ASSESS-DHT: Telehealth in Diabetes: EU-Mapping und systematische Auswertung organisatorischer Aspekte

Projektleitung: Claudia Wild
Projektbearbeitung: Gregor Goetz, Yui Hidaka
Laufzeit: April 2024 – Oktober 2024
Sprache: Englisch (mit deutscher Zusammenfassung)
Publikation: HTA Projektbericht Nr. 161: https://eprints.aihta.at/1555/
Hintergrund:
Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt. Im Jahr 2019 waren in Europa etwa 59,3 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 79 Jahren von Diabetes betroffen, was einer Prävalenz von 6,3 % entspricht. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2045 auf 68,1 Millionen ansteigen wird, was einer Prävalenz von 7,8 % entspricht [1]. Das Selbstmanagement stellt eine der wichtigsten Strategien für Menschen mit Diabetes dar, um ihre Krankheit durch Medikamenteneinnahme oder Änderung ihres Lebensstils zu bewältigen. Telemedizinische Programme bieten eine potenzielle Möglichkeit, die Patient*innen durch kontinuierliche Gesundheitsversorgung, Monitoring und Beratung zu unterstützen [2]. Die Bedeutung von Telemedizin hat aufgrund der COVID-19-Pandemie weiter zugenommen [3], und viele Gesundheitssysteme setzen vermehrt auf digitale Gesundheitstechnologien, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern [4].
Es existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen mHealth und Telehealth Produkten und Angeboten für Diabetes-Patient*innen mit sehr unterschiedlichen Funktionen am Markt. In Studien konnte gezeigt werden, dass telemedizinische Programme, die die regelmäßige Medikamenteneinnahme unterstützen und auch Interaktionen mit Gesundheitsfachkräften (Healthcare professionals: HCPs) ermöglichen, einen positiven Einfluss auf den HbA1c-Wert haben [5]. Die Wirksamkeit des telemedizinischen Programms war größer, wenn Patient*innen, Unterstützung und Kommunikation von ihren HCPs erhielten. Es besteht jedoch Unklarheit darüber, welche Art von Unterstützung und Interaktion telemedizinische Programme ermöglichen sollen, welche in Europa pilotiert, bereits umgesetzt und auch erstattet werden und welche Erfahrungen Patient*innen und medizinische Fachkräfte dabei machen.
Projektziele und Forschungsfragen:
Es ist das Projektziel, telemedizinische Programme für Diabetiker*innen europaweit zu erfassen und Implementierungsaspekte zu beschreiben. Im Zentrum stehen solche Programme, die Interaktionen und Kommunikation zwischen Patient*innen und HCPs ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den folgenden Aspekten: organisatorische Merkmale wie Programmstruktur und Art, Inhalt und Frequenz der Interaktion zwischen Patient*innen und HCPs; Indikatoren für die Prozessevaluierung wie Adhärenz oder Zufriedenheit; Erstattungsmodelle; organisationale Versorgungseffekte wie die Verringerung des Ressourcenverbrauchs oder medizinischer Leistungen; sowie Patienten/Clinician-reported Outcomes wie ihre Erfahrungen oder Akzeptanz.
Das Projekt zielt darauf ab, die Rahmenbedingungen von Telehealth Programmen für Diabetiker*innen in Europa detailliert zu bechreiben und damit auch Entscheidungen bei der Entwicklung und Implementierung derartiger Programme in Österreich zu unterstützen. Die folgenden Forschungsfragen (FF) sollen beantwortet werden:
FF1: Welche Art von telemedizinisch unterstützte Programme für Diabetiker*innen, die Interaktionen zwischen Patient*innen und HCPs ermöglichen, werden in Europa pilotiert, sind bereits umgesetzt und werden auch erstattet?
FF2: Welche organisatorischen Merkmale weisen die Programmen auf und wie werden die Programme evaluiert?
FF3: Wie werden telemedizinisch unterstützte Programme für Diabetiker*innen vergütet?
FF4: Wie ist die Akzeptanz und Erfahrung von Patient*innen und medizinischen Fachkräften (HCPs), und wie werden die Programme von ihnen bewertet?
