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- Newsletter November 2021| Nr. 202
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Digitale Gesundheitsanwendungen: Symptom-Checker
In Österreich gibt es bislang noch keinen etablierten Prozess für den Umgang mit DiGAs. Um ein evidenzbasiertes Refundierungsmodell vorzuschlagen, hat das AIHTA den im Jahr 2020 skizzierten groben Bewertungsprozess von DiGAs nun weiter verfeinert. Dazu wurde zunächst eine Übersicht (Meta-Verzeichnis) aus DiGA-Verzeichnissen von vier europäischen Ländern erstellt. Die 132 identifizierten DiGAs wurden kategorisiert und priorisiert. Anschließend wurde der Bewertungsprozess an einer DiGA aus der Gruppe der sogenannten „Symptom-Checker“ erprobt. Das Versprechen dieser Symptom-Checker liegt in der Unterstützung des Diagnoseprozesses und der Verbesserung der Steuerung von Patient*innenflüssen. Dabei erinnert die Vorgangsweise der Symptom-Checker an telefonische Gesundheitsberatungen (wie etwa „1450 – die Gesundheitsnummer“). Zunächst werden mittels Chatbot-Funktion die vorliegenden Symptome abgefragt. Anschließend werden, basierend auf Algorithmen, mögliche Diagnosen und Empfehlungen für ein entsprechendes Handeln (Selbstversorgung, Allgemeinmedizin oder Notfalls-Ambulanz) durch den Symptom-Checker vorgeschlagen.
Für die Analyse der Evidenz zu Symptom-Checkern wurde eine britische Evidenzsynthese des National Institute for Health Research (NIHR) aktualisiert (2019 publiziert). Für Symptom-Checker konnte der Nutzennachweis bisher nicht ausreichend erbracht werden. Die Studien zu Symptom-Checkern weisen methodische Mängel auf und wurden häufig anhand fiktiver Fallvignetten im Rollenspielszenario durchgeführt. Aufgrund des hohen Verzerrungspotentials konnten dadurch bisher keine zufriedenstellenden Ergebnisse für die Genauigkeit der Diagnosevorschläge und Handlungsempfehlungen geliefert werden. Gleichzeitig besteht die Gefahr der Fehl- und Überdiagnostik.
Bezüglich der Anforderungen für eine Kompatibilität der DiGAs mit der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) und den Bestimmungen des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG), führte das AIHTA Expert*innenkonsultationen durch. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen in die granulierte Prozesskonzeption für den vorgeschlagenen Prozess für die DiGA-Bewertung mit ein. Dabei wird auch der Bedarf deutlich, die noch offenen verfahrenstechnischen Fragen für den Umgang mit DiGAs in Österreich zu klären. RJ
AIHTA/ AT 2021: Prozess und Bewertung digitaler Gesundheitsanwendungen am Beispiel der „Symptom-Checker“. HTA-Projektbericht 141. https://eprints.aihta.at/1348/
AIHTA/ AT 2020: Framework zur Unterstützung von Refundierungsentscheidungen zu digitalen Gesundheitsanwendungen (mHealth) und dessen (retrospektive) Anwendung an ausgewählten Beispielen. HTA-Projektbericht 134. https://eprints.aihta.at/1279/