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- Newsletter April 2016 | Nr. 146
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Transparenz bei Industrie-Sponsoring
Sponsoring findet vor allem im Umfeld hochpreisiger Arzneimittel statt
Angelehnt an den „Physician Payment Sunshine Act“ in den USA, hat die „European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations“ (EFPIA) im Jahr 2013 den „Code on Disclosure: Responsible Transparency“ zur freiwilligen Veröffentlichung aller finanziellen Zuwendungen an ÄrztInnen beschlossen. In Österreich hat die PHARMIG diese Empfehlungen in einem nationalen Codex umgesetzt und auch in Deutschland wurden inzwischen entsprechende Transparenzkodices verabschiedet Seit 2016 (Stichtag 1. Juli 2016) sollen alle „geldwerten“ Zuwendungen der pharmazeutischen Unternehmen offengelegt sein. Das LBI-HTA hat diese freiwillige Offenlegungsverpflichtung zum Anlass für die Untersuchung der Transparenz auf drei Gebieten genommen. Quasi als Baseline-Erhebung, die 2016 wiederholt werden soll.
Zur Frage des Ausmaßes des Sponsorings ärztlicher Fortbildungen wurden Fortbildungen aus dem Diplom-Fortbildungs-Kalender der Österreichischen Akademie der Ärzte untersucht. Der Sponsoringanteil war sehr unterschiedlich, abhängig von der medizinischen Fachdisziplin. In medizinischen Fächern mit hochpreisigen Arzneimitteln war der Anteil der gesponserten Fortbildungen am höchsten. Es gibt allerdings Hinweise, dass der tatsächliche Anteil an Sponsoring in allen Fachdisziplinen noch weitaus höher ist, da die Meldung keiner systematischen Kontrolle unterliegt.
Beim Ausmaß des Sponsorings von Patientenverbänden wurden die Webseiten aller 115 Mitgliedsunternehmen der PHARMIG hinsichtlich Zuwendungen im Jahr 2014 untersucht. Es fanden sich deklarierte Subventionen in der Höhe von 1,1 Millionen €. Auch hier ist – auch aufgrund unterschiedlicher Qualität der Websiten – von einem „underreporting“ auszugehen. Ebenso sind verschleierte Zahlungen damit nicht erfasst.
Die dritte Untersuchung widmete sich dem Sponsoring von nicht-interventionellen Studien (NIS) in Österreich. In der Datenbank der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit waren zum Stichtag 251 NIS registriert. 191 davon wurden direkt von einem pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt. Die häufigsten Fragen waren Wirksamkeit und Arzneimittelsicherheit und die untersuchten Arzneimittel waren hochpreisige onkologische Medikamente, Immunsuppressiva, sowie Immunstimulanzien. Ergebnisberichte lagen nur wenige vor.
In Deutschland gibt eine neu eingerichtete Website eines Gemeinschaftsprojektes von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung gemeinsam mit der Redaktion „Correctiv“ erstmals Einblick in diese Praxis. In Deutschland wurden zwischen 2009 und 2014 rund 100 Millionen € an insgesamt 17.000 ÄrztInnen „ausgeschüttet“. Als „Kopfgeld“, PatientInnen in NIS zu beobachten, werden bis zu € 4.600 bezahlt.
Diese Aufwendungen wären in sinnvoller Forschung besser angelegt. Auch in Österreich
Mag. Philipp Petersen, Wissenschaftskommunikation am LBI-HTA; PD Dr. Claudia Wild, Institutsleiterin
Der Arzneimittelbrief: Industrielles Sponsoring von Ärztefortbildungen, Patientenverbänden und Anwendungsbeobachtungen. Jahrgang 50 Nr. 03 März 2016http://www.der-arzneimittelbrief.at/at/Ausgabe.aspx
Correctiv: Euros für Ärzte. https://correctiv.org/