Methoden:
Zur Beantwortung der Forschungsfragen setzen wir die folgenden Methoden ein:
FF1: Systematische Literaturrecherche in mehreren Datenbanken (PubMed, Embase, die Cochrane Library, PsycInfo und die INAHTA-Datenbank) und Handsuche (snowballing), sowie Umfrage/ Erhebung von Informationen von europäischen Diabetiker-Vereinigungen über International Diabetes Federation Europe (IDF).
FF2-3: Systematische Synthese von publizierten Berichten zu telemedizinisch unterstützten Programmen für Diabetiker*innen, sowie Evaluationsberichten, ggf. Nachfassen nach detaillierteren Informationen mithilfe IDF-Kontakten.
Datenextraktion und tabellarische Darstellung von quantitativen Indikatoren wie Prozessbewertungsindikatoren, von organisatorischen Merkmalen und organisatorischen Rahmenbedingungen, organisatorischen Versorgungseffekten, Erstattungsmodellen sowie von Patienten/Clinician-reported Outcomes.
Qualitative Synthese der Informationen.
FF4: Datenextraktion qualitativer Informationen zu Akzeptanz und Erfahrungen von Patient*innen und HCPs. Eine Qualitätsbewertung erfolgt mithilfe der CASP-Checkliste [6].
Qualitative Synthese der Informationen.
Im Rahmen dieses Projekts werden sowohl quantitative als auch qualitative Studien in die systematische Literatursuche einbezogen. Zwei Wisschenschafter*innen (YH und GG) werden unabhängig voneinander Titel und Abstracts screenen und die Volltexte auswählen. Die Datenextraktion erfolgt durch eine Wissenschafterin (YH), und wird von einem zweiten kontrolliert (GG). Abweichende Entscheidungen werden diskutiert. Falls keine Einigung erzielt wird, wird eine dritte Person hinzugezogen.
PIKO-Fragen:
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Einschlusskriterien |
Ausschlusskriterien |
Patient |
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Intervention |
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Comparator |
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Outcomes |
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Study design |
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Zeitplanung:
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Activity |
April – Mai |
Systematische Literaturrecherche in mehreren Datenbanken Abstractscreening in Rayyan, Volltextauswahl Vorbereitung der Extraktionstabellen Umfrage und Erhebung durch IDF |
Juni |
Qualitätsbewertung Datenextraktion Ggf. Übersetzung von Evaluationsberichten in anderen Sprachen |
Juli – August |
Datensynthese nach den Outcomes |
September |
Verfassen des Berichts |
Oktober |
Interner Review, Externer Review, Layout und Fertigstellung |
References:
[1] Saeedi P., Petersohn I., Salpea P., Malanda B., Karuranga S., Unwin N., et al. Global and regional diabetes prevalence estimates for 2019 and projections for 2030 and 2045: Results from the International Diabetes Federation Diabetes Atlas, 9th edition. Diabetes research and clinical practice. 2019;157:107843. DOI: 10.1016/j.diabres.2019.107843.
[2] Boels A. M., Vos R. C., Dijkhorst-Oei L.-T. and Rutten G. E. H. M. Effectiveness of diabetes self-management education and support via a smartphone application in insulin-treated patients with type 2 diabetes: results of a randomized controlled trial (TRIGGER study). BMJ open diabetes research and care. 2019;7(1):e000981.
[3] Rosta L., Menyhart A. and Mahmeed W. A. Telemedicine for diabetes management during COVID-19: what we have learnt, what and how to implement. Frontiers in endocrinology. 2023;14:1129793.
[4] Quinn L. M., Davies M. J. and Hadjiconstantinou M. Virtual consultations and the role of technology during the COVID-19 pandemic for people with type 2 diabetes: the UK perspective. Journal of medical internet research. 2020;22(8):e21609.
[5] Faruque L. I., Wiebe N., Ehteshami-Afshar A., Liu Y., Dianati-Maleki N., Hemmelgarn B. R., et al. Effect of telemedicine on glycated hemoglobin in diabetes: a systematic review and meta-analysis of randomized trials. Cmaj. 2017;189(9):E341-E364.
[6] Singh J. Critical appraisal skills programme. Journal of pharmacology and Pharmacotherapeutics. 2013;4(1):76-77.