- Aktuelles
- Newsletter
- Newsletter Oktober 2021| Nr. 201
- DNA-Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs – Update der Evidenz
DNA-Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs – Update der Evidenz
Um die derzeitige Evidenz von DNA-Stuhltests zu überprüfen wurde ein Update der Evidenz eines EUnetHTA Berichts (2019) hinsichtlich der diagnostischen Genauigkeit und der Wirksamkeit und Sicherheit durchgeführt: Die derzeit verfügbare Evidenz besteht aus fünf Beobachtungsstudien zur diagnostischen Testgenauigkeit. Daher gibt es derzeit keine direkte Evidenz zur Bewertung der klinischen Wirksamkeit und Sicherheit des untersuchten Screening-Instruments. Indirekte Evidenz aus dem EUnetHTA-Bericht 2019 (entscheidungsanalytisches Markov-Modell) deutet darauf hin, dass die 10-jährliche Koloskopie – im Vergleich zu anderen Teststrategien (Cologuard®: 3-jährlich; ColoAlert®: 3-jährlich; FIT: 2-jährlich) – die wirksamste Strategie ist (allerdings mit der größten Belastung für die gescreenten Individuen).
In der Modellierungen 2019 (basierend auf einer Screening-Kohorte von 1.000 Personen und diagnostischen Testgenauigkeitsdaten aus klinischen Studien und österreichspezifischen Annahmen) schnitt einer der DNA-Stuhltests (ColoAlert®) unter den verfügbaren diagnostischen Tests am schlechtesten ab. Grundsätzlich ist aber bei einer Entscheidung zugunsten einer Screening-Strategien letztlich eine Abwägung erforderlich, wie viel zusätzliche Belastung (durch Koloskopien) man für ein gewonnenes Lebensjahr (engl. life years gained/LYG) bzw. eine Abwendung eines zusätzlichen Darmkrebs-Todesfall in Kauf nehmen möchte (Teststrategien LYG: 10-jährlichen Koloskopie: 394; Cologuard®: 385; FIT: 365; ColoAlert®: 358). Die Teststrategie bestehend aus der 10-jährlichen Koloskopie konnte die meisten Darmkrebs-bedingten Todesfälle verhindern (31 durch Koloskopie, 30 durch Cologuard®, 28 durch FIT und 27 durch ColoAlert®). Die Anzahl der Koloskopien war dagegen mit einer 2-jährlichen FIT-Teststrategie am geringsten (904 mit FIT, 1.053 mit ColoAlert®, 1.292 mit Cologuard® und 2.777 mit Koloskopie). Die Daten zur diagnostischen Genauigkeit der Tests deuten übereinstimmend darauf hin, dass die Sensitivität von DNA-Stuhltests in einer durchschnittlichen Screening-Population höher ist als die von FIT. Die Spezifität ist dagegen bei DNA-Stuhltests (im Vergleich zu FIT) niedriger. Die Qualität der Evidenz war heterogen: Während sie im Falle von Cologuard® als moderat einzustufen ist, gibt es hohe Unsicherheit (sehr niedrige Qualität der Evidenz) der Testgenauigkeitsdaten des ColoAlert® Tests.
Es ist ausreichend darauf hinzuweisen, dass einerseits randomisierte Kontrollstudien wünschenswert sind, um einen eindeutigen bevölkerungsbezogenen Nutzen nachweisen zu können und andererseits die Berücksichtigung der Kosteneffektivität, Patient*innenpräferenz und Adhärenz für zukünftige Modellierungsanalysen notwendig ist. Des Weiteren spielt die Screening-Strategie als solche (opportunistisch vs. organisiert) eine zentrale Rolle bei der Verhinderung der Krankheitslast von CRC. GG
AIHTA/AT 2021: Stuhl-DNA-Test zur Früherkennung von Darmkrebs. AIHTA Policy Brief 011. https://eprints.aihta.at/1335/