Modelle zur Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Projektleitung: Reinhard Jeindl
Projektbearbeitung: Reinhard Jeindl, Viktoria Hofer
Laufzeit: April 2022 – November 2022
Sprache: Englisch mit deutscher Zusammenfassung
Publikation: HTA Projektbericht Nr. 149: https://eprints.aihta.at/1418/
Indikatoren
Hintergrund: Zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zählen psychische Erkrankungen mit einer Prävalenz zwischen 9 und 22 Prozent [1]. Davon sind depressive Erkrankungen, Angststörungen und selbstverletzendes Verhalten die häufigsten psychiatrischen Diagnosegruppen mit einer hohen Krankheitslast [2]. Die psychische Gesundheit dieser Altersgruppe war im Rahmen der COVID-19 Pandemie besonders belastet [3, 4]. Auch aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation ist mit einer weiteren Bedarfssteigerung in der Versorgung zu rechnen [5].
Der steigende Bedarf nach Versorgung dieser Patient*innenpopulation bei gleichzeitigem personellen und infrastrukturellen Engpass bei der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung durch Fachärzt*innen und Fachpersonal führt zu Überlegungen zu anderen Versorgungsmodellen. Zusätzlich wird zunehmend der Bedarf zur Prävention psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen deutlich. Dabei können etwa neben dem Gesundheitssystem auch weitere Sektoren (z.B. Schulsystem) in ein Versorgungsmodell integriert sein, z.B. zur Förderung psychischer Gesundheitskompetenz [6]. Weiters bestehen durch die Digitalisierung neuartige Versorgungswege, etwa durch telemedizinisch/ telepsychiatrische Therapien oder digitale Gesundheitsanwendungen [7].
Um die Versorgung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weiter zu verbessern, bedarf es außerdem der Erfassung und des Monitorings relevanter Indikatoren speziell für diese Patient*innenpopulation [8].
Projektziel und Forschungsfragen: Das Projektziel dieser Arbeit ist es, eine Übersicht über internationale Modelle (Versorgungselemente, Koordination, involvierte Berufsgruppen, übergeordnete Mental Health Strategien) der Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, sowie über Indikatoren für ein Monitoring dieser zu geben. Dies soll als Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung österreichischer kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgungsstrukturen dienen.
Eine detaillierte Planung bzw. Umsetzung der Versorgungsmodelle in Österreich, oder eine Wirksamkeitsanalyse der einzelnen Versorgungskomponenten, ist im Rahmen dieses Projekts nicht vorgesehen.
1. FF1: Wie ist Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Österreich derzeit gestaltet?
2. FF2: Welche Empfehlungen finden sich in Modellen und Strategien zur Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in ausgewählten Ländern und in länderübergreifenden Dokumenten?
3. FF3: Anhand welcher Indikatoren (Parameter für Planung und Monitoring) kann die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgungssituation beschrieben werden?
4. FF4: Wie stellt sich die Ist-Situation der Versorgungsstruktur in Österreich im Kontrast zu den Empfehlungen der internationalen Versorgungsmodelle und -Indikatoren dar?
