Versorgungsforschung in der Onkologie: Krebstherapien – Analysen österreichischer Abrechnungsdaten

Projektleitung: Nicole Grössmann-Waniek
Projektbearbeitung: Nicole Grössmann-Waniek
Unterstützung: DexHelpp (Datenbereitstellung und -verarbeitung), Martin Robausch
Laufzeit: Jänner 2018 – Dezember 2019
Publikation:
Hintergrund:
Österreich gehört zu jenen Ländern, in denen neue Onkologika nicht nur sehr früh und rasch, sondern auch sehr breit eingesetzt werden [1, 2]. Seit 2009 werden am LBI-HTA im Rahmen des Programms „Horizon Scanning in Oncology“ (HSO) Frühbewertungen neuer Onkologika durchgeführt (seit 2009 n=74), um evidenzbasierte Entscheidungen über den Einsatz von Krebsmedikamenten und eine Einschätzung der damit verbundenen Budgetimplikationen in Österreich zu ermöglichen: https://hta.lbg.ac.at/page/horizon-scanning-in-der-onkologie-berichte/de. Zum Zeitpunkt der Zulassung waren zu 40% (n = 134) zwischen 2009 und 2016 zugelassenen Onkologika keine Informationen zu den beiden Endpunkten Überleben (OS) und Lebensqualität (QoL) verfügbar. Bei 39% der Medikamente betrug die OS bis zu 3 Monate und bei 16% mehr als 3 Monate gegenüber der Vergleichstherapie [3, 4]. Aus diesem Grund wird vermehrt die Verschärfung der Nutzenbewertung gefordert [5]. Nicht alle der neu zugelassenen Onkologika sind zentral über den Medizinischen Einzelleistungen (MEL) Katalog abrechenbar. Derzeit (Stand 2017) sind (nur) 33 Onkologika im MEL-Leistungskatalog abgebildet, woraus zu schießen ist, dass die (Kosten der) Onkologikaversorgung primär durch die regionalen Krankenanstaltenverbünde getragen wird. Einige der im österreichischen MEL-Katalog geführten Onkologika wurden in anderen westlichen Ländern einheitlich negativ bez. Effektivität und Kosten-Effektivität gewertet [2].
Projektziel und Forschungsfragen:
Es ist das Projektziel, eine Übersicht über Therapien mit Onkologika anhand der im MEL-Katalog abgebildeten Therapeutika zu geben. Insbesondere soll sowohl die Häufigkeit der Leistungsabrechnungen von Onkologika bei unterschiedlichen TumorpatientInnen (Diagnose), als auch die jeweiligen PatientInnencharakteristika (Alter, ev. sozioökonomischer Status) und therapie-relevante Daten (Folgetherapien, Überlebenszeiten, Behandlung von Nebenwirkungen) erhoben werden.
Mögliche Fragestellungen:
- Bei welchen Diagnosen werden welche MEL erbracht?
- Gibt es bundeslandspezifische (bzw. regionale) bzw. alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede?
- Häufigkeit von Krankenhausaufnahmen;
- Wie schaut die Folgebehandlung im niedergelassenen Bereich aus?
- Dauer von Krankenhausaufenthalten
- Arbeitsunfähigkeiten
- Gibt es Hinweise auf Unterstützung im mentalen Bereich (Psychotherapie, Medikamente;)
- Schmerz- und andere Medikation?
- Welche Arztkontakte finden statt?
Methoden:
Auswertung von
(1) Routinedaten (quellbezogen) (vgl. Datenbedarf Projekt 3) und
(2) Aggregierte Darstellung der Ergebnisse nach Bundesländern
(3) Erhebung klinischer Studien (insb. Anwendungsbeobachtungen) zu Onkologika in Österreich
Zeitplanung:
- Jänner–März 2018: Definition der Datenanforderungen, Datenakquisition
- April–Dezember 2018: Datenauswertungen
- Jänner–Dezember 2019: Berichtlegung, Peer-Review
Literatur:
[1] Bengt Jönsson et al., (2016) Comparator Report on Patient Access to Cancer Medicines in Europe Revisited, http://ihe.se/wp-content/uploads/2016/08/IHE-Report_2016_4.pdf
[2] Grössmann, N., Wild, C., Mayer, J. (2016) Onkologika: Übersicht zu Nutzenbewertungen und Refundierungspolitiken in Europa. Rapid Assessment LBI-HTA Nr. 08. 2016. Wien: Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment. https://eprints.aihta.at/1091/1/Rapid_Assessment_008.pdf
[3] Grössmann, N., Wild, C. (2017): 134 novel anti–cancer therapies were approved between Jan 2009 and April 2016: What is the level of knowledge at the time of approval? ESMO Open 2017;1:e000125. http://esmoopen.bmj.com/content/esmoopen/1/6/esmoopen-2016-000125.full.pdf
[4] Grössmann, N., et al. (2017) Five years of EMA-approved systemic cancer therapies for solid tumours – a comparison of two thresholds for meaningful clinical benefit. European Journal of Cancer 82C, pp. 66-71. http://www.ejcancer.com/article/S0959-8049(17)30984-X/fulltext
[5] Deutsches Ärzteblatt (2017): Ruf nach schärferer Nutzenbewertung von Krebsmedikamenten. 18. Dez. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/87079/Ruf-nach-schaerferer-Nutzenbewertung-von-Krebsmedikamenten