- Aktuelles
- Newsletter
- Newsletter Juni 2022 | Nr. 208
- Horizon Scanning zu Gentherapien: CAR-T Zelltherapien und ATMPs (Update 2022)
Horizon Scanning zu Gentherapien: CAR-T Zelltherapien und ATMPs (Update 2022)
Ein Kooperationsprojekt des AIHTA und der Tirol Kliniken GmbH führte 2020 erstmals ein gemeinsames Horizon Scanning zu Gentherapien (CAR-T Zelltherapien und ATMPs) durch. Nun – 2022 – wurde ein Update durchgeführt. Seit August 2020 wurden sechs neue Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs) von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen (Xenpozyme®, Upstaza®, Kysona®, Libmeldy®, Leqvio®, Oxlumo®); über fünf weitere soll bis 2023 entschieden werden. Laut Marktanalysen werden derzeit 535 ATMPs in Phase 1 bis 3 untersucht, weitere 1.451 befinden sich in präklinischen Stadien. Der Gerinnungsfaktor VIII (Hämophilie A) sowie der Gerinnungsfaktor IX (Hämophilie B) sind die häufigsten nicht-onkologischen Indikationen. Bei den CAR-T-Zelltherapien wurden ebenfalls drei neue Therapien (Tecartus®, Abcema®, Breyanzi®) von der EMA zugelassen. Innerhalb des nächsten Jahres (2023) wird die Zulassung einer neuen CAR-T-Zell-Therapie für das Multiple Myelom sowie Indikationserweiterungen der bereits zugelassenen CAR-T Zell-Therapien auf frühere Therapielinien und weitere Indikationen erwartet. So die Ergebnisse des Updates von zwei Horizon Scanning Berichten.
Die Recherche identifizierte 58 Studien (34 davon neu) für 34 verschiedene ATMPs (CAR-T-Zelltherapien und onkologische Indikationen ausgeschlossen) in später Entwicklungsphase (Phase 2/3 oder 3 Studien), die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen werden. Die Indikationsgebiete sind eine Vielfalt von genetischen Krankheiten und umfassen acht breite Indikationsgruppen (Hämophilie, Stoffwechsel-, Augen-, Muskel-, Skelett-, Gefäss-, nephrologische, dermatologische und neurologische Erkrankungen). Sechs Therapien wurden bereits von der EMA zugelassen, fünf weitere werden bis 2023 in den Zulassungsprozess eintreten. Zudem wurden von den 13 fortgeschrittenen CAR-T Zelltherapien, die 2020 identifiziert wurden, drei zugelassen. Eine weitere CAR-T-Zelltherapie (Cilta-cel, Carvykti® für multiples Myelom) wurde im Februar 2022 von der FDA zugelassen, die EMA folgt voraussichtlich bis 2023. Zahlreiche weitere Therapien (bspw. für Hodgin-, Non-Hodgin-Lymphom, Multiples Myelom, Akute myeloische Leukämie) werden untersucht, stehen allerdings nicht vor absehbarer Zulassung. Im Gegensatz zu den wenigen Neuzulassungen werden bei den bereits zugelassenen Therapien Erweiterungen auf frühere Therapielinien in der jeweiligen Indikation und/oder weitere Indikationen untersucht. Allogene und im Krankenhaus hergestellte CAR-T Zell-Therapien befinden sich ebenfalls in Entwicklung, aber noch in den Kinderschuhen.
Nicht zuletzt sind zahlreiche Herausforderungen bei der Bewertung dieser Therapien zu konstatieren: Sie werden oft als „kurative" oder „disruptive" Technologien bezeichnet, obwohl für die wenigen bereits zugelassenen Therapien kaum Langzeitdaten verfügbar sind. Horizon Scanning erscheint hier also besonders relevant, um jene Therapien mit erwiesenem Nutzen zu identifizieren. 2022 wird Österreich der Internationalen Horizon Scanning Initiative (IHSI) beitreten. Ein großer Fortschritt bei der frühzeitigen Identifikation neuer Therapien kann in diesem Zusammenhang erwartet werden, der in Zukunft auch Auswirkungen auf Gesundheit und Budget haben könnte. OS
AIHTA/ AT 2022: ATMPs und Gentherapien in Entwicklung. Horizon Scanning – Update 2022. AIHTA Policy Brief 006b/ 1. Update. https://eprints.aihta.at/1383/.
AIHTA/ AT 2022: CAR-T Zell-Therapien in Entwicklung, Update 2022. AIHTA Policy Brief 006a/ 1. Update. https://eprints.aihta.at/1368/.