Ergotherapie Teil IV Ergotherapie bei Demenz und Depression

Laufzeit: März 2012 - Juni 2012
Publikation: Projektbericht Nr. 60: https://eprints.aihta.at/974
Auftraggeber: Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger, Wien
Sprache: Deutsch
Hintergrund:
Ergotherapie bei Demenz
Demenzielle Erkrankungen führen zu Beeinträchtigung des Gedächtnisses, zu Verhaltensproblemen und zu Verlust von Eigeninitiative. Die Fähigkeit zum unabhängigen Erledigen der Aktivitäten des täglichen Lebens sowie die Fähigkeit zur Teilhabe an sozialen Aktivitäten werden durch Demenz negativ beeinflusst. Dementielle Erkrankungen haben weit reichende Konsequenzen für die Betroffenen und ihre betreuenden Angehörigen. Demenzielle Erkrankungen verlaufen in Stadien chronisch degenerativ. Nach der Genese werden (neuro-) degenerative – am häufigsten Morbus Alzheimer – und vaskuläre Demenzformen sowie Mischformen unterschieden. Demenzielle Erkrankungen sind in der Regel nicht heilbar.
Demenz betrifft hauptsächlich ältere Menschen, obwohl es aktuell gesteigerte Aufmerksamkeit für Fälle, die vor dem 65 Lebensjahr beginnen, gibt. Weltweit leben derzeit schätzungsweise 36 Millionen Menschen mit Demenz, deren Zahl sich alle 20 Jahre verdoppeln wird. In Westeuropa liegt die altersstandardisierte Jahresprävalenz von Demenz für Menschen über 60 Jahren bei etwa 7%. In Österreich ist die Datenlage zur Verbreitung von psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung schlecht. Derzeit dürften in Österreich etwa 100.000 Menschen mit Demenz leben. Für das Jahr 2050 werden in Österreich zwischen 235.000 und 290.000 DemenzpatientInnen prognostiziert. Viele DemenzpatientInnen werden von einer Betreuungsperson aus dem meist familiären Umfeld (mit)versorgt. Diese Personen unterstützen die DemenzpatientInnen oftmals über viele Jahre hinweg bei der Erfüllung alltäglicher Aufgaben und übernehmen bei Fortschreiten der Erkrankung immer mehr Verantwortung in Bereichen, die DemenzpatientInnen nicht mehr für sich selbst abdecken können. Insofern sind die Auswirkungen von Demenz auf (angehörige) Betreuungspersonen von besonderer Relevanz.
Das Ziel ergotherapeutischer Maßnahmen ist, dementen PatientInnen die Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen zu ermöglichen: Aktivitäten des täglichen Lebens (persönliche Hygiene, essen, anziehen, …) inklusive Ruhe und Schlaf; instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (Zubereitung von Nahrung, Verrichtungen im Haushalt, Autofahren, Bankgeschäfte, …); Freizeit; soziale und gesellschaftliche Teilhabe. Auch die Unterstützung von (häufig angehörigen) Betreuungspersonen ist Ziel der Ergotherapie bei Demenz.
Die Aufnahme von auf Betreuungspersonen abzielenden Ergebnisparametern in die ergotherapeutische Betrachtung erscheint vor allem deshalb sinnvoll, da ob der intensiven Interaktion diese wiederum Auswirkungen auf die Situation und Zufriedenheit der Demenzpatientin/ des Demenzpatienten selbst haben.
Ergotherapie bei Depression
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen und sind oft mit somatischer Komorbidität, erhöhtem Selbstmordrisiko und teils gravierenden psychosomatischen Einschränkungen assoziiert. Einschränkungen durch Depression sind ähnlich gravierend, wie durch chronische Erkrankungen (Diabetes oder Herz-Kreislauf) verursachte. Laut Prognosen der WHO werden Depressionen bis zum Jahr 2020 nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits die zweite Stelle der globalen Belastung durch Krankheit einnehmen. Die International Classification of Diseases ICD ordnet Depression (unipolar) den affektiven Störungen zu und unterscheidet drei Schweregrade. In Österreich ist die Datenlage zur Verbreitung von psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung schlecht. In westeuropäischen Ländern dürfte die Einjahresprävalenz der schweren depressiven Episode bei ca. 5% liegen.
Das Ziel ergotherapeutischer Maßnahmen ist, depressiven PatientInnen die Teilhabe in verschiedenen Lebensbereichen zu ermöglichen: Aktivitäten des täglichen Lebens (persönliche Hygiene, essen, anziehen, …); Ruhe und Schlaf; instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens (Zubereitung von Nahrung, Verrichtungen im Haushalt, Autofahren, Bankgeschäfte, …); Bildung; Arbeit; Spiel; Freizeit; soziale und gesellschaftliche Teilhabe.
