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- Newsletter April 2023 | Nr. 216
- Früherkennung und Versorgung peripartaler psychischer Erkrankungen in Österreich
Früherkennung und Versorgung peripartaler psychischer Erkrankungen in Österreich
Derzeit gibt es in Österreich kein nationales Früherkennungsprogramm, um psychische Belastungen systematisch zu erkennen. Ob im Rahmen der aktuell laufenden Umsetzung des elektronischen Eltern-Kind-Passes (vormals Mutter-Kind-Pass) eine standardisierte Früherkennung entsprechend internationaler Leitlinien integriert wird, ist derzeit ungewiss. Eltern mit bestehenden psychischen Belastungen unterschiedlichen Schweregrads finden durchaus Angebote vor, etwa die ‚Frühen Hilfen‘. Viele davon sind jedoch nicht auf die Behandlung peripartaler Probleme spezialisiert oder nicht flächendeckend verfügbar. Peripartal-psychiatrische Spezialangebote, insbesondere im Fall von schwerwiegenden Problemen, sind nur punktuell und nicht in jedem Bundesland vorhanden. Die stationären Kapazitäten für Mutter-Kind Betten liegen deutlich unter den international empfohlenen Bedarfszahlen und ermöglichen in der derzeitigen Form auch kaum die empfohlene Personalausstattung. Daraus resultieren erhebliche regionale Ungleichheiten beim Zugang zu peripartal-psychiatrischer Behandlung, denn diese erfordert Spezialwissen, das in der allgemeinen Erwachsenenpsychiatrie nur begrenzt vorhanden ist und zu dem es bis dato keine Ausbildung in Österreich gibt. Insgesamt sind Inhalte und Kapazitäten der Angebote in den einzelnen Bundesländern höchst unterschiedlich. Es existieren keine nationalen Qualitätsstandards und Leitlinien zu Versorgungspfaden.
Der Bericht wurde im Rahmen des vom Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) finanzierten und von der Medizinischen Universität Innsbruck koordinierten Projekts „Psychische Gesundheit rund um die Geburt“, erstellt, bei der das AIHTA Partner ist. Die Datenbasis bildeten öffentlich zugängliche Datenquellen, wie z.B. Gesundheitsberichte, Webseiten von Organisationen oder nationale Statistiken und ergänzende Auskünfte von Expert*innen. In den kommenden Monaten finden qualitative Interviews für vertiefende Analysen der Ist-Situation statt. Darauf aufbauend werden die involvierten Forscher*innen gemeinsam mit Vertretern relevanter Berufsgruppen (Psychiater*innnen, Hebammen, Gynäkolog*innen, Psycholog*innen etc.) und betroffenen Eltern in Tirol Verbesserungsansätze priorisieren, die danach wissenschaftlich begleitet umgesetzt werden. IZ
AIHTA/AT 2023: Prävention und Versorgung peripartaler psychischer Erkrankungen in Österreich: Eine Bestandsaufnahme bestehender Präventions-, Früherkennungs- und Versorgungsstrukturen mit spezifischem Fokus auf Tirol. HTA-Projektbericht 151. https://eprints.aihta.at/1437/.