Chirurgische Interventionen zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie – Deutsche Zusammenfassung des EUnetHTA OCTA27 Assessments

Projektleitung: Judit Erdös
Projektbearbeitung: Judit Erdös
& EUnetHTA Partner (RER, VASPVT, SNHTA, Azienda Zero)
Laufzeit: Mai 2020 – Januar 2021
Sprache: Englisch mit deutscher Zusammenfassung
Publikation: DSD Nr. 129: https://eprints.aihta.at/1328/
Hintergrund: Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist ist die bei männlichen Patienten am häufigsten diagnostizierte urologische Erkrankung. In der Altersgruppe der 50- bis 60-jährigen Männer ist sogar jeder zweite von ihr betroffen. Die BPH eine gutartige Vergrößerung der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata). Bei einem großen Teil der BPH-Patienten führt die Prostatavergrößerung zu einer Verengung der Harnröhre (Obstruktion) und damit zu mäßigen bis schweren Symptomen der unteren Harnwege (LUTS) [1].
Die Prostatavergrößerung selbst ist keine Indikation für eine medizinische Behandlung. Bei Reizsymptomen (häufiger Harndrang / Schwierigkeiten beim Wasserlassen), die nicht mit einer Obstruktion einhergehen, wird daher keine Intervention empfohlen. Üblicherweise werden etwa 80% der Patienten, die Reizsymptome aufweisen, einer Untersuchung nach Obstruktion unterzogen; davon sind rund 20% Kandidaten für eine Operation [2]. Bei Männern mit klinisch signifikanten LUTS, die auf BPH zurückzuführen sind und bei der eine medizinischen Behandlung keine ausreichende Linderung bringt oder die die Nebenwirkungen der medizinischen Behandlung als störend empfunden werden, kommt eine chirurgische Behandlung in Frage. Es gibt zahlreiche Operationsverfahren, transurethrale Resektion der Prostata (TURP) gilt aber als die Standardmethode zur Behandlung der BPH [1].
Mögliche (und in diesem Review eingeschlossene) chirurgische Eingriffe werden klassifiziert in:
- Resektion: offene Operation, transurethrale Resektion (TURP)
- Inzision: transurethrale Inzision der Prostata (TUIP)
- Ablation/ Vaporisation: Wasserdampfablation ( WAVE), Laserablation (Photoselektive Vaporisation der Prostata / PVP), Elektrovaporisation (transurethrale Elektrovaporisation/ TUEVP, bipolare TUEVP)
- Enukleation: mit Laser (Holmium Laser/HoLEP, Thulium Laser/TULEP) oder ohne Laser (Transurethrale Enukleation mit bipolarer Energie/ TUEB)
- Urethral Lift (PUL)
- Prostata-Arterien-Embolisation (PAE)
Projektziel und Forschungsfragen: Das Ziel dieses Berichts ist es, den klinischen Nutzen von verschiedenen minimal invasiven chirurgischen Verfahren in den verschiedenen Subgruppen von Patienten je nach Prostatagröße zu bewerten. Folgende Forschungsfragen sollen beantwortet werden:
1. Was ist der Nutzen der TUIP im Vergleich zu TURP bei Männern mit einer Prostatagröße <35g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind?
2. Was ist der Nutzen der Vaporisation, des Urethral Lifts oder der Prostata-Arterien-Embolisation im Vergleich zu TURP bei Männern mit einer Prostatagröße zwischen 35g und 80g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind?
3. Was ist der Nutzen der Enukleation im Vergleich zu TURP bei Männern mit einer Prostatagröße zwischen 80g und 150g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind?
4. Was ist der Nutzen der Enukleation im Vergleich zu offener Prostatektomie bei Männern mit einer Prostatagröße von >150g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind?
Einschlusskriterien (PICO)
FF1:
Population |
Männer (> 18 Jahre) mit einer Prostatagröße von <35g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind (definiert durch Residualharn > 100 ml und einen maximalen Harnfluss <10) |
Intervention |
TUIP |
Kontrolle |
TURP |
Endpunkte |
|
FF2:
Population |
Männer (> 18 Jahre) mit einer Prostatagröße zwischen 35g und 80g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind (definiert durch Residualharn >100 ml und einen maximalen Harnfluss <10) |
Intervention |
Vaporisation (WAVE, PVP, TUEVP, bipolar TUEVP) Urethral Lift PAE |
Kontrolle |
TURP |
Endpunkte |
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FF3:
Population |
Männer (> 18 Jahre) mit einer Prostatagröße zwischen 80g und 150g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind (definiert durch Residualharn> 100 ml und einen maximalen Harnfluss <10) |
Intervention |
Enukleation (HoLEP, TULEP, TUEB) |
Kontrolle |
TURP |
Endpunkte |
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FF4:
Population |
Männer (> 18 Jahre) mit einer Prostatagröße von >150g und LUTS, die auf eine BPH zurückzuführen sind (definiert durch Residualharn >100 ml und einen maximalen Harnfluss <10) |
Intervention |
Enukleation (HoLEP, TULEP, TUEB) |
Kontrolle |
Offene Prostatektomie |
Endpunkte |
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Methoden:
Systematische Übersichtsarbeit:
- Es wird zunächst eine systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken (MEDLINE via Ovid, Embase, Centre for Research and Dissemination (CRD), Cochrane (CENTRAL) durchgeführt.
- Eine Handsuche in Referenzlisten rezenter anderer systematischer Übersichtsarbeiten und eine manuelle Suche auf relevanten Websites (z.B. UpToDate) ergänzen die systematische Literatursuche.
Die Erstellung der systematischen Übersichtsarbeit wird in Übereinstimmung mit dem PRISMA Statement und dem EUnetHTA CoreModel® erstellt. Alle Arbeitsschritte werden durch zwei Wissenschafter*innen unabhängig voneinander durchgeführt: Studienauswahl, Qualitätsbewertung der inkludierten Studien mit entsprechenden Tools, Datenextraktion, qualitative Synthese der Evidenz mithilfe von GRADE (Assessing the strength of evidence using the Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation). Diskrepanzen, die nicht im Konsensus gelöst werden können, werden mit einer dritten Wissenschafterin besprochen.
Zeitplan/ Meilensteine:
Periode |
Leistungen |
Mai 2020 |
Scoping, Präzision der Fragestellung, Erstellung des EUnetHTA Projektprotokolls |
Juni 2020 |
Literaturrecherche, Auswahl und Beschaffung der Literatur |
Juli-August 2020 |
Datenextraktion, Synthese und Bewertung der Evidenz |
September 2020 |
Verfassen des Berichts |
Oktober 2020 |
Interner Review |
November-Januar 2021 |
Externer Review, Publikation |
Referenzen:
[1] Vreugdenburg TD and Wild C, Prostate artery embolisation for benign prostatic hyperplasia. 2017, DSD 105, Ludwig Boltzmann Institute for Health Technology Assessment: Vienna. http://eprints.aihta.at/1118/1/DSD_105.pdf
[2] J. Curtis Nickel, M., FRCSC, Carlos E. Méndez-Probst, MDH, Thomas F. Whelan, MD, FRCSC, Ryan F. Paterson, MD, FRCSC, and Hassan Razvi, MD, FRCSCH, the Canadian Prostate Health Council and the CUA Guidelines Committee, 2010 Update: Guidelines for the management of benign prostatic hyperplasia. Can Urol Assoc J., 2010. 4(5): p. 310-316.