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- Newsletter September 2019 | Nr. 180
- Irreversible Elektroporation (IRE) in der Behandlung von Tumoren der Leber und des Pankreas
Irreversible Elektroporation (IRE) in der Behandlung von Tumoren der Leber und des Pankreas
Insgesamt wurden 15 Studien identifiziert, in denen 151 PatientInnen mit nicht operablem Leberkrebs und 279 PatientInnen mit nicht operablem Pankreaskrebs behandelt wurden. Eine einzige Studie wies dabei eine Kontrollgruppe (nicht-randomisierte Kontrollstudie) auf. Der Beobachtungszeitraum umfasste bei PatientInnen mit Lebertumoren mehrheitlich 18 Monate, bei jenen mit Pankreastumoren durchschnittlich 12 Monate. Für die Beurteilung der Wirksamkeit von IRE bei Lebertumoren wurden die Daten von sieben Studien ausgewertet. Der klinische Erfolg der IRE (Durchführung der IRE ohne Komplikationen sowie vollständige Entfernung des Tumors) konnte aufgrund mangelnder Daten nicht beurteilt werden. Zwei Studien berichteten über den Endpunkt „Zeit bis zu einer erneuten Tumorprogression“. Bei 20% der PatientInnen erfolgte ein erneutes Tumorwachstum nach 8 Monaten, während bei 50% der PatientInnen einer anderen Studie nach durchschnittlich 12,8 Monaten eine Vergrößerung des Tumors sichtbar wurde. Mehrere Endpunkte wurden nur von einzelnen Studien berichtet und besitzen daher eine verminderte Aussagekraft. Schwere unerwünschte Nebenwirkungen traten mit einer Häufigkeit von bis zu 28,6% auf, darunter Abzessbildungen, schwere Blutungen sowie Thrombosen. Eine Verbreitung von Tumorzellen durch die (für die IRE-Behandlung) verwendete Kanüle wurde in 30,8% aller PatientInnen einer Studie beobachtet.
Acht Studien lieferten Daten zur Beurteilung der Wirksamkeit von IRE bei nicht operablen Pankreastumoren. Die Durchführung der IRE ohne Komplikationen sowie eine erfolgreiche Entfernung des Tumors konnte in keinem einzigen Fall erreicht werden. Das durchschnittliche Überleben zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen der IRE-Gruppe und der Kontrollgruppe. Die übrigen Endpunkte zeigten eine große Variabilität oder wurden nur von einzelnen Studien berichtet. Schwere unerwünschte Wirkungen wurden von knapp 20% aller PatientInnen berichtet. Drei PatientInnen starben aufgrund von behandlungsbedingten Komplikationen.
Schwere Zweifel bestanden letztendlich in der Frage, ob IRE eine Reduktion des Tumorvolumens bewirken kann. Zusätzlich war unklar, ob IRE als alleinige Therapie verwendet werden kann bzw. welche Zielgruppe am ehesten auf die Behandlung ansprechen könnte. Schwere Bedenken bzgl. der Sicherheit traten aufgrund der hohen Frequenz von unerwünschten Wirkungen auf. Für eine umfassende Beurteilung wäre es wichtig, dass vermehrt klinische Studien mit entsprechenden Kontrollgruppen durchgeführt werden. Zusätzlich sollten Daten zum Überleben und zur Lebensqualität (inklusive der Dokumentation von möglichen behandlungsbedingten Schmerzen) sowie zu unerwünschten Nebenwirkungen einheitlich und vollständig erhoben werden. EF
Avalia-T/ SP (EUnetHTA) 2019: Irreversible electroporation in liver and pancreatic cancer. https://www.eunethta.eu/OTCA15/
LBI-HTA/AT (dt. Zsammenfassung des EUnetHTA Berichts): Irreversible Elektroporation (IRE) bei Bauchspeicheldrüsen- und Leberkrebs. HTA-Projektbericht 119. https://eprints.aihta.at/1211/