POCT/ Point-of-Care Tests: D-Dimer und Troponin - Update 2024
Projektleitung: Claudia Wild
Projektbearbeitung: Judit Erdös, Claudia Wild
Mirjana Huic (first author, HTA/EBM Center, Croatia)
Laufzeit: 02/2024 – 07/2024
Sprache: Englisch (mit deutscher Zusammenfassung)
Hintergrund:
Point-of-Care-Tests (POCTs) sind diagnostische Tests, die in der (räumlichen und zeitlichen) Nähe von Patient*innen und nicht in zentralen Labors durchgeführt werden. Sie ermöglichen eine rasche Auswertung der Testergebnisse und damit möglicherweise schnellere Entscheidungen über das Patient*innenmanagement. Probenentnahme und Datenanalyse werden am selben Ort durchgeführt, was die Transport- und Verarbeitungszeiten verkürzt. Die Verfügbarkeit und Anwendung von POCTs hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Dieser Trend wurde sowohl von Hoffnungen (hinsichtlich der Vorteile gegenüber Labortests) als auch von Bedenken (hinsichtlich des Gesamtnutzens, möglicher Überdiagnosen und der Zuverlässigkeit) begleitet.
Zwei Biomarker wurden in den letzten Jahren zur POC-Diagnostik eingesetzt: Bestimmung der D-Dimere bei Patient*innen mit Symptomen einer tiefen Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie (LE) sowie Troponin zur Anwendung bei Patient*innen mit Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit oder einen Myokardinfarkt.
POCTs sind nur dann sinnvoll, wenn sie eine positive Veränderung in der Patient*innenversorgung bewirken. Es ist aus Gründen der Kosteneffizienz nicht sinnvoll, sie nur als „Add-on“ einzusetzen, ohne dass sich der diagnostische oder therapeutische Pfad ändert. Daher ist es wichtig, den diagnostischen Kontext bei akutem Koronarsyndrom und tiefer Venenthrombose/Lungenembolie und damit den potenziellen Nutzen des Einsatzes dieser Point-of-Care-Tests zu bestimmen.
Projektziele: Die zugrundeliegende (Policy-)Fragestellung ist, ob der Einsatz der beiden POC-Diagnostika (D-Dimer und Troponin) dazu beitragen kann, Überweisungen in die Notfallversorgung, Krankenhauseinweisungen oder weitere Tests zu vermeiden. Während sich viele Studien mit der analytischen Leistung (diagnostische Genauigkeit) von POCTs befassen, sind Studien über die Auswirkungen auf klinische (Triage-)Entscheidungen und patient*innenrelevante Endpunkte viel seltener. Ziel dieses Projekts, das ein Update von einem 2019 bereits durchgeführten Review ist, ist es folgende Fragen zu beantworten:
Forschungsfragen:
- FF 1: Welchen klinischen Nutzen hat der D-Dimer-POCT bei der Behandlung von Symptomatischen Patient*innen (Erwachsene)?
- FF 2: Welchen klinischen Nutzen hat der Tn-POCT bei der Behandlung von symptomatischen Patient*innen (Erwachsene)?
Methoden: Zur Beantwortung von Frage 1+2 werden zwei separate systematische Übersichtsarbeiten zum patient*innenrelevanten Nutzen der POC-Diagnostik durchgeführt.
Einschlusskriterien (PICO) für (hochempfindliche) kardiale Tn-POCT
Population |
Erwachsene Patient*innen >=18 Jahre mit Anzeichen und/oder Symptomen wie Brustschmerzen oder Atemnot, die möglicherweise auf ein akutes Koronarsyndrom (ACS) und einen akuten Myokardinfarkt hinweisen, die sich in der Primärversorgung (Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Pulmologie im niedergelassenen Bereich) befinden und nicht ausgeschlossen werden konnten. Ausgeschlossen werden: Bestimmte Hochrisikogruppen von Patient*innen sowie die Notfallversorgung. MeSH-Begriffe: akutes Koronarsyndrom, Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, kardiales Troponin. ICD-10: I20-I24 |
Intervention |
Point-of-Care-Tests (POCT) Hochempfindliche kardiale Troponin-POC-Produkte, die auf dem Markt erhältlich sind, wie z. B.: - PATHFAST (LSI Medicine Corporation, Tokio, Japan); - TriageTrue (QuidelOrtho, San Diego, Vereinigte Staaten); - Atellica VTLi (Siemens Healthineers, Erlangen, Deutschland) mit dem Ziel, eine akute Erkrankung auszuschließen. |
Komparator |
Alle Komparatoren werden einbezogen. Für die Auswirkungen von POCT auf das Patient*innenmanagement wird die übliche Versorgung (einschließlich zentraler Labormethoden) herangezogen. Bei den diagnostischen Leistungstests werden ggf. Angiographie und Labortests (im Gegensatz zu den patient*innennahen Testgeräten) zu den Referenzstandards gehören. |
Outcomes |
Wirksamkeit/klinischer Nutzen für das Patient*innenmanagement:
Sicherheit: AEs, SAEs Diagnostische Genauigkeit:
