Kohlenstoffionentherapie: Eine systematische Übersichtsarbeit zu Wirksamkeit und Sicherheit bei ausgewählten Indikationen

Projekleitung: Gregor Götz
Projektbearbeitung: Gregor Götz, Marija Mitic
Laufzeit: Oktober 2017 – Februar 2018
Vorgeschlagen von: Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
Publikation: LBI-HTA Projektbericht Nr. 101: https://eprints.aihta.at/1174/
Sprache: Englisch (mit deutscher Zusammenfassung)
Hintergrund:
In den letzten Jahrzenten wurden international viele Krebstherapiezentren, die sich auf die Partikeltherapie spezialisieren, errichtet. Auch in Österreich wurde ein solches Krebstherapiezentrum, das MedAustron, in den letzten zwei Jahrzenten geplant und 2016eröffnet (1, 2). Der Fokus des Zentrums liegt in der Forschung und der Krebsbehandlung mittels Partikeltherapie (mit Protonen und Kohlenstoff Ionen). Derzeit kommt bei MedAustron die Protonentherapie bereits zum Einsatz und zusätzlich ist ein Ausbau der Krebsbehandlung mittels Kohlenstoff Ionentherapie in Planung. Das Krebstherapiezentrum startete die PatientInnen-Behandlungen in etwa vor einem Jahr und hat ambitionierte Pläne für die Zukunft: Das Ziel von MedAustron ist es, ab 2020 in etwa 1.000 Krebs-PatientInnen pro Jahr mit Protonen und/oder Kohlenstoff Ionen zu behandeln (1, 3).
Einerseits wird davon ausgegangen, dass die Kohlenstoff Ionentherapie (engl. carbon ion radiotherapy = CIRT) – aufgrund der besseren Dosisverteilung und der höheren relativen biologischen Wirksamkeit (RBW) – im Vergleich zur herkömmlichen Strahlentherapie sowohl effektiver als auch sicherer ist. Es wird vermutet, dass CIRT im Vergleich zur herkömmlichen Strahlentherapie eine bessere lokale Tumor-Kontrolle ermöglicht, wodurch die Wahrscheinlichkeit, umliegendes gesundes Gewebe zu beschädigen, minimiert werden kann (4, 5). Andererseits führt die höhere RBW bei der CIRT auch dazu, dass die Ionisationsdichte höher ist als bei herkömmlicher Strahlentherapie und damit der lineare Energietransfer (LET) hoch ist. Die Eigenschaften von CIRT im Vergleich zur herkömmlichen Strahlentherapie werden deshalb oft als zweischneidiges Schwert bezeichnet: Manche dieser Unterschiede könnten Vorteile erbringen, während andere mit Nachteilen verbunden sein könnten. Die CIRT könnte somit auch negative Aspekte für gewisse Indikationen aufweisen, weil a) die behandelte Fläche größer ist als der Tumor und damit gesundes Gewebe von hohem LET ausgesetzt ist und b) Tumore in gesundes Gewebe verflochten oder in diese eingebettet sein können (6). Schlussfolgernd kann konstatiert werden, dass es wichtig ist, sowohl zu klären, für welche Indikationen CIRT verwendet werden sollte, als auch, ob CIRT effektiver und sicherer als herkömmliche Strahlentherapie ist.
Projektziel:
Ein Ziel des Projektes ist es, mögliche Indikationen für CIRT zu eruieren. Es werden dabei klinische Studien, die die Verwendung von CIRT bei spezifischen Krebsarten analysieren, durch eine systematische Literatursuche identifiziert und aufgearbeitet.
Des Weiteren soll eine systematische Übersichtsarbeit der Studien zu Effektivität (Mortalität, Morbidität) und zur Sicherheit von CIRT für ausgewählte Indikation (z.B. bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich, der Lunge, der Prostata oder der Leber) durchgeführt werden.
Forschungsfragen:
1. Bei welchen Tumortypen wird CIRT derzeit angewendet (in klinischen Studien)?
2. Welche Evidenz liegt dafür vor, dass CIRT eine vergleichbare oder höhere Wirksamkeit beziehungsweise Sicherheit als herkömmliche Strahlentherapie bei ausgewählten Indikationen aufweist?