Methode:
Zur Beantwortung der Forschungsfragen kommen folgende Methoden zum Einsatz:
1. FF1: Handsuche und ergänzende Expert*innenbefragung
2. FF2: systematische Handsuche nach Strategien und Versorgungsmodellen (z.B. in PubMed, Google Scholar, TRIP Database, WHO, OECD, Websites von Gesundheitsministerien und öffentlichen Public Health Institutionen), ggf. ergänzende Expert*innenbefragung, Datenextraktion (iterative Ergänzung der vorläufigen Kategorien) und tabellarische Darstellung, qualitative Inhaltsanalyse der Modellkategorien und narrative Synthese
3. FF3: Handsuche, Extraktion quantitativer Indikatoren und relevanter qualitativer Information, narrative Synthese der Information, Kategorisierung nach Struktur-, Prozess, Ergebnis- und sonstigen Indikatoren, schriftliche semi-strukturierte Expert*innenbefragung (für ergänzende Information zu Indikatoren, ggf. Priorisierungsansätze)
4. FF4: Beschreibung der Übereinstimmungen und Abweichungen der Versorgungssituation in Österreich mit internationalen Versorgungsmodellen, Einteilung der Indikatoren nach Vorhandensein von Daten, tabellarische Darstellung und Visualisierung
Einschlusskriterien für relevante Versorgungsmodelle (FF2):
Publikationstyp |
Nationale und länderübergreifende Strategien/ Modelle zur Prävention und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen Ausschluss: regionale Versorgungsmodelle (falls nationale vorhanden sind), indikationsspezifische Versorgungsmodelle |
vorläufige Kategorien |
weitere Spezifika:
Qualitätsmerkmale:
Die Kategorien werden im Rahmen der Datenextraktion in einem iterativen Prozess ergänzt und adaptiert. |
Publikationszeitraum |
Keine Einschränkung |
Settings |
Länderauswahl basierend auf Einflussfaktoren (Länder mit Public Health Tradition, Länder des globalen Nordens, Typ des Gesundheitssystems) Ausschluss: Südamerika, Afrika, Asien |
Sprache |
Deutsch, Englisch |
Einschlusskriterien für relevante Indikatoren für Monitoring (FF3):
Publikationstyp |
Keine Einschränkung (prioritär Übersichtsarbeiten, Evaluierungsberichte) |
vorläufige Indikatoren |
mögliche Indikatoren (mit Fokus auf Kinder und Jugendliche): Strukturindikatoren:
Prozessindikatoren:
Ergebnisindikatoren:
sonstige Indikatoren:
Rationale: mögliche Indikatoren basierend auf einem Scoping-Review [8]. Die Indikatoren werden im Rahmen der Datenextraktion in einem iterativen Prozess fortlaufend ergänzt. |
Publikationszeitraum |
Keine Einschränkung |
Sprache |
Deutsch, Englisch |
Zeitplan/Meilensteine:
Zeitraum |
Aufgabe |
April – Juni |
Scoping, Projektprotokoll, Handsuche, Literaturauswahl und -aquisition |
Juli - August |
Dokumentenanalyse, Datenextraktion, Expert*innenbefragung, Berichterstellung |
September |
Berichterstellung |
Oktober - November |
Interner und externer Review, Überarbeitung, Finalisierung |
Referenzen:
[1] Wolf S. and Grössmann N. Home-Treatment in der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine Analyse zur Wirksamkeit und möglichen Implementierung in Österreich. AIHTA Projektbericht Nr.: 129. HTA Austria - Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH: 2020. Available from: https://eprints.aihta.at/1275/.
[2] Vos T., Lim S. S., Abbafati C., Abbas K. M., Abbasi M., Abbasifard M., et al. Global burden of 369 diseases and injuries in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. The Lancet. 2020;396(10258):1204-1222. DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30925-9.
[3] OECD. Supporting young people's mental health through the COVID-19 crisis. 2021.
[4] Santomauro D. F., Mantilla Herrera A. M., Shadid J., Zheng P., Ashbaugh C., Pigott D. M., et al. Global prevalence and burden of depressive and anxiety disorders in 204 countries and territories in 2020 due to the COVID-19 pandemic. The Lancet. 2021;398(10312):1700-1712. DOI: 10.1016/S0140-6736(21)02143-7.
[5] Matiashova L., Tsagkaris C., Essar M. Y., Danilchenko V. and Isayeva G. Children growing up in conflict zones in Ukraine and beyond need urgent mental health support. The Lancet. 2022;399(10336):1689-1690. DOI: 10.1016/S0140-6736(22)00579-7.
[6] Belgian Health Care Knowledge Center (KCE). Organisation of child and adolescent mental health care: study of the literature and an international overview. 2011 [cited 26.04.2022]. Available from: https://kce.fgov.be/en/publication/report/organisation-of-child-and-adolescent-mental-health-care-study-of-the-literature-a.
[7] Wang K., Varma D. S. and Prosperi M. A systematic review of the effectiveness of mobile apps for monitoring and management of mental health symptoms or disorders. J Psychiatr Res. 2018;107:73-78. Epub 2018/10/23. DOI: 10.1016/j.jpsychires.2018.10.006.
[8] Peitz D., Kersjes C., Thom J., Hoelling H. and Mauz E. Indicators for Public Mental Health: A Scoping Review. Frontiers in Public Health. 2021;9.