Methodische Ansätze für ökonomische Evaluationen der Sozialfürsorge

Gesundheitsökonomische Evaluationen sind international weit verbreitet und die methodischen Ansätze weitgehend einheitlich. Im Bereich der Sozialfürsorge – dazu zählen z.B. Leistungen aus den Bereichen Sozialarbeit, Altenpflege oder auch frühe Hilfen – gibt es allerdings bisher wenig Konsens, wie eine ökonomische Bewertung aufgebaut sein soll. Daher hat eine Gruppe vom Centre For Health Economics (CHE) an der University of York anhand einer systematischen Übersichtsarbeit und mittels zusätzlicher Konsultation von ExpertInnen versucht die Herangehensweisen bei dieser Art der ökonomischen Bewertung zu analysieren.

Die Literatursuche identifizierte 30 ökonomische Evaluationen von Interventionen aus dem Bereich der Sozialfürsorge. Diese Studien wurden mit Hilfe der ExpertInnen und anhand von verschiedenen Faktoren bewertet, die eine ökonomische Analyse unbedingt vorweisen sollen. Dazu zählten die Relevanz der Ergebnisse für Entscheidungsträger, der Vergleich aller relevanten Interventionen miteinander, die Verwendung sämtlicher verfügbarer Evidenz zu den Kosten und Effekten der Intervention(en), die Gegenüberstellung des Zusatznutzens der Intervention und den dazugehörigen Opportunitätskosten (ob der Nutzen der neuen Intervention die Vorteile der zu ersetzenden Intervention übersteigt), das Vorhandensein einer adäquaten Unsicherheitsanalyse und die Abschätzung der Auswirkungen auf die Gerechtigkeit bei einer Implementierung der neuen Intervention.

Insgesamt kam der Bericht zu dem Schluss, dass die Methoden ökonomischer Evaluationen im Bereich der Sozialfürsorge weiter verbessert werden sollten, da die identifizierten Studien zum Teil erhebliche Missstände aufwiesen. Dazu sollte zunächst ein einheitlicher Konsens geschaffen werden, welche Ziele die Sozialfürsorge verfolgt und wie entsprechende Endpunkte adäquat gemessen werden können. Weiters sollte geklärt werden, wie Kosten und Nutzen ermittelt werden, die in andere Bereiche fallen und wie die Kosten einer informellen Pflege (durch z.B. Angehörige) berücksichtigt werden. Schließlich sollten auch die Evidenzsynthese, die Entscheidungsmodellierung und die Einbindung von ExpertInnen berücksichtigt werden.

Ferner wurde geschlussfolgert, dass ökonomische Evaluationen von Interventionen im Bereich der Sozialfürsorge vor allem eine gute Evidenzbasis benötigen und falls diese nicht vorhanden ist, die Durchführung von Wirksamkeitsstudien in Erwägung gezogen werden sollte. Studien, die auf Entscheidungsmodellen und vorhandenen Wirksamkeitsstudien beruhen, sollten nur dann durchgeführt werden, wenn die Evidenz wirklich ausreichend ist. SF

CHE/ UK 2017: Scoping review on social care economic evaluation methods https://www.york.ac.uk/media/che/documents/papers/researchpapers/CHERP150_social_care_evaluation_methods.pdf