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- Newsletter Dezember/Jänner 2022/2023 | Nr. 213
- Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS)
Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS)
Die systematische Übersichtsarbeit (basierend auf acht randomisierten Kontrollstudien/ RCTs) identifizierte sieben nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapieoptionen für ME/CFS-Patient*innen, darunter die kognitive Verhaltenstherapie, die Graded Exercise Therapy (Aktivierungstherapie), Selbstmanagement, Lightning Process, Vitamin D, Valganciclovir und Rituximab. Jeweils zwei randomisierte Kontrollstudien deuteten auf einen Zusatznutzen der kognitiven Verhaltenstherapie und der Aktivierungstherapie im Vergleich zur fachärztlichen Standardversorgung bei Patient*innen mit leichtem bis moderatem ME/CFS-Schweregrad für einen kurz- bis mittelfristigen Zeitraum hin. In Bezug auf die kognitive Verhaltenstherapie wurden größere Effekte hinsichtlich der Fatigue, der sozialen Teilhabe und des Krankheitsgefühls nach Anstrengung berichtet, während die Aktivierungstherapie vor allem bezüglich der beiden Endpunkte, allgemeines Beschwerdebild und Krankheitsgefühl nach Anstrengung, Vorteile gegenüber der Standardtherapie ergab. Für einen Zeitraum von mehr als 15 Monaten und für Patient*innen mit höherem ME/CFS-Schweregrad konnten keine Nutzenaussagen getroffen werden. Für beide Therapieformen gilt, dass die Entscheidung für oder gegen eine Therapie gemeinsam von den Ärzt*innen/Therapeut*innen und den Patient*innen unter Berücksichtigung der individuellen Krankheitssituation getroffen werden sollte. Zudem wird empfohlen, dass die Behandlung von ME/CFS nur von ärztlichen oder therapeutischen Fachkräften durchgeführt werden sollte, die ausreichende Kenntnisse und Erfahrungen mit dem Krankheitsbild haben.
Die Diagnosestellung von ME/CFS wird insbesondere durch die verschiedenen Symptome und das Fehlen von etablierten Biomarkern erschwert. Eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ist zudem nicht immer eindeutig. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 70.000 Erwachsene betroffen. Ein weiterer Anstieg ist infolge der SARS-CoV-2-Epidemie zu erwarten, da Post-Covid Patient*innen teilweise die ME/CFS-Diagnosekriterien erfüllen. SW
IQWiG/DE 2022: Myalgische Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS): aktueller Kenntnisstand. Vorbericht. Oktober 2022. https://www.iqwig.de/projekte/n21-01.html.