Inhalationssedierung mit Lachgas in der Zahnmedizin

Laufzeit: April 2018 – November 2018
Vorgeschlagen von: Hauptverband Österreichischer Sozialversicherungsträger
Sprache: Deutsch
Publikation: LBI-HTA Projektbericht Nr. 105: https://eprints.aihta.at/1182/
Hintergrund:
In der Zahnmedizin ist der Umgang mit Schmerzen und Ängsten von vorrangiger Bedeutung (~10 bis 30% der PatientInnen haben Angst vor einer Zahnbehandlung).[i] Die Inhalationssedierung mit Lachgas (N2O) gilt laut des Council of European Dentists (CED) als bewährte, sichere Methode des Angst- und Schmerzmanagements (v.a. von ängstlichen und/oder sehr jungen PatientInnen) in der Zahnmedizin.[ii] N2O hat neben der anxiolytischen Wirkung auch eine schmerzlindernde und sedative Wirkung. Die Inhalationssedierung mit N2O ist in vielen Ländern etabliert und in angelsächsischen und skandinavischen Ländern sehr verbreitet. Von der European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) wird sie als Sedierungsmethode der ersten Wahl angeführt.[iii]
In Österreich steht der Inhalationssedierung mit N2O eine einschränkende Empfehlung vom Obersten Sanitätsrat (OSR) entgegen. Der OSR richtete die Empfehlung an das BMGF (Dez. 2016), dass N2O nur unter bestimmten Bedingungen im niedergelassenen Bereich angewendet werden sollte. Da diese Bedingungen im niedergelassenen Bereich nicht realisierbar seien, sollte die Anwendung einer Inhalationssedierung mit N2O durch ZahnärztInnen in Österreich nicht erlaubt werden (Anästhesievorbehalt des OSR).
Projektziel:
Das Ziel des Projektes ist es einerseits darzustellen, welche Policies hinsichtlich der Inhalationssedierung mit N2O in der Zahnmedizin im europäischen Raum (mit Fokus auf Länder, wie Deutschland, Schweiz, Niederlande und Schweden) verfügbar sind, um Informationen zur
- Ausbildung für eine sichere Anwendung der Inhalationssedierung mit N2O, sowie
- Anwendung der Inhalationssedierung mit N2O ohne Anästhesievorbehalt durch ZahnärztInnen in europäischen Ländern zu identifizieren bzw. zu definieren.
Andererseits soll eine systematische Analyse der Wirksamkeit und Sicherheit der Inhalationssedierung mit N2O in der Zahnmedizin durchgeführt werden.
Fragestellungen:
Folgende Fragen sollen beantwortet werden:
- Wirksamkeit und Sicherheit der Inhalationssedierung mit N2O: Ist die Inhalationssedierung mit N2O zur Behandlung von PatientInnen mit einer Indikation für eine minimale bis moderate Sedierung wirksamer und sicherer (oder zumindest genauso wirksam und sicher) bezüglich der definierten Outcomeparameter (siehe PICO) im Vergleich zu anderen Sedativa oder keiner Sedierung?
- Was ist ein für die Anwendung im zahnärztlichen Bereich unbedenkliches Mischverhältnis?
- Welche Gefahren bestehen bei einer Inhalationssedierung mit N2O? Können Gewöhnungseffekte beobachtet werden?
- Inwieweit kann das zahnärztliche Personal durch die Inhalationssedierung mit N2O beeinträchtigt werden?
- Welche Vorteile ergeben sich durch die Inhalationssedierung mit N2O gegenüber einer herkömmlichen Anästhesie bei ZahnärztInnen auch im Zusammenhang mit der eigentlich durchzuführenden Behandlung (Verbesserung der Qualität der Behandlung, Zeitfaktor bei der Behandlung)? Was sind die Nachteile einer Inhalationssedierung mit N2O?
- Organisatorische und berufsrechtliche Aspekte: Unter welchen Bedingungen kann eine Inhalationssedierung mit N2O bei AngstpatientInnen (v.a. bei Kindern) ohne AnästhesistInnen angewendet werden?
- Unter welchen Bedingungen wird Inhalationssedierung mit N2O in anderen europäischen Ländern empfohlen und angewandt? In welchen europäischen Ländern kann die Inhalationssedierung mit N2O ohne Anästhesievorbehalt durch ZahnärztInnen angewendet werden?
