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- Newsletter Oktober 2022 | Nr. 211
- Pilotierung des „Village Programms“ zur Unterstützung von Kindern mit psychisch erkrankten Eltern in Tirol
Pilotierung des „Village Programms“ zur Unterstützung von Kindern mit psychisch erkrankten Eltern in Tirol
Auf der Grundlage einer umfassenden Ist-Situationsanalyse und internationaler Evidenz wurde in sechs sogenannten Co-Design-Workshops gemeinsam mit lokalen Akteuren ein zweistufiges Programm entwickelt. Es besteht aus einem Screening-Teil, bei dem Ärzt*innen in der Erwachsenenpsychiatrie und in der Primärversorgung Patient*innen anhand eines kurzen standardisierten Screening-Tools sensibel fragen, ob sie minderjährige Kinder haben. Danach wird den Eltern ein mehrteiliges Unterstützungsprogramm angeboten, das von Koordinator*innen geleitet wird und darauf abzielt, das soziale (und bei Bedarf professionelle) Unterstützungsnetz rund um das Kind zu aktivieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Perspektiven der Kinder und die Stärken der Familien. An der anschließend durchgeführten Machbarkeitsstudie nahmen 30 von knapp 100 zugewiesenen Familien teil. Die Ausgangsdaten der Teilnehmer*innen zeigen eine erhebliche Belastung der Kinder und Eltern (z. B. betreffend Gesundheitszustand, Stigmatisierung oder Übernahme elterlicher Verantwortung durch die Kinder). Nach der Programmteilnahme deuten die Daten auf Verbesserungen des Gesundheitszustands von Kindern und Eltern, des Wissens und der Kommunikation über psychische Erkrankungen, der Eltern-Kind-Beziehung und der Bereitschaft der Eltern, Unterstützung anzunehmen, hin. Die durchschnittlichen direkten Programmkosten pro Familie betrugen rund € 1.140.
Die Ausgangsdaten der Teilnehmer*innen machen deutlich, dass jedenfalls Handlungsbedarf für die frühzeitige Betreuung der Kinder und ihrer Familien besteht, sowohl aus individueller als auch aus ökonomischer Sicht. Verglichen mit den Kosten für die Behandlung und Betreuung von Kindern, wenn Prävention versäumt wird, sind die Kosten des Programms gering. Partizipative und transdisziplinäre Forschung, wie in diesem Projekt umgesetzt, stellen eine Herausforderung für die beteiligten Forscher*innen und Praxispartner dar und erfordern entsprechende Ressourcen. Sie erhöhen aber die Chance, dass die Entwicklung evidenz-informierter Interventionen nicht mit Empfehlungen endet, sondern eine tatsächliche Umsetzung in die Praxis erfolgt. Einzelne soziale Organisationen haben bereits Interesse an einer weiteren Umsetzung bekundet. Ein nachhaltiges Angebot braucht jedoch zusätzliche finanzielle Mittel. IZ
Link zur Zusammenfassung des Abschlussberichts: https://aihta.at/uploads/ckEditor/fields_abstract_translation_de/zusammenfassung-village-projekt.pdf.
Nähere Informationen: ingrid.zechmeister@aihta.at