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- Newsletter Oktober 2022 | Nr. 211
- Zytoreduktive Chirurgie (CRS) und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) bei sekundärer Peritonealkarzinose
Zytoreduktive Chirurgie (CRS) und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) bei sekundärer Peritonealkarzinose
Bei der CRS+HIPEC handelt es sich um einen multiviszeralen, operativ sehr aufwendigen Eingriff: nach der Entfernung tumorbefallener Anteile des Peritoneums und des großen Netzes, sowie Resektionen an Magen, Milz, Dünndarm, Dickdarm, Rektum, Leber und Urogenitaltrakt erfolgt die HIPEC. Diese wird bei offenem oder geschlossenem Abdomen mittels zu- und abführender Kanülen in der Bauchhöhle durchgeführt - das Chemotherapeutikum zirkuliert dabei zwischen 30- und 90-Minuten im Abdomen. Neben der Lebensqualität sollen sowohl die allgemeine Überlebensrate als auch die krankheitsfreie Überlebensrate erhöht werden. Für das Update wurde für die Indikation Darmkrebs eine neue klinische Studie identifiziert. Diese zeigt eine geringfügig längere, statistisch jedoch nicht signifikante Gesamt- und krankheitsfreie Überlebenszeit in der Interventionsgruppe. Für die Indikation Magenkarzinom konnte ebenfalls eine neue Studie inkludiert werden. Diese umfasste allerdings nur 17 Studienteilnehmer*innen, wodurch keine statistischen Analysen möglich waren. Zur Indikation Eierstockkrebs lagen vier neue Studien vor. Diese wiesen ähnliche Einschlusskriterien und Therapieschemata auf. Zwar zeigte ein Teil der Studien einen Vorteil im Gesamt- und krankheitsfreien Überleben, dieser wurde von den restlichen Studien jedoch nicht bestätigt. Das Vertrauen in die gemessenen Effekte bewegte sich bei allen Indikationen - entweder aufgrund geringer Teilnehmer*innenzahl und/oder verschiedener Verzerrungspotenziale (z.B. Nicht-Verblindung des Outcome-Assessors, veraltete Vergleichsintervention) - zwischen gering und sehr gering. In Bezug auf postoperative Sterblichkeit bot die Intervention tendenziell weniger Sicherheit als die Standardtherapie. Beim Endpunkt „perioperative Morbidität“ war aufgrund der Inkonsistenz der Ergebnisse unklar, welches Verfahren mit weniger Komplikationen in Verbindung zu bringen ist.
Die Evidenz für alle drei Indikationen konnte um insgesamt sechs randomisierte Kontrollstudien – davon erstmalig vier zum Eierstockkrebs – erweitert werden. Allerdings ist das Vertrauen in die berichteten Effekte für alle Parameter deutlich eingeschränkt. Eine Aufnahme der Intervention in den Leistungskatalog wird laut Bericht weiterhin bei keiner Indikation empfohlen. Es laufen jedoch aktuell weitere klinische Studien, die zukünftig zu einer anderen Schlussfolgerung führen könnten. OS
AIHTA/ AT 2022: Zytoreduktive Chirurgie und hypertherme intraperitoneale Chemotherapie bei sekundärer Peritonealkarzinose: 1. Update. Decision Support Document 74/Update 2022. Link folgt.