Stuhl-DNA-Test zur Früherkennung von Darmkrebs
Projektleitung: Gregor Goetz
Projektbearbeitung: Gregor Goetz
Laufzeit: April 2021–Juli 2021
Sprache: Englisch (mit deutscher Zusammenfassung)
Publikation: Policy Brief Nr. 011: https://eprints.aihta.at/1335
Hintergrund: Das kolorektale Karzinom (CRC) ist die dritthäufigste Krebsart mit einer Inzidenz und Prävalenz von ca. 4.800 bzw. 40.000 Fällen pro Jahr [1]. In Österreich besteht seit 2005 für Personen ab dem 50. Lebensjahr die Möglichkeit eines jährlichen Screenings mit dem Guajak-basierten Test auf okkultes Blut im Stuhl (gFOBT), um ein CRC frühzeitig erkennen zu können. Zusätzlich wird eine Koloskopie im 10-Jahres-Intervall für asymptomatische Personen in dieser Altersgruppe angeboten [2].
Der DNA basierte Stuhltest ist ein neuartiger, nicht-invasiver Screening-Test, der etablierte Stuhltests wie den gFOBT zur Erkennung von CRC durch die Analyse von (stuhlbasierter) Tumor-DNA ergänzen oder ersetzen kann. Der DNA-Stuhltest könnte z. B. im Vergleich zum gFOBT in Bezug auf die Testgenauigkeit überlegen sein.
Ein aktueller EUnetHTA-Bericht 2019 [3]fasste die Evidenz bezüglich eines zusätzlichen Nutzens einer Implementierung dieses Tests in diverse Screening-Pfade zusammen. Es wurde dabei keine direkte Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien identifiziert, jedoch aber drei Studien zur diagnostischen Genauigkeit und fünf Patient*innen-Surveys. Basierend auf indirekter Evidenz zeigten Stuhl-DNA-Tests ein vielversprechendes Nutzen-Schaden-Verhältnis (basierend auf Modellierung verschiedener Screening-Strategien), jedoch ist dieses Ergebnis nur für einen der beiden derzeit verfügbaren DNA-Stuhltests (Cologuard®) anwendbar.
Vor dem Hintergrund der identifizierten indirekten Evidenz ist es jedoch fraglich, ob die Verwendung dieses Screening-Tests (als Zusatz zum bestehenden Screening-Pfad oder als potenzieller Ersatz des gFOBT) einen klinisch relevanten Nutzen im Sinne einer verringerten Krankheitslast des CRC erbringt.
Projektziele und Forschungsfragen: In diesem Projekt soll überprüft werden, ob die Implementierung von stuhlbasierten DNA-Tests (als Ergänzung oder Ersatz bestehender Screening-Tests) in Österreich zu einer besseren Erkennung von CRC (bei gesunden Personen ab 50 Jahren) führt und mit patient*innenrelevanten Vorteilen verbunden ist. Es sollen innerhalb eines Updates des HTA Berichts von EUnetHTA aus 2019 [3]folgende Forschungsfragen (FF) beantwortet werden:
FF1: Wie ist die aktuelle Evidenz zur Testgenauigkeit von DNA-Stuhltests als Ergänzung oder Ersatz bestehender Screening-Tests in verschiedenen Screening-Pfaden bei gesunden Personen im Alter von 50 Jahren oder älter?
FF2: Ist ein Screening-Pfad mit DNA-Stuhltest effektiver und mindestens so sicher wie ein konventioneller Screening-Pfad hinsichtlich einer Reduktion der (CRC-bedingten) Mortalität und potenzieller Schäden?
Einschlusskriterien (PICO):
Population |
Asymptomatische, überwiegend gesunde Personen im Alter von 45 Jahren oder älter, die nicht zu einer Hochrisikogruppe für die Entwicklung eines CRC gehören (z. B. Personen mit einer familiären Vorbelastung für ein CRC, Träger für ein erbliches CRC, Personen, bei denen fünf kolorektale Adenome festgestellt wurden, und Personen mit entzündlichen Darmerkrankungen) |
Intervention |
Konventioneller Screening-Pfad mit einem Stuhltest zum Nachweis von veränderter DNA aus Krebs- und Präkanzerosen der Dickdarmschleimhaut (auch zusätzlich zum Okkultbluttest). Produktnamen: ColoAlert® (PharmGenomics), Cologuard® DNA-Test (Exact Sciences) |
Control |
Konventioneller Screening-Pfad, der eines der folgenden Verfahren beinhalten kann:
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Endpunkte |
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Outcomes |
Effektivität
Sicherheit
Andere Ergebnisse
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Studiendesign |
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Effektivität |
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Sicherheit |
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„andere“ Endpunkte |
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PICO basierend auf [3]; Abkürzungen: CRC=colorectal cancer; CT=computed tomography; DNA=deoxyribonucleic acid; FIT=fecal immunochemical test; gFOBT=guaiac (based) fecal occult blood test.
