werden zunehmend Daten aus der Routineversorgung herangezogen, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien unter Alltagsbedingungen zu evaluieren. Da bisher keine Evaluierung der Immuntherapie im Versorgungsalltag in Österreich vorlag, wurde eine retrospektive Studie in sechs österreichischen Krankenhäusern zur Anti-PD-1/PDL1-Monotherapie bei Patient*innenen mit NSCLC unter Verwendung von Routinedaten durchgeführt. Die Versorgungsdaten wurden mit den klinischen Ergebnissen aus den Zulassungsstudien verglichen.
Sowohl in der Erstlinientherapie (mit Pembrolizumab) wie auch in Zweitlinientherapie (mit Nivolumab, Pembrolizumab oder Atezolizumab) waren die Patient*innen in der Praxis etwas älter und es wurden auch Patient*innen mit ECOG Performance Status größer-gleich 2 behandelt. In der Matched-Pair-Analyse wurde Patient*innen mit einer historischen Korte verglichen: Patient*innen mit Erstlinientherapie mit Pembrolizumab (Kohorte 1) wurden mit Patient*innen mit einer platinhaltigen Erstlinientherapie und Patient*innen mit Zweitlinientherapie (mit Nivolumab, Pembrolizumab oder Atezolizumab) (Kohorte 2) wurden mit Patient*innen mit einer taxanhaltigen Therapie verglichen. Für Kohorte 1, betrug das mediane Gesamtüberleben in der Pembrolizumab-Gruppe 15,21 Monaten (95 % CI 7,56 bis 20,44) versus 9,81 Monaten (95 % CI 7,79 bis 11,60) für die historische Kohorte mit einer Platintherapie. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 5,22 Monate (95 % CI 2,53 bis 17,61) für Kohorte 1 und 4,87 Monate (95 % CI 3,94-6,01) für die Gruppe mit einer Platintherapie (p=0,14). Für Kohorte 2 zeigte die Matched-Pair-Analyse ein medianes Gesamtüberleben von 20,34 Monaten (95 % CI 6,87-26,18) für die Anti-PD-1/PD-L1-Monotherapie im Vergleich zu 5,40 Monaten (95 % CI 3,15-11,66) für die historische Kohorte mit einer Taxantherapie (p=0,18). Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 2,60 Monate (95 % CI 1,91 bis 20,34) für die Kohorte
2 und 3,05 Monate (95 % CI 1,97-5,78) für die Gruppe mit Taxantherapie (p=0,36). Vor allem für die Zweitlinientherapie mit einer Immuntherapie konnte eine höhere objektive Ansprechrate und ein etwas längeres medianes Gesamtüberleben im Vergleich zu den klinischen Studien sowie ein vergleichbares medianes progressionsfreies Überleben gezeigt werden. Im Gegensatz dazu konnten die Ergebnisse aus zulassungsrelevanten klinischen Studien für die Erstlinientherapie mit Pembrolizumab Monotherapie nicht bestätigt werden. Das mediane Gesamtüberleben von 16,9 Monaten lag deutlich unter den 26,3 Monaten aus der randomisierten kontrollierten Studie. SGG/ CW
AIHTA/ AT 2020/21: Versorgungsforschung in der Onkologie: Anti-PD-1/PD-L1-Therapie bei Patient*innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) - Ergebnisse aus dem Versorgungsalltag. HTA Projektbericht Nr. 126: https://eprints.aihta.at/1227