Identifikation ineffektiver Interventionen und Technologien: Modelle und deren Umsetzung

Projektbearbeitung: Julia Mayer-Ferbas
Laufzeit: April 2013 – Oktober 2013
Publikation: LBI-HTA Projektbericht Nr. 68: https://eprints.aihta.at/1014/
Sprache: Deutsch
Hintergrund:
Weltweit stehen EntscheidungsträgerInnen im Gesundheitswesen vor der Herausforderung, PatientInnen die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen zu ermöglichen, die sowohl effektiv und sicher als auch effizient und bedarfsorientiert sind. Hier stellt sich allerdings die Frage, wie ineffektive oder ineffiziente medizinische Leistungen und Technologien bestmöglich identifiziert werden können, um frei werdende Ressourcen- im Idealfall- in Alternativen investieren zu können, die größeren Nutzen, höhere Qualität und gesteigerte Effizienz versprechen.
Derzeit gibt es weder einen einheitlichen Terminus, um verschiedene Ansätze zur Identifikation ineffizienter, überholter oder überflüssiger Interventionen zu beschreiben, noch existieren einheitliche Vorgehensweisen oder ein universell einsetzbares Tool. In verschiedenen Ländern werden bereits seit Längerem Methoden und Strategien entwickelt und implementiert, wobei recht unterschiedliche Herangehensweisen gewählt werden: Partizipative Ansätze wie die „Choosing Wisely“- Initiative kommen ebenso zum Einsatz wie HTA bzw. „Health Technology Reassessment„ und „Program Budgeting and Marginal Analysis“. Die verschiedenen Strömungen unterscheiden sich unter anderem durch das Ausmaß an Stakeholder-Beteiligung im Entscheidungsfindungsprozess und im Interessensfokus: während einige Initiativen vor allem daran interessiert sind, überflüssige Diagnosen und damit verbundene Behandlungen zu identifizieren und zu vermeiden, zielen andere besonders darauf ab, veraltete Technologien durch bessere Alternativen zu ersetzen.
Optimale Ressourcennutzung im Gesundheitsbereich gewinnt auch in Österreich zunehmend an Bedeutung, wobei sich unterschiedliche Interessengruppen und Institutionen am Diskurs über mögliche Strategien und Umsetzungsmöglichkeiten beteiligen. Fraglich ist, inwieweit bereits existierende Modelle zur Identifikation ineffektiver Interventionen auch in Österreich Anwendung finden könnten und welche Voraussetzungen dazu nötig wären.
Projektziele:
1) Beschreibung bereits vorhandener und in der Praxis angewandter Modelle zur Identifikation ineffektiver Interventionen und Technologien, Analyse der jeweiligen Vor- und Nachteile und Identifikation etwaiger Umsetzungs-Barrieren.
2) Identifikation möglicher Anwendungsbereiche der beschriebenen Methoden bzw. Strategien im österreichischen Kontext, Beschreibung der Voraussetzungen sowie nötiger Adaptierungen für eine Umsetzung in Österreich.
Forschungsfragen:
1) Methoden und Strategien zur Identifikation ineffektiver Interventionen
1.1) Welche Modelle für die Identifikation ineffektiver Interventionen/Technologien finden derzeit in der internationalen Praxis Anwendung?
1.2) Welche Vor- und Nachteile sind mit den einzelnen Methoden/ Strategien vergesellschaftet?
1.3) Welche Barrieren und Herausforderungen ergeben sich bei ihrer Umsetzung?
2) Anwendbarkeit in Österreich
2.1) Welche möglichen Anwendungsbereiche bestehen in Österreich?
2.2) Welche Voraussetzungen und etwaig nötige Adaptierungen lassen sich für eine erfolgreiche Umsetzung in Österreich beschreiben?
2.3) Welche relevanten Interessensvertreter sollten in den Prozess eingebunden werden?
Methoden:
- Systematische Literatursuche, ergänzende Handsuche
- Identifikation von Good Practice- Beispielen ausgewählter internationaler Institutionen/ Initiativen unter Berücksichtigung bereits existierender Übersichtsarbeiten
- Führen von Interviews mit internationalen und nationalen ExpertInnen
Zeitplan/Meilensteine:
04/2013: Erstellung des Projektprotokolls
05/2013 – 10/2013: Literatursuche und -bestellung, Kontaktaufnahme mit Expert/innen, Führen der Interviews
06/2013 – 10/2013: Berichterstellung
10/2013: Interner (und externer) Review
Referenzen:
Gerdvilaite, J., Nachtnebel, A. Disinvestment: overview of disinvestment experiences and challenges in selected countries. HTA-Projektbericht. 2011; Nr. 57. Wien: Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment.
Gallego, G. et al. Reducing the use of ineffective health care interventions. Working paper. 2010; Nr.5. Sydney: University of Technology Sydney: Centre for Health Economics Research and Evaluation.
Choosing Wisely. About the Campaign. 2013. http://www.choosingwisely.org/