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- Newsletter April 2017 | Nr. 156
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Methoden und Definitionen zu „Unmet needs in healthcare“
Rund sieben Prozent der über 16-Jährigen der 28 EU-Staaten haben „unmet needs“ für medizinische Versorgung und Therapie, schätzte Eurostat für 2014. Diese Bedarf zu definieren, zu messen und letztlich zu budgetieren stellt eine Herausforderung für Gesundheitssysteme dar. Das CHE versuchte diese Fragen anhand der derzeitig verfügbaren Evidenz mit Hilfe einer Literaturanalyse zu beantworten, um Leitlinien zu identifizieren. Das KCE hingegen prüfte die Anwendung einer Multikriterienanalyse, um „unmet needs“ zu identifizieren und zu bewerten.
Um beurteilen zu können, ob die derzeitig verfügbare Evidenz für „unmet needs“ ausreicht, um Allokationsentscheidungen zu informieren, entwickelte das CHE ein Rahmenkonzept mit vier Hauptmerkmalen: Die Literatur sollte 1.) einen Nachweis für „unmet needs“ einer bestimmten Studienpopulation enthalten, 2.) für Interventionen, wie dieser Bedarf vom Gesundheitssystem adressiert werden könnte, 3.) angeben, ob die Hindernisse zur Erfüllung des Bedarfs ihre Ursache auf der Nachfrage-, oder Angebotsseite haben und 4.) adäquate Indikatoren vorweisen, wie diese gemessen und beobachtet werden könnten, um Informationen für Budgetpläne zu liefern. Die analysierte Literatur zeigte, dass die derzeitige Evidenzlage zu „unmet needs“ sehr dürftig ist, wobei keine der gefundenen Studien alle vier Kriterien des Rahmenkonzeptes erfüllte. Die meisten Studien beschäftigen sich mit der Definition und dem Nachweis von „unmet needs“ einer bestimmten Population. Die wenigsten bezogen sich auf die Messung des Bedarfs, um diese für die Erstellung eines Finanzierungsplans implementierbar zu machen.
Das KCE untersuchte die Anwendbarkeit einer Mehrkriterienanalyse (Multi-criteria decision analysis), um „unmet needs“ anhand ihrer Gesellschaftsrelevanz zu identifizieren, zu bewerten, und daraus Schlüsse für Erstattungs-, und Finanzierungsentscheidungen ziehen zu können. Das Ergebnis der Analyse zeigte, dass die Mehrkriterienanalyse ein transparentes Model wäre, um therapeutischen Bedarf zu bewerten, anhand dessen Erstattungsentscheidungen getroffen werden könnten. Das Model erlaubt außerdem eine Unterscheidung zwischen Interventionen, die einen zusätzlichen Nutzen haben und einen therapeutischen oder sozialen Bedarf zu decken, und Interventionen, die zwar einen zusätzlichen Nutzen hätten, allerdings weder sozialen noch therapeutischen Bedarf (möglicherweise aber Bedürfnisse) abdecken. KH
CHE/ GB 2017: Defining and measuring unmet need to guide healthcare funding: identifying and filling the gaps. CHE Research Paper 141. https://www.york.ac.uk/media/che/documents/papers/researchpapers/CHERP141_need_healthcare_funding.pdf
KCE/ BE 2016: Multi-criteria decision analysis for the appraisal of medical needs: a pilot study. KCE Reports 272. https://kce.fgov.be/sites/default/files/page_documents/KCE_272_Unmet_needs_Report2.pdf