Prävention von Folsäuremangel und Wirksamkeit von Folsäuresupplementierungen gegen Neuralrohrdefekte

Projektleitung: Claudia Wild
Irmgard Schiller-Frühwirth
Projektmitarbeit: Tim Johansson, Manuela Göbl, Sonja Reiselhuber
Laufzeit: September 2008 - Dezember 2008
Zeitraum: September bis Dezember 2008
BMG- Drittmittelprojekt
Publikation: https://eprints.aihta.at/847
Hintergrund:
Folsäure ist besonders bei Frauen im gebärfähigen Alter von großer Bedeutung: Folsäure spielt eine Schlüsselrolle bei Stoffwechselvorgängen, in erster Linie bei der Zellerneuerung und dem Zellwachstum. Ein Mangel an Folsäure in der Frühschwangerschaft kann Missbildungen der Wirbelsäule, sog. Neuralrohrdefekte zur Folge haben. Im deutschen Sprachgebiet ist mit 1 Neuronalrohrdefekt auf 1000 Geburten zu rechnen, das Wiederholungsrisiko liegt bei 3%, nach zweimaligem Auftreten bei 10%. Weltweit sind jährlich etwa 300.000 bis 400.000 Kinder betroffen, in Österreich sind es 70 bis 80. Vorhersageparameter für Folsäuremangel sind schlechter Bildungstand, Immigrantenstatus, junges Alter der Mutter, ungeplante Schwangerschaft ohne Partner.
Es gilt als wissenschaftlich abgesichert, das perikonzeptionell eine ausreichende Folsäureversorgung die Prävalenz bei Neugeborenen signifikant senkt. Bezüglich einer minimal effektiven täglichen Dosis werden Empfehlungen zwischen 0,36 mg und 4 mg angegeben. Über Folsäureanreicherung von Grundnahrungsmitteln (Mehl) oder gezielte Einnahme von folsäurehaltigen Nahrungsmittel, aber auch Tabletten im perikonzeptionellen Stadium wird weltweit, so auch in Österreich diskutiert.
Projektziel:
Das Projekt dient als Unterlage für eine Entscheidungsfindung für oder gegen eine Anreicherung von Grundnahrungsmitteln (Mehl) oder alternativer Strategien zur Prävention von Folsäuremangel.
Fragestellung:
Folgenden Fragestellungen sollen beantwortet werden:
• Benefit: Welche Wirksamkeit und welcher Nutzen ist durch eine Folsäureanreicherung von Grundnahrungsmitteln (Mehl) bez. u.a. Reduktion der Inzidenz von mit Neuralrohrdefekten geborenen Kindern zu erwarten?
• Risk: Welche potentielle Folgewirkungen/Spätfolgen von Folsäure-Überversorgung wird prognostiziert?
• Public Health Perspektive: Welche ethischen und gesellschaftlichen Aspekte sind bei bevölkerungsbezogenen Interventionen wie der Supplementierung von Nahrungsmitteln zu bedenken?
Projektstruktur:
Das Projekt setzt sich aus folgenden Kapiteln zusammensetzen:
1. Folsäuremangel – Definitionen, täglicher Bedarf, Grenzwerte zur Überversorgung, Ursachen für Mangel, Folsäure-Status in Österreich, betroffene gesellschaftliche Gruppen
2. Folsäure in Lebensmitteln (aufbauend auf AK-Studie)
3. Wirksamkeit der Anreicherung von Mehl mit Folsäure (aufbauend auf schwedischem Assessment)
4. Sicherheit bei Folsäure(über)versorgung und Spätfolgen
5. Internationale Richtlinien zu Prävention des Folsäuremangels
6. Ethische und gesellschaftliche Aspekte bevölkerungsbezogener Interventionen
7. Handlungsoptionen: alternative Strategien gegen Folsäuremangel
Methode:
Systematische Übersichtsarbeit: Unter Einbindung der bereits vorliegenden qualitativ hochwertigen systematischen Arbeiten (schwedische HTA Übersichtarbeit, 2007) und mit Anreicherung durch rezente Publikationen, sowie bereits vorliegenden nationalen/ österreichischen Daten wird das Thema „Prävention von Folsäuremangel und Wirksamkeit von Folsäuresupplementierung gegen Neuralrohrdefekte“ systematisch aus breiter Public Health Perspektive betrachtet.
Ein- und Ausschlusskriterien/PICO Frage:
Population | Allgemeinbevölkerung/general population |
Intervention | Folsäure Anreicherung im Mehl (Folic acid, folate, folacin (intake/deficiency/toxicity) |
Vergleich (Control, Comparison) | keine Folsäureanreicherung |
Outcomes |
|
Literatursuche:
HTA Datenbanken (G-I-N /Centre for reviews and dissemination)
PubMed, Cochrane, Embase mit Keywords, (MeSH terms)
manuelle Literatursuche in Referenzlisten
ev. Studienregister (z.B. www.clinicaltrials.gov)