- Was sind die für die Anwendung festgelegten Kriterien? Welcher Prozess ist bei der Inhalationssedierung mit N2O einzuhalten? Was sind die notwendigen Vorhaltungen für Krisenfälle?
- Welche Ausbildung ist für eine sichere Anwendung der Inhalationssedierung mit N2O erforderlich?
- Welche Personengruppen kommen idealerweise für eine Anwendung in Frage? Wann sollte eine Anwendung keinesfalls erfolgen?
Methoden:
Systematische Suche von Literatur und Quellen:
- Zur Beantwortung der Forschungsfrage 1): Systematischer Review basierend auf systematischer Literatursuche in mehreren Datenbanken, Handsuche in Referenzen (ggfs. mittels Scopus);
- Zur Beantwortung der Forschungsfrage 2): Handsuche nach (Berufs-)Leitlinien/ Richtlinien in der Zahnmedizin europäischer Länder hinsichtlich der Anwendung einer Inhalationssedierung mit N2O in der Zahnmedizin, erforderlicher Ausbildung, etc. Kontaktierung von Anbietern/ Herstellern von Inhalationssedierungsgeräten für N2O-Handhabungsrichtlinien, Einschluss-/Kontraindikationen;
Systematische Ergebnisdarstellung:
- Zur Beantwortung der Forschungsfrage 1): systematischer Review zu Ergebnissen zu Wirksamkeit und Sicherheit (angelehnt an EUnetHTA Core Model für Rapid Assessments), Bewertung des Risk of Bias, Datenextraktion
- Zur Beantwortung der Forschungsfrage 1): Darstellung europäischer Empfehlungen aus (Berufs-)Leitlinien/ Richtlinien in der Zahnmedizin
- Empfehlung zu den Forschungsfragen 1) + 2): Ableitung einer Empfehlung basierend auf der eingeschlossenen Literatur (der Evidenzstärke [GRADE]) und den europäischen Standards
PICO-Fragestellung:
Population |
PatientInnen mit einer Indikation für N2O-Sedierung (z.B. ängstliche, aber kooperierende Kinder/Jugendliche, Erwachsene mit Behandlungsangst, PatientInnen mit Würgereiz, kurze planbare Behandlungsdauer etc.) |
Intervention |
Inhalationssedierung mit N2O in Zahnmedizin |
Control |
andere Sedativa (falls vorhanden) oder keine Sedierung |
Outcome |
RCTs/NRCTs/prospektive Studien: Wirksamkeitsendpunkte:
Sicherheitsendpunkte:
(Berufs-)Leitlinien/ Richtlinien der Zahnmedizin:
|
Setting |
ZahnärztInnen im niedergelassenen Bereich; Industrieländer (Europa) – für Leitlinien-Recherche |
Studiendesign |
Randomisierte kontrollierte Studien mit ? 10 PatientInnen (für Wirksamkeit und Sicherheit); In Abwesenheit von RCTs: nicht-randomisierte kontrollierte Studien mit ? 10 PatientInnen (für Wirksamkeit und Sicherheit); In Abwesenheit von NRCTs: prospektive Studien mit ? 10 PatientInnen (für Sicherheit); Sprache: englisch und deutsch |
Publikationszeitraum |
Ohne Einschränkung |
Zeitplan/ Meilensteine:
April – Mai |
Scoping, Erstellung des Projektprotokolls |
Mai – Juni |
Webrecherche, systematische Literatursuche, Auswahl und Beschaffung der Literatur, Erstellung der Extraktionstabellen |
Juli – September |
Datenextraktion, Synthese und Bewertung der Evidenz, Verfassen des Berichts |
Oktober – November |
interner und externer Review, Finalisierung, Veröffentlichung des Projektberichts |
[i] Österreichische Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (ÖGK). Standards und Richtlinien zur inhalativen Lachgassedierung in der Zahnmedizin.
[ii] Council of European Dentists (CED). Anwendung der inhalativen Lachgassedierung in der Zahnmedizin. 2012. Verfügbar unter: www.eudental.eu.
[iii] Esch J. Lachgas in der Kinderzahnheilkunde. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2013, 68 (8).