Osteopathie: Wirksamkeit und Sicherheit bei Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates und Übersicht zu Ausbildungs- und Qualitätserfordernissen
Projektleitung: Lucia Gassner
Projektbearbeitung: Lucia Gassner, Viktoria Hofer
Laufzeit: April 2022 – November 2022
Sprache: Englisch mit deutscher Zusammenfassung
Publikation: HTA Projektbericht Nr. 144: https://eprints.aihta.at/1416
Hintegrund: Die Osteopathie basiert auf der Auffassung, dass der Körper ein integriertes Ganzes ist und wird zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen (z.B. Bewegungsapparat, Nervensystem, Kreislauf, innere Organe) eingesetzt [1]. Osteopathie ist eine patient*innen-zentrierte Gesundheitsdisziplin der Primärversorgung, welche in den USA entwickelt wurde und in den frühen 1990ern nach Europa gebracht wurde [2, 3]. Die osteopathische Behandlung kann präventiv, kurativ, palliativ oder unterstützend sein und für die Praxis werden osteopathische, medizinische und wissenschaftliche Kenntnisse genutzt [3]. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruht die Osteopathie auf manuellem Kontakt für die Diagnoseerstellung und Krankheitsbehandlung [4]. Dabei wird die strukturelle und funktionelle Integrität des Körpers analysiert und bewertet. Das Ziel ist es alle Aspekte der Gesundheit ganzheitlich zu verbessern und zu unterstützen [3].
Eine häufige Indikation für Osteopathie sind Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates wie z.B. Nackenschmerz oder Rheuma. Insbesondere chronische Schmerzen gelten als eines der am weitesten verbreiteten und komplexesten Probleme, mit denen Gesundheitsexpert*innen konfrontiert sind. Schmerzen können sich negativ auf das psychische und soziale Wohlbefinden der Betroffenen auswirken [5].
Die Anerkennung und Regulierung der Ausübung der Osteopathie ist von Land zu Land sehr unterschiedlich [4]. In Österreich ist die Osteopathie derzeit keine Leistung der Sozialversicherung, das Angebot und die Nachfrage nehmen jedoch stetig zu.
Projektziel und Forschungsfragen (FF):
Ziel des Projektes ist es, eine Entscheidungsunterstützung zur Refundierung von Osteopathie zu erstellen. Das Projekt soll
- die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit der Osteopathie bei der Behandlung von Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates zusammenfassen (Teil 1), sowie
- einen Überblick der Ausbildungs- und Qualitätsvoraussetzungen und der Regulierung der Profession Osteopath*in in Europa geben (Teil 2).
Folgende Forschungsfragen sollen beantwortet werden:
- FF1: Wie wirksam und sicher ist die Osteopathie im Vergleich zu keiner oder einer alternativen Therapie (z.B. Sham-Therapie, Physiotherapie, Massage) bei der Behandlung von Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates bei Erwachsenen?
- FF2: Was sind die aktuellen Ausbildungs- und Qualitätserfordernisse und -voraussetzungen an Osteopath*innen in Europa? Wer darf Osteopathie anbieten und welche Qualifikationen müssen Osteopath*innen dafür mitbringen?