*MACE ist definiert als kombinierter Endpunkt aus ACS, perkutaner Koronarintervention, Koronararterien-Bypass-Transplantation, Koronarangiographie, die eine korrigierbare Stenose zeigt, die konservativ behandelt werden kann, und Gesamtmortalität |
Studiendesign |
Es wird ein iterativer, schrittweiser Ansatz verfolgt:
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Einschlusskriterien (PICO) für D-dimer POCT
Population |
Erwachsene Patient*innen ?18 Jahre mit geringer Vortestwahrscheinlichkeit für eine tiefe Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie (PE) mit Symptomen wie Beinschwellung, Brustschmerzen oder Atembeschwerden, die möglicherweise auf eine TVT oder LE hinweisen, die sich in der Primärversorgung (Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Pulmologie im niedergelassenen Bereich) befinden und nicht ausgeschlossen wurden. Ausgeschlossen werden: Bestimmte Hochrisikogruppen von Patient*innen (z. B. Patient*innen mit einer früheren VTE oder Krebspatient*innen) und die Notfallversorgung. MeSH-Begriffe: Pulmonary Embolism, venous thrombosis, thromboembolism, “fibrin fibrinogen degradation products” Lungenembolie ICD 10: 0882, I269, I260; Tiefe Venenthrombose ICD 10: I801, I828, I829, O223, I822, I820, I802, I81, O082, I823, O871; Thrombophlebitis ICD 10: I809, I821, I808, I803. |
Intervention |
Zu den quantitativen D-Dimer-POCTs gehören die folgenden Produkte:
mit der Absicht, eine venöse Thromboembolie auszuschließen, häufig in Verbindung mit der Anwendung einer klinischen Vorhersageregel (z. B. nach Wells oder Geneva). |
Comparison |
Es werden alle Komparatoren einbezogen. Für die Auswirkungen von POCT auf das Patient*innenmanagement wird die übliche Versorgung (einschließlich zentraler Labormethoden) herangezogen. Bei den diagnostischen Leistungstests werden ggf Computertomographie-Pulmonalangiographie (CTPA), Ultraschall, Venographie/Angiographie und Labortests (im Gegensatz zu den patient*innennahen Testgeräten) zu den Referenztests gehören. |
Outcomes |
Wirksamkeit/klinischer Nutzen für das Patient*innenmanagement:
Sicherheit: AEs, SAEs Diagnostische Genauigkeit
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Studiendesign |
Es wird ein iterativer, schrittweiser Ansatz verfolgt:
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Systematische Literatursuche in 4 Datenbanken and 1 Register für klinische Studien:
- INAHTA Database
- Cochrane Library
- Medline via Ovid
- Embase
- ClinicalTrials.gov.
Die Suche beschränkt sich auf Studien, die seit Juni 2019 bis März 2024 auf Deutsch oder Englisch veröffentlicht wurden.
Literaturauswahl: Die Auswahl der Abstracts und Volltexte wird von zwei Reviewerinnen (MH, CW) durchgeführt. Die erste Reviewerin sichtet alle Abstracts, die zweite Reviewerin nur die ausgeschlossenen Studien. Der Literaturauswahlprozess wird anhand eines PRISMA-Diagramms dargestellt.
- Wenn keine SRs identifiziert werden können oder vorhandene SRs aktualisiert werden müssen, wird in den oben genannten Datenbanken nach Primärstudien gesucht.
Datenextraktion: Folgende Daten werden extrahiert: Studiendetails (Autor*in, Land, Setting, Anzahl der Patient*innen, Dauer der Nachbeobachtung), Patient*innencharakteristika, Interventionscharakteristika, Outcomes (wie in der PICO-Tabelle oben definiert). Die Daten werden von der ersten Reviewerin (MH) extrahiert und von der zweiten Reviewerin (JE) überprüft.
Datensynthese: Die Ergebnisse werden als qualitative Evidenzsynthese berichtet.
Verzerrungsrisiko und Evidenzstärke: Die Bewertung des Verzerrungsrisikos wird von zwei Wissenschafterinnen (MH, JE) unter Verwendung des entsprechenden Risk of Bias Tool (https://www.latitudes-network.org/) durchgeführt.
Zeitplan/ Meilensteine:
Zeitperiode |
Leistungen |
Februar bis März 2024 |
Systematische Literatursuche, Abstract-Screening, Volltext-Screening und Studienauswahl, PRISMA-Diagramm |
April bis Mai 2024 |
Kritische Beurteilung (Bewertung des Verzerrungsrisikos), Datenextraktion |
Juni 2024 |
1. Entwurf zum internen Review, Überarbeitung und externer Review |
Juli 2024 |
Fertigstellung des Abschlussberichts |
Referenzen:
Goetz, G. and Schmidt, L. and Erdos, J. and Ciutan, M. and Florescu, S. and Sasu, C. and Scintee, S. G. (2019): POCT/ Point of Care Tests: D-Dimer and Troponin. HTA-Projektbericht 124. https://eprints.aihta.at/1224/