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- Newsletter Dezember/Jänner 2017/2018 | Nr. 163
- Psychotherapie – Wirkfaktoren und gesetzliche Regelungen
Psychotherapie – Wirkfaktoren und gesetzliche Regelungen
Zur Beantwortung der Fragestellungen erfolgten in diesem kürzlich veröffentlichten Bericht eine systematische Literatursuche, eine Handsuche nach Schlüsselpublikationen sowie gezielte Handsuchen nach rezenter Literatur auf den Webseiten von relevanten Institutionen und Fachgesellschaften. Zusätzlich wurde ein semi-strukturiertes Interview mit drei Referentinnen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) durchgeführt.
Im Hinblick auf die zugrundeliegenden Forschungsfragen zu den Wirkfaktoren konnte gezeigt werden, dass grundsätzlich zwischen allgemeinen und spezifischen Wirkfaktoren unterschieden wird, die mit (positiven) Therapieeffekten assoziiert sind. Unter allgemeinen Wirkfaktoren werden all jene Therapievariablen zusammengefasst, die über alle Psychotherapiemethoden hinweg vorhanden sind und die zu Therapieerfolgen bei PatientInnen führen. In Ergänzung dazu werden unter spezifischen Wirkfaktoren explizite Therapietechniken verstanden, die in einer Psychotherapiemethode ausgeübt werden bzw. verankert sind und die einer bestimmten Zielerreichung (z.B. Reduktion von Angststörungen) im Psychotherapieprozess dienen.
Hinsichtlich der gesetzlichen Regelungen und den Voraussetzungen für die staatliche Anerkennung neuer Psychotherapiemethoden konnten zahlreiche Unterschiede festgestellt werden: In Österreich und der Schweiz gibt es beispielsweise in Richtlinien enthaltene Kriterien, die für eine Anerkennung von neuen Psychotherapiemethoden zu erfüllen sind. In Deutschland wiederum wird die Anerkennung durch ein Nutzenbewertungsverfahren anhand der Verfahrensordnung des G-BA reglementiert. Daraus ergibt sich, dass es im deutschsprachigen Raum unterschiedlich viele Psychotherapiemethoden gibt, die eine gesetzlich anerkannte Kassenleistung für den ambulanten Bereich darstellen. Die Voraussetzungen zur beruflichen Ausübung von Psychotherapie sind ebenfalls unterschiedlich geregelt (z.B. Ausbildungsvoraussetzungen).
Zusammenfassend zeigt sich, dass den allgemeinen Wirkfaktoren eine größere Bedeutung für die Erzielung von Therapieeffekten zugeschrieben wird als etwa der Anwendung von spezifischen Wirkfaktoren. Bei Betrachtung der Ergebnisse der gesetzlichen Regelungen im deutschsprachigen Raum bedingen die aufgezeigten Unterschiede, dass die Anforderungen und Voraussetzungen für eine Anerkennung einer neuen Psychotherapiemethode im deutschsprachigen Raum ganz wesentlich differieren, was auf die heterogenen Gesetzgebungen zurückgeführt werden kann. KR
LBI-HTA / AT 2017: Psychotherapie – Begriffe, Wirkfaktoren und ein deutschsprachiger Ländervergleich zu gesetzlichen Regelungen. HTA-Projektbericht 93. Veröffentlichung in Kürze!