Methoden: Zur Beantwortung der beiden Forschungsfragen kommen folgende Methoden zum Einsatz:
FF1: Ergebnisse zur Evidenz der Wirksamkeit und Sicherheit der Osteopathie bei Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates
- Für die Lokalisation „Schmerzen im unteren Rücken“: übersichtliche Darstellung des systematischen Reviews und der Meta-Analyse von Dal Farra et al. 2021 [6]
- Für alle anderen Lokalisationen: systematische Suche nach RCTs (u.a. in EMBASE, Cochrane library, PsycINFO, PSYNDEX)
- Qualitätsbewertung der RCTs mittels Risk of Bias Tool der Cochrane Collaboration
- Clustern der Evidenz nach a) Lokalisation der Schmerzen, b) akut vs. chronisch und Datenextraktion
- Synthese
Einschlusskriterien für FF1:
Description |
Project scope |
Population |
Adults (male, female; over 18 years) with musculoskeletal pain in various locations Inclusion: e.g., musculoskeletal pain (neck/cervical pain, shoulder/pelvic pain etc.), rheumatic conditions of the musculoskeletal system (ankylosing spondylitis, fibromyalgia etc.), postoperative pain, chronic/persistent pain Exclusion: neurological pain (e.g., migraine) |
Intervention |
Osteopathy – alone or in addition to other interventions Inclusion: craniosacral therapy, osteopathic manipulative treatment/medicine, cranial osteopathy, myofascial release, osteopathic visceral manipulation
Exclusion: manual therapy, chiropractic, spinal manipulative therapy / |
Control |
Standard of care and no osteopathy (e.g., waiting list, no care, sham Exclusion: surgical treatment |
Outcomes |
Effectiveness:
Safety:
|
Study design Publication periode Languages |
RCTs until May 2022 English, German |
FF2: Überblick über aktuelle Ausbildungs- und Qualitätserfordernisse/-voraussetzungen an Osteopath*innen in Europa
- Gezielte Handsuche nach Ausbildungs- und Qualitätserfordernissen/-voraussetzungen an Osteopath*innen in ausgewählten Ländern (z.B. in PubMed, Google Scholar, TRIP Database und Osteopathie-Institutionen)
- ggfs. Kontaktaufnahme mit Expert*innen zur weiteren Identifizierung und Vervollständigung der Länderinformationen
- Tabellarische Darstellung, Synthese und Beschreibung der identifizierten Ausbildungs- und Qualitätserfordernisse/-voraussetzungen auf Länderebene innerhalb Europas
Einschlusskriterien für FF2:
Description |
Project scope |
Interest |
Regulation of the osteopathic profession in Europe |
Countries |
Selected European countries (e.g., Germany, Switzerland) |
Categories of interest |
Regulation: e.g., osteopathy located in primary health care, protected title ‚osteopath‘, existing national associations of osteopathy, available official documents related to regulation Education: e.g., education level required to practise, type of education offered Practice of osteopathy: e.g., reimbursement, private practice, restrictions to practise |
Study design Language |
Any kind of publication (e.g., evaluation reports, curricula, educational/study programmes) English, German |
Alle Arbeitsschritte werden nach dem 4-Augen Prinzip (LG, VH) durchgeführt, die Ergebnisse werden einem internen und externen Review unterzogen.
Zeitplan:
Zeitraum |
Leistungen |
April 2022 |
Scoping, Erstellung des Projektprotokolls |
Mai 2022 |
Verfassen des Hintergrundkapitels, systematische Suche in mehreren |
Juni 2022 |
RoB-Bewertung + Kontrolle, Datenextraktion FF1 + FF2 und Kontrolle |
Juli/August 2022 |
Verfassen des Methodenkapitels, Verschriftlichung FF1 + FF2 |
September 2022 |
Verfassen der Diskussion des Gesamtberichts, interner Review |
Oktober 2022 |
Verfassen der Zusammenfassung, externer Review |
November 2022 |
Publikation |
Referenzen:
[1] Osteopathic International Alliance. Global review of osteopathic medicine and osteopathy. 2020 [cited 26.04.2022]. Available from: https://oialliance.org/the-oia-global-report-global-review-of-osteopathic-medicine-and-osteopathy-2020/.
[2] J. Ellwood and D. Carnes. An international profile of the practice of osteopaths: A systematic review of surveys. International Journal of Osteopathic Medicine. 2021;40:14-21.
[3] European Federation and Forum for Osteopathy. Regulation of the Osteopathic Profession in Europe. An Overview. 2021 [cited 26.04.22]. Available from: https://www.effo.eu/regulation-in-europe/.
[4] World Health Organization. Benchmarks for training in traditional / complementary and alternative medicine. World Health Organization. 2010 [cited 27.04.2022]. Available from: https://apps.who.int/iris/handle/10665/44356.
[5] M. Saracutu, J. Rance, H. Davies and D. J. Edwards. The effects of osteopathic treatment on psychosocial factors in people with persistent pain: a systematic review. International Journal of Osteopathic Medicine. 2018;27:23-33.
[6] F. Dal Farra, R. G. Risio, L. Vismara and A. Bergna. Effectiveness of osteopathic interventions in chronic non-specific low back pain: A systematic review and meta-analysis. Complementary Therapies in Medicine. 2021;56:102616.
[1] Most spinal manipulations are done by chiropractors.
[2] Electrotherapy treatment involves the application of a therapeutic electrical current to the area of injury, inflammation, dysfunction, or pain.