Perkutaner Aortenklappenersatz – Kosteneffektivitätsvergleich & Einsatz in Österreich

Der perkutane Aortenklappenersatz (engl. TAVI) stellt eine weniger invasive, jedoch teurere Alternative zum chirurgischen Aortenklappenersatz bei PatientInnen mit schwerer, symptomatischer Aortenklappenstenose dar. In Österreich wurden im Jahr 2016 rund 107 TAVIs pro einer Million EinwohnerInnen durchgeführt. Eine stetige Steigerung ist zu erwarten, was sich wesentlich auf das österreichische Gesundheitsbudget auswirken wird. Aus diesem Grund werden weitere gesundheitsökonomische Analysen speziell für den nationalen Kontext notwendig sein.

Das LBI-HTA hat eine systematische Übersichtsarbeit zu gesundheitsökonomischen Analysen zu TAVI im Vergleich zur medikamentösen Therapie und zur Standardtherapie für inoperable PatientInnen bzw. zum chirurgischen Aortenklappenersatz für operable HochrisikopatientInnen (Teil I) durchgeführt. Diese wurde um eine Datenanalyse von Aortenklappenersätzen in Österreich (Teil II) ergänzt. Für den ersten Teil wurden 15 gesundheitsökonomische Studien, wovon acht mit ausreichender Relevanz und Qualität bewertet wurden, identifiziert. Für den zweiten Teil wurde eine Sekundärdatenanalyse der Abrechnungsdaten (Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierungs [LKF]-Daten) der österreichischen Fondkrankenanstalten durchgeführt.

Die Studienergebnisse zeigten, dass TAVI im Vergleich zur medikamentösen Behandlung basierend auf einem inkrementellen Kosten-Nutzen-Verhältnis von 24.733 Euro pro qualitätsadjustiertem Lebensjahr kosteneffektiv war (1 Studie), während TAVI im Vergleich mit der Standardtherapie in nur einer von fünf Studien kosteneffektiv war und im Vergleich zur Aortenklappenoperation kontroversielle Ergebnisse erzielte (4 Studien). Zudem zeigten Sensitivitätsanalysen, dass insbesondere die Einrechnung von Folgebehandlungen von schwerwiegenden Komplikationen oder von Produkt- und Verfahrenskosten diese Ergebnisse beeinflussen können. Dies zeigte sich auch in der Datenanalyse, in der TAVI in 1,82% bzw. 10,70% der Fälle zu einem Schlaganfall bzw. zu einer Implantation eines Herzschrittmachers und dadurch zu zusätzlichen Kosten führte.

Internationale Kosteneffektivitätsergebnisse sind auf Österreich jedoch nur eingeschränkt übertragbar – vielmehr sind gesundheitsökonomische Analysen für den nationalen Kontext notwendig. Der Vergleich von TAVI mit dem chirurgischen Klappenersatz ist dabei von besonderer Relevanz: Zum einen, da die Kosteneffektivitätsergebnisse zu TAVI gegenüber der Aortenklappenoperation nicht eindeutig sind, zum anderen zeigen die Daten, dass der Mittelwert der abgerechneten LKF-Punkte für TAVI deutlich höher liegt als für die Operation (2016: 34.736,74 versus 25.015,35). Insgesamt kann jedoch auf Grundlage der durchgeführten Datenanalyse auf eine Leitlinien-basierte Auswahl der PatientInnen anhand von definierten Selektionskriterien in Österreich geschlossen werden. SW

LBI-HTA / AT 2017: Perkutaner Aortenklappenersatz Teil I: Eine systematische Übersichtsarbeit gesundheitsökonomischer Evaluationen. HTA-Projektbericht 95a. https://eprints.aihta.at/1139/

LBI-HTA / AT 2017: Perkutaner Aortenklappenersatz (TAVI) in Österreich. Teil 2: Datenanalyse. HTA-Projektbericht 95b. https://eprints.aihta.at/1141/