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- Newsletter Dezember/Jänner 2019/2020 | Nr. 183
- Zervixkarzinom Prävention: Implementierung eines HPV-Screening-Tests in die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Zervixkarzinom Prävention: Implementierung eines HPV-Screening-Tests in die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
In Österreich wird seit den 1970-er Jahren der Pap-Test als primärer Screeningtest verwendet. Dabei werden entnommene Zellen der Zervix fixiert, gefärbt und unter dem Mikroskop auf morphologische Veränderungen hin untersucht. Ein Überblick über die vorhandene internationale Evidenz belegt jedoch eindrucksvoll, dass ein HPV-Test in der Detektion von Krebsvorstufen um über 50% sensitiver als ein vergleichbarer Pap-Test sein kann. Das bedeutet, er kann bestehende Läsionen häufiger korrekt identifizieren. Gleichzeitig kann die Spezifität eines HPV-Test jedoch um bis zu 10% niedriger sein als ein vergleichbarer Pap-Test - d.h. ein HPV-Test kann zu mehr falsch-positiven Ergebnisse führen. Diese Ergebnisse sind unabhängig davon, ob der HPV-Test als alleiniger Primärtest (anstelle des Pap-Tests), in Kombination mit einem gleichzeitig durchgeführten Pap-Test oder als Abklärungstest (nach einem auffälligen Resultat im Pap-Test) eingesetzt wird. Aufgrund der höheren Detektionsrate von Krebsvorstufen bei der Verwendung eines primären HPV-Screeningtests kommt es in Folge zu einer Reduktion der Neuerkrankungen ab dem zweiten (d.h. nachfolgenden) Screening. Zudem ist ein negatives HPV-Testergebnis mit einem deutlich geringeren Risiko an präkanzerösen Läsionen bzw. Tumoren zu erkranken verbunden als ein negatives zytologisches Ergebnis. Dadurch kann das entsprechende Screeningintervall bei einer negativen HPV-Testung auf bis zehn Jahre ausgedehnt werden.
Zu den wichtigsten internationalen Empfehlungen bei Verwendung eines primären HPV-Screeningtests zählt zudem jene der Etablierung eines organisierten, bevölkerungsbezogenen Screening- bzw. Früherkennungs-Systems mit dem Ziel, möglichst alle Frauen zu erreichen. Österreich zählt zu den wenigen Ländern der EU, in denen ein opportunistisches System, welches auf Eigeninitiative der Frau bzw. des behandelnden Arztes/der behandelnden Ärztin beruht, angewendet wird. Damit wird die Überversorgung mancher Frauen in Kauf genommen (d.h. der Screeningtest wird öfter durchgeführt als aufgrund wissenschaftlicher Evidenz empfohlen), während gleichzeitig eine Unterversorgung anderer Bevölkerungsteile stattfindet. Denn: Viele Frauen gehen zu selten bzw. gar nicht zur Vorsorgeuntersuchung.
Da die Umstellung auf ein organisiertes Screeningsystem mit einem Mehraufwand verbunden ist, enthält der Bericht überdies eine Abschätzung der Budgetfolgen von sieben vorab ausgewählten Screeningstrategien. Dabei zeigte sich, dass das derzeitige System (opportunistisches System, Pap-Test ab 18 Jahren, 1x pro Jahr) die günstigste Variante darstellt; als teuerste Variante wurde die Ko-Testung im opportunistischen System (ebenfalls ab 18 Jahren, 1x pro Jahr) identifiziert. Weitere HPV-basierte Varianten wurden berechnet. EF
LBI-HTA/AT 2019: Zervixkarzinom Prävention – Implementierung eines HPV-Screening-Tests für die Früherkennung eines Gebärmutterhalskrebses bei Frauen in Österreich. HTA-Projektbericht Nr.: 121. https://eprints.aihta.at/1223/