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- Newsletter September 2022 | Nr. 210
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Pharmako-genetische Tests bei Major Depression
Im HTA-Bericht von Ontario Health wurden 14 Studien (10 Primärstudien und 4 Post-Hoc-Analysen) in die Analyse eingeschlossen. In den Studien wurden sechs verschiedene pharmako-genetische Multi-Gentest bewertet. Ein geringer oder gar kein Unterschied konnte sich im Vergleich zur üblichen Behandlung (ohne pharmako-genetischen Test) bei einer Verbesserung der Depression beobachtet werden (Evidenz: niedrig – sehr niedrig). Bei zwei Testverfahren konnte eine statistisch signifikante Verbesserung bei der Remissionsrate (Evidenz: niedrig – sehr niedrig) und beim Ansprechen auf die Medikamente beobachtet werden (Evidenz: niedrig – sehr niedrig). Eine signifikante Verbesserung der Remissionsrate war auch bei einem weiteren Test nachweisbar (Evidenz: niedrig). Ein Test zeigte eine Reduktion der unerwünschten Ereignisse und mittels eines weiteren Tests konnte die Unverträglichkeit von Medikamenten verringert werden. Keine Unterschiede in Bezug auf unerwünschte Ereignisse konnte bei den restlichen Tests festgestellt werden (Evidenz: moderat – sehr niedrig). Keine Daten lagen überdies zu Selbstmord, Therapietreue, Rückfall, Genesung oder Wiederauftreten von Depressionssymptomen vor. Insgesamt war die Wirksamkeit der pharmako-genetischen Tests in den Studien sehr heterogen. Zu berücksichtigen sind vor allem die Unterschiede zwischen den einzelnen Tests: Der in einem Test beobachtete klinische Nutzen gilt möglicherweise nicht für alle Tests. Auch die Auswirkungen auf unerwünschte Ereignisse bleiben ungewiss.
Die vorhandene Evidenz ist insgesamt unsicher. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beobachteten Auswirkungen die tatsächlichen Auswirkungen widerspiegeln, ist daher gering bis sehr gering. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit zwei Berichten vom ebenfalls kanadischen CADTH (2020 und Update 2021), die ebenfalls die Wirksamkeit von Gentests bei der Behandlung von Depressionen (im Allgemeinen, nicht nur bei Major Depressionen) evaluierten. Bei einigen Studien konnte bei Patient*innen mit Depressionen eine Verbesserung der klinischen Wirksamkeit bei Verwendung eines Gentests beobachtet werden (z.B. Verbesserung der Symptome oder Remission). Andere Studien zeigten wiederum keinen Unterschied in den Ergebnissen zwischen den Patient*innen mit und ohne Gentest. In keiner der Studien war nachweisbar, dass Gentests bei Patient*innen zu schlechteren Ergebnissen führten. Schlussfolgernd konnte bei einigen Patient*innen mit Major Depression ein klinischer Nutzen beobachtet werden. Dieser war aber abhängig vom eingesetzten pharmako-genetischen Test. VH
Ontario Health/ CA 2021: Multi-gene Pharmacogenomic Testing That Includes Decision-Support Tools to Guide Medication Selection for Major Depression: A Health Technology Assessment. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8382305/pdf/ohtas-21-13.pdf.
CADTH/ CA 2020: Pharmacogenomic Testing in Depression: A Review of Clinical Effectiveness, Cost Effectiveness, and Guidelines. CADTH Rapid Response Report: Summary with critical appraisal. https://www.cadth.ca/sites/default/files/pdf/htis/2020/RC1232%20RxGx%20testing%20depression%20Final.pdf.
CADTH/CA 2021: Pharmacogenomic Testing in Depression: A 2021 Update. Rapid Review. https://canjhealthtechnol.ca/index.php/cjht/article/view/rc1403/474.