Methoden: Dieser Policy Brief ist ein Update-Assessment eines aktuellen EUnetHTA-Berichts 2019 [3]:
- Kritische Bewertung (AMSTAR-II [4]) und Synthese der (für Österreich relevanten) Evidenz aus dem EUnetHTA-Report 2019 mit Fokus auf Österreich
- Update systematische Suche (8/2018-5/2021) in vier Datenbanken (Cochrane (CENTRAL), Centre for Research and Dissemination (CRD), Embase, Ovid MEDLINE) unter Verwendung der Synthese des EUnetHTA-Berichts 2019 [3]
Als Berichtsstandards werden das PRISMA-Statement [5, 6]und das EUnetHTA Core Model ® [7]verwendet: Die Studienauswahl (Screening von Abstracts und Volltexten) und die kritische Bewertung (=Risk of Bias Assessment) werden von einem Forscher (GG) durchgeführt. Für die Bewertung des Verzerrungsrisikos werden geeignete Instrumente verwendet: z.B. Cochrane Risk of Bias tool v.1 [8]für randomisierte Studien, ROBINS-I für nicht-randomisierte kontrollierte Studien [9]und QUADAS-II für diagnostische Studien [10]. Relevante Daten aus geeigneten Studien werden systematisch in pilotierten Datenextraktionstabellen extrahiert. Es wird eine qualitative Evidenzsynthese durchgeführt.
Wenn direkte Evidenz (RCTs oder NRCTs mit akzeptabler Qualität) vorliegt, dann wird nur diese im Zuge des Update-SRs berücksichtigt. In diesem Fall wird die Evidenzsynthese zur diagnostischen Genauigkeit ausschließlich auf dem EUnetHTA Bericht beruhen [3].
Zeitplan/ Meilensteine:
Periode |
Leistungen |
Mai 2021 |
Systematische Suche, AMSTAR-II appraisal of EUnetHTA report, study selection |
Juni 2021 |
Critical appraisal (=Risk of Bias assessment), Datenextraktion, Verschriftlichen |
Juli 2021 |
Internal Review, Publikation |
Referenzen:
[1] Statitstics Austria. Krebserkrankungen in Österreich 2020. 2020 [cited 21.04.2021]. Available from: http://www.statistik.at/web_de/services/publikationen/4/index.html?includePage=detailedView§ionName=Gesundheit&pubId=679.
[2] Fröschl B, Antony K and Ivansits S. Übersicht nationaler Kolonkrebs-Screening-Programme. Vienna: GÖG: 2017 [cited 21.04.2021]. Available from: https://jasmin.goeg.at/57/1/%C3%9Cbersicht%20nationaler%20Kolonkrebs-Screening-Programme%C2%A0.pdf.
[3] Stürzlinger H, Conrads-Frank A, Eisenmann A, Ivansits S, Jahn B, Janzic A, et al. Stool DNA testing for early detection of colorectal cancer. Joint Assessment. . Vienna: EUnetHTA: 2019 [cited 21.04.2021]. Available from: https://eunethta.eu/wp-content/uploads/2019/07/Assessment-WP4_OTJA-10.pdf.
[4] Shea B. J., Reeves B. C., Wells G., Thuku M., Hamel C., Moran J., et al. AMSTAR 2: a critical appraisal tool for systematic reviews that include randomised or non-randomised studies of healthcare interventions, or both. BMJ. 2017;358:j4008. Epub 2017/09/25. DOI: 10.1136/bmj.j4008.
[5] Liberati A., Altman D. G., Tetzlaff J., Mulrow C., Gøtzsche P. C., Ioannidis J. P. A., et al. The PRISMA statement for reporting systematic reviews and meta-analyses of studies that evaluate health care interventions: explanation and elaboration. Journal of Clinical Epidemiology. 2009;62(10):e1-e34. DOI: https://doi.org/10.1016/j.jclinepi.2009.06.006.
[6] Moher D., Liberati A., Tetzlaff J. and Altman D. G. Preferred reporting items for systematic reviews and meta-analyses: The PRISMA statement. International Journal of Surgery. 2010;8(5):336-341. DOI: https://doi.org/10.1016/j.ijsu.2010.02.007.
[7] EUnetHTA. Methodology Guidelines. 2015 [cited 01.02.2019]. Available from: https://www.eunethta.eu/methodology-guidelines/.
[8] Higgins J. P. T., Altman D. G., Gøtzsche P. C., Jüni P., Moher D., Oxman A. D., et al. The Cochrane Collaboration’s tool for assessing risk of bias in randomised trials. BMJ. 2011;343:d5928. DOI: 10.1136/bmj.d5928.
[9] Sterne J. A. C., Hernán M. A., Reeves B. C., Savovi? J., Berkman N. D., Viswanathan M., et al. ROBINS-I: a tool for assessing risk of bias in non-randomised studies of interventions. BMJ. 2016;355:i4919. DOI: 10.1136/bmj.i4919.
[10] Whiting P. F., Rutjes A. W., Westwood M. E., Mallett S., Deeks J. J., Reitsma J. B., et al. QUADAS-2: a revised tool for the quality assessment of diagnostic accuracy studies. Ann Intern Med. 2011;155(8):529-536. Epub 2011/10/19. DOI: 10.7326/0003-4819-155-8-201110180-00009.