Einschlusskriterien (PICO):
Population |
PatientInnen mit Tumoren in den folgenden Bereichen:
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Intervention, Setting |
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Kontrolle |
|
Ergebnisparameter |
Wirksamkeit:
Sicherheit:
|
Studientypen |
Systematische Übersichtsarbeiten & HTA-Reporte Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und kontrollierte Studien mit über 10 PatientInnen (für Wirksamkeit und Sicherheit) Prospektive Fallserien |
Publikationszeitraum |
Derzeit noch nicht festgelegt |
Sprachen |
Deutsch/Englisch/Französisch |
Veröffentlichungsform |
Publizierte Journalartikel und Forschungsberichte |
Methoden:
Systematische Übersichtsarbeit aus veröffentlichten Materialien:
- Es wurde eine systematische Literatursuche in folgenden Datenbanken durchgeführt:
o Cochrane (CENTRAL)
o Centre for Research and Dissemination (CRD)
o Embase
o Ovid MEDLINE
o Clinical Trial Registries und CIRT-Centre Webseiten
- Zusätzlich wurde eine Handsuche für ausgewählte Referenzen durchgeführt werden.
- Letztendlich wird die Studienselektion, die Datenextraktion als auch die Bewertung der methodologischen Qualität der Studien von zwei unabhängigen ForscherInnen durchgeführt.
o Screening: Abstract-Screening durch GG. MM wird die exkludierten Abstracts screenen.
o Beurteilung des Bias-Risikos (=critical appraisal) wird von zwei ForscherInnen unabhängig voneinander durchgeführt.
o Datenextraktion wird von GG durchgeführt und von MM kontrolliert. Es werden jeweils die methodologisch bestmöglich verfügbaren Studien für die Indikationen zur Datenextraktion inkludiert.
o Bewertung der Stärke der Evidenz mit der Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation (GRADE)-Methode.
Zeitplan/ Meilensteine:
Periode |
Leistungen |
September 2017 |
Literaturrecherche, Auswahl und Beschaffung der Literatur. |
Oktober /November 2017 |
Beurteilung des Bias-Risikos (critical appraisal), Datenextraktion |
Dezember 2017 – Jänner 2018 |
Erstellung des vorläufigen Endberichts |
Februar 2018 |
Interner und externer Review, Publikation |
References
1. MedAustron. Wissenswertes. 2017 [10.10.2017]; Available from: https://www.medaustron.at/de/wissenswertes#Patientenbehandlung.
2. Wild C, Hintringer K, Narath M. Hadronentherapie: Protonen und Kohlenstoff-Ionen. Eine ?bersicht: Refundierungsstatus, Evidenz und Forschungsstand. Wien2013.
3. MedAustron. Zweiter Behandlungsraum ab sofort in Betrieb. 2017 [20.9.2017]; Available from: https://www.medaustron.at/de/node/439.
4. Combs SE, Kieser M, Rieken S, Habermehl D, Jäkel O, Haberer T, et al. Randomized phase II study evaluating a carbon ion boost applied after combined radiochemotherapy with temozolomide versus a proton boost after radiochemotherapy with temozolomide in patients with primary glioblastoma: The CLEOPATRA Trial. BMC Cancer. 2010;10(1):478.
5. Fukumura A, Tsujii H, Kamada T, Baba M, Tsuji H, Kato H, et al. Carbon-ion radiotherapy: clinical aspects and related dosimetry. Radiat Prot Dosimetry. 2009;137(1-2):149-55.
6. Leroy R, Benahmed N, Hulstaert F, Mambourg F, Fairon N, Van Eycken L, et al. Hadron therapy in children - an update of the scientific evidence for 15 paediatric cancers . Synthesis. Belgian Health Care Knowledge Centre (KCE); 2015 [10/09/2017]; Available from: https://kce.fgov.be/sites/default/files/atoms/files/KCE_235CsHadron%20therapy_Synthesis.pdf.
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