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- Newsletter März 2017 | Nr. 155
- “Social Prescribing”: eine Möglichkeit medizinische und soziale Leistungen zu integrieren
“Social Prescribing”: eine Möglichkeit medizinische und soziale Leistungen zu integrieren
Über die Jahre haben sich in England schon mehr als 100 solcher SP-Zentren etabliert, welche zusammen ein breitgefächertes Angebot an verschiedenen Therapien in den Bereichen Freiwilligenarbeit, kreative Aktivitäten, gemeinsames Lernen, Gartenarbeit, Sport, usw. anbieten [1]. In dem Programm „Green Dreams East Lancashire“ werden PatientInnen beispielsweise in regelmäßigen Kontakt mit der Natur gebracht (gemeinsames Gehen, Gärtnern): Dies zeigte eine positive Wirkung auf körperliches wie psychisches Wohlbefinden und reduzierte deutlich deren Stresslevel. Gleichzeitig bot sich damit speziell für sozial isolierte PatientInnen eine gute Möglichkeit an, neue Kontakte zu knüpfen [2]. An einem weiteren Beispiel, dem „Creative Alternatives Selfton“ Programm, war zu sehen, dass durch aktive kreative Beschäftigung nicht nur das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Lebensqualität, sondern auch das Sozialkapital der PatientInnen verbessert wurde [2, 5]. Im „The Workers‘ Educational Association“ Programm wird das gemeinsame Lernen für Erwachsene gefördert, was einen positiven Effekt auf das Rauch- und Sportverhalten, sowie auf die Lebenszufriedenheit der TeilnehmerInnen hat [2]. Aber nicht nur seitens der PatientInnen werden Erfolge des SP berichtet, auch für informelle PflegerInnen (Familienmitglieder und Angehörige) spielen diese Programme eine Rolle. Ein Beispiel dafür stellt das „Carer Resilience Service“ dar, durch welches den Angehörigen von DemenzpatientInnen Unterstützungen im Bereich der Pflege angeboten werden, was sich positiv auf die Gesundheit und die Sicherheit, sowie auf die Beziehungen zwischen PflegerInnen und PatientInnen auswirkte [6].
Eine Reihe von qualitativen Studien zu Wirkungen und Folgewirkungen zeigt, dass SP im Allgemeinen einen positiven Effekt auf die psychische Gesundheit, das Wohlbefinden, sowie auf das Sozialkapital vieler PatientInnen hat [1, 4, 5]. Es werden weniger ÄrztInnen aufgesucht, weniger Medikamente verschrieben und weniger Notdienste in Anspruch genommen, was mit einer Reduktion der Gesundheitsausgaben einhergeht [4], so die Evidenz aus Begleitstudien. Robuste und systematische Evidenz bezüglich der Effektivität von SP ist jedoch limitiert und ein Nachweis der Kosteneffektivität ist bisher noch nicht erbracht [1, 5]. Alles in allem kommt das Konzept des SP jedoch dem Ziel einer personalisierten Gesundheitsversorgung, bei der Leistungen auf ein Individuum, dessen Bestrebungen, Bedürfnisse und Kapital abgestimmt sind, nahe und zeigt somit einen alternativen Weg der Gesundheitsversorgung für jedermann/frau auf [2].
Sarah Wolf, MSc, wissenschaftliche Mitarbeiterin am LBI-HTA
[1] What is social prescribing? The King's Fund 2017. https://www.kingsfund.org.uk/topics/primary-and-community-care/social-prescribing
[2] Social prescribing at a glance North West England. NHS Health Education England 2016. https://www.hee.nhs.uk/sites/default/files/documents/Social%20Prescribing%20at%20a%20glance.pdf
[3] How social prescribing is cutting the NHS drugs bill. The Guardian 2014. https://www.theguardian.com/healthcare-network/2014/sep/17/social-prescribing-cutting-nhs-drugs-bill
[4] Kimberlee R. Developing a social prescribing approach for Bristol. Bristol Health & Wellbeing Board 2013. http://eprints.uwe.ac.uk/23221/1/Social%20Prescribing%20Report-final.pdf
[5] Evidence to inform the commissioning of social prescribing. The University of York Centre for Reviews and Dissemination 2015. https://www.york.ac.uk/media/crd/Ev%20briefing_social_prescribing.pdf
[6] Evaluation of the Rotherham Carers Resilience Service: Final Report. Sheffield Hallam University Centre for Regional Economic and Social Research 2016. https://www4.shu.ac.uk/research/cresr/sites/shu.ac.uk/files/eval-rotherham-carers-resilience-service-final-report.pdf