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- Newsletter Juni 2022 | Nr. 208
- Telemedizin in der Diabetesversorgung in Österreich
Telemedizin in der Diabetesversorgung in Österreich
Für die Evaluation internationaler telemedizinisch-begleiteter Diabetes-Projekte konnten 20 Studien identifiziert werden, die insgesamt 17 Endpunkte erhoben. Die Endpunkte zielten darauf ab, etwaige medizinische (z.B. Lebensqualität, kardiovaskuläres Risiko und weitere klinische Parameter), soziale (z.B. Selbstwirksamkeit) und organisatorische (z.B. Inanspruchnahme medizinischer Leistungen) Versorgungseffekte zu überprüfen. Die meisten Endpunkte wurden quantitativ erhoben, wenngleich für drei der 17 Endpunkte (Zufriedenheit/Akzeptanz, Erfahrung mit der Betreuung) zusätzlich eine qualitative Erhebungsmethode gewählt wurde. Hinsichtlich der verwendeten Evaluationsinstrumente kamen vorrangig standardisierte Fragebögen zum Einsatz. Bei dem Großteil der über Fragebögen/Interviews ermittelten Endpunkte handelte es sich um Indikatoren, zu denen Patient*innen direkt befragt wurden (Selbsteinschätzung). Für die systematische Übersichtsarbeit zum potenziellen medizinischen, sozialen und organisatorischen Zusatznutzen von TM-DVP im Vergleich zur üblichen Diabetesversorgung wurden insgesamt 14 randomisierte Kontrollstudien (mit 74-1.665 Teilnehmer*innen) eingeschlossen. Es konnten Anhaltspunkte für Versorgungseffekte identifiziert werden, wenngleich es hohe Heterogenität der jeweiligen TM-DVP gibt: die organisatorischen Rahmenbedingungen unterschieden sich vor allem im Hinblick auf das involvierte Personal, die Anzahl der Kontakte und die technischen Komponenten der jeweiligen TM-DVP (z. B. Dateneingabe bzw. Datentransfer und Art der zusätzlich genutzten DiGA).
Neben dem medizinischen Nutzen sind bei telemedizinischen Versorgungsprogrammen auch organisatorische und soziale Versorgungseffekte zu berücksichtigen. Der Fokus sollte dabei auf validierte Messinstrumente, welche häufig in Studien verwendet wurden, gelegt werden. Daneben sind auch Routinedatenanalysen möglich und zusätzlich sinnvoll. Die Zielsetzungen und Erwartungen an derartige TM-DVP sollten die Wahl der Messinstrumente bestimmen. Ein Blick auf die vorhandenen internationalen Studien zeigt, dass die Durchführung pragmatischer randomisierter Kontrollstudien möglich ist. Dies wäre auch für österreichische telemedizinische Versorgungsprojekte wünschenswert. Ein transparenter Prozess für die Bewertung von DiGA befindet sich derzeit in Österreich noch im konzeptionellen Stadium. Es ist ausreichend darauf hinzuweisen, dass diese Kriterien und Anforderungen (z. B. Datenschutz, Nutzenbewertung, etc.) für alle DiGA in gleicher Weise zur Anwendung kommen sollten. GG
AIHTA/ AT 2022: Telemedizinische Diabetesversorgung in Österreich: Eine systematische Analyse von Evaluierungsmethoden. HTA-Projektbericht 143. https://eprints.aihta.at/1370/.