Projektziel:
Ergotherapie bei Demenz
Das Projekt hat das Ziel, Evidenz zur Wirksamkeit ergotherapeutischer Maßnahmen bei dementen PatientInnen zu analysieren. Besonderes Augenmerk gilt dabei Interventionen, die extramural im niedergelassenen Bereich erfolgen. Die konkreten Inhalte der ergotherapeutischen Maßnahmen (Beschreibung der Intervention) sollen aus der Evidenz extrahiert und dargestellt werden. In gleicher Weise werden Intensität (Dauer einer Interventionseinheit, Häufigkeit der Interventionen) sowie der Ort der Leistungserbringung (stationär, tagesklinisch, niedergelassen) beschrieben.
Ergotherapie bei Depression:
Das Projekt soll Evidenz zur Wirksamkeit ergotherapeutischer Maßnahmen bei depressiven PatientInnen analysieren. Besonderes Augenmerk gilt dabei Interventionen, die extramural im niedergelassenen Bereich erfolgen. Die konkreten Inhalte der ergotherapeutischen Maßnahmen (Beschreibung der Intervention) werden aus den eingeschlossenen Studien extrahiert und dargestellt. In gleicher Weise werden Intensität (Dauer einer Interventionseinheit, Häufigkeit der Interventionen) sowie der Ort der Leistungserbringung (stationär, tagesklinisch, niedergelassen) beschrieben. In der Ergebnisdarstellung wird – so aus der Literatur erhebbar – zwischen PatientInnen, die jünger als 60 Jahre sind, und älteren PatientInnen unterschieden und auf verschiedene Schweregrade eingegangen.
Forschungsfrage:
Ergotherapie bei Demenz:
Sind ergotherapeutische Maßnahmen bei dementen PatientInnen und/ oder deren Betreuungspersonen im Vergleich zu keiner Intervention oder im Vergleich zu Routinebehandlung hinsichtlich der Ausübung von Aktivitäten des täglichen Lebens inklusive Ruhe und Schlaf, der Freizeit, der sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe (der Patientin/ des Patienten), Gesundheit und Wohlbefinden (von Patientin/ Patient und Betreuungsperson), der Lebensqualität (von Patientin/ Patient und Betreuungsperson) und der Zufriedenheit (von Patientin/ Patient und Betreuungsperson) wirksamer?
Ergotherapie bei Depression:
Sind ergotherapeutische Maßnahmen bei depressiven PatientInnen im Vergleich zu keiner Intervention oder als Zusatzbehandlung im Vergleich zu Routinebehandlung hinsichtlich der Ausübung von Aktivitäten des täglichen Lebens, der Teilnahme am Arbeitsprozess, der sozialen und gesellschaftlichen Teilhabe, der Mortalität im Sinn von Dauer und Schwere der Depression und der Lebensqualität wirksam?
Methode:
Ergotherapie bei Demenz
Beim umfassenden Einarbeiten in das Thema über eine unsystematische Handsuche stellte sich heraus, dass die American Occupational Therapy Association im Rahmen eines Projekts zur evidenzbasierten ergotherapeutischen Praxis zu einer sehr ähnlichen Fragestellung eine umfassende systematische Aufbereitung der Evidenz zur Wirksamkeit von Ergotherapie für Menschen mit Alzheimer und verwandten Demenzerkrankungen durchgeführt hat. Die Ergebnisse zu sieben Detailfragen wurden jüngst in wissenschaftlichen Artikeln in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Aus diesem Grund wird auf eine eigene neuerliche systematische Literaturrecherche zum Thema verzichtet und auf diese rezenten Ergebnisse zurückgegriffen. Hierbei liegt der Fokus auf Evidenz aus kontrollierten Studien.
Zusätzlich werden in den Bericht weitere Ergebnisse der umfassenden Handsuche einfließen, insbesondere auch die Erfahrungen mit einem konkreten ergotherapeutischen Programm für DemenzpatientInnen im niedergelassenen Bereich aus den Niederlanden, sowie die Ergebnisse der Übertragung desselben auf die deutsche Versorgungslandschaft.
Ergotherapie bei Depression:
Eine systematische Literaturrecherche in unterschiedlichen einschlägigen Datenbanken (Cochrane, CRD, Embase, Medline, OT-Seeker) wird durch eine unsystematische Handsuche ergänzt.
Zeitplan/Meilensteine:
März/April 2012: Vorrecherche mit umfassender Handsuche, Erstellen des Projektprotokolls, systematische Literatursuche, Literaturbestellung, Literaturauswahl, Datenextraktion
Mai 2012: Datenextraktion, Berichterstellung
Juni 2012: Berichterstellung, interner und externer Review, Publikation