Spät- und Langzeitfolgen nach einer SARS-CoV-2 Erkrankung
Projektleitung: Sarah Wolf
Projektbearbeitung: Sarah Wolf, Judit Erdös
Projektdauer: April 2021 – November 2021
Sprache: Englisch (mit deutscher Zusammenfassung)
Publikationen:
HTA Projektbericht Nr. 135a: https://eprints.aihta.at/1321
HTA Projektbericht Nr. 135b: https://eprints.aihta.at/1342
Hintergrund: Seit rund 14 Monaten beschäftigt sich die gesamte Welt mit der Viruserkrankung „Schweres akutes respiratorisches Coronavirus Syndrom Typ 2“ (engl. severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2 [SARS-CoV-2]). Das Hauptaugenmerk lag bisher auf den SARS-CoV-2-Infektions- und Sterberaten. Die Viruserkrankung umfasst ein breites Schweregradspektrum von asymptomatischen bis hin zu fatalen Infektionsverläufen. Als ebenso heterogen wie der Krankheitsverlauf stellen sich jedoch auch die Dauer der Erkrankung und die Prävalenz von langhaltenden Symptomen nach einer akuten Infektion dar. Aus diesem Grund wird aktuell der Blick auch vermehrt auf die möglichen Langzeitfolgen gerichtet. Im internationalen Vergleich werden diese Spätfolgen am häufigsten unter dem Begriff „Long-Covid“ zusammengefasst. Long-Covid umfasst alle Symptome, die nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion auftreten und mit keiner anderen Ursache in Zusammenhang gebracht werden können. Zu den möglichen Long-Covid Symptomen zählen z.B. Kurzatmigkeit, Bluthochdruck, Müdigkeit, Geruchs- und Geschmacksstörungen oder psychische Beschwerden, wie Depressionen. In schweren Fällen können auch Organschäden z.B. am Herzen, der Lunge oder der Leber vorkommen [1, 2]. Eine einheitliche Definition, ab welchem Zeitpunkt nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion von Long-Covid Symptomen gesprochen werden kann, liegt bis dato nicht vor. Viel eher werden unterschiedliche Zeitpunkte in mehreren Definitionen zu Long-Covid genannt. Diese variieren z.B. zwischen drei bis 12 Wochen nach Krankheitsbeginn [3, 6].
Expert*innen-Schätzungen zufolge leiden rund 10-20 Prozent der SARS-Cov-2 Patient*innen an Folgeschäden durch die akute Infektionserkrankung [4, 5]. Für Österreich würde das bedeuten, dass bei einer Anzahl von insgesamt 584.000 SARS-Cov-2 Fällen (Stand 15.04.2021) mit ca. 58.400 bis 116.800 Long-Covid Patient*innen zu rechnen ist, deren Symptome aber erst im Laufe Zeit in Erscheinung treten werden. Darüber hinaus zeigen erste internationalen Daten, dass Personen aller Altersgruppen und unabhängig vom Schweregrad der ursprünglichen SARS-CoV-2 Erkrankung Folgeschäden erleiden können [6, 7]. So sind im Zusammenhang mit Long-Covid neben den körperlichen und psychischen Auswirkungen für die Betroffenen selbst und den sozialen Auswirkungen für deren Familien auch wirtschaftliche Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft zu bedenken (z.B. Arbeitsunfähigkeit, Berufswechsel). Umso wichtiger ist es, Behandlungs- oder anderweitige Unterstützungsmöglichkeiten für Long-Covid Patient*innen zu planen und dadurch schwerwiegende Spätfolgen zu reduzieren bzw. die Rückkehr der Betroffenen in ihr „normales“ Leben zu unterstützen [6, 8].
Projektziele und Forschungsfragen: Das Hauptziel dieses Projektes ist die systematische und kritische Aufbereitung der Literatur zur Diagnose und zu den Häufigkeiten von Krankheitsbildern, die als Spät- und Langzeitfolgen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion auftreten können. Darüber hinaus sollen im Rahmen des Projektes Behandlungs- und Unterstützungsbedarfe für Long-Covid Patient*innen aufgezeigt werden. Die Ergebnisse zur Häufigkeit von Long-Covid und zu den möglichen Behandlungs– bzw. Unterstützungsbedarfen sollen Vorbereitungen bzw. Anpassungen in der gesundheitlichen (z.B. Rehabilitation), sowie sozial-rechtlichen (z.B. Versicherungen) Long-Covid Versorgungsplanung unterstützen.
Eine Wirksamkeits- und Sicherheitsanalyse zu den unterschiedlichen Behandlungs- oder Rehabilitationsmaßnahmen bei Long-Covid, sowie eine spezifische Versorgungsanalyse zur Behandlung von Long-Covid Patient*innen in Österreich ist NICHT Ziel des vorliegenden Projektes.
Aus den definiteren Zielen ergeben sich demnach die folgenden Forschungsfragen:
- Welche Krankheitsbilder/Symptome/abnormale klinischen Parameter gehen mit Long-Covid einher und welchen Einfluss haben sie auf die alltäglichen Aktivitäten der Patient*innen?
- Wie erfolgt die Diagnose und wie häufig kommen die identifizierten Long-Covid Krankheitsbilder/Symptome/abnormale klinischen Parameter vor?
- Gibt es Risikofaktoren, die das Auftreten von Long-Covid begünstigen?
- Welche Empfehlungen gibt es aktuell zur Behandlung von Long-Covid Symptomen und zu anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten?
- Welche Strukturen für die medizinische Versorgung von Long-Covid wurden bereits in ausgewählten Ländern etabliert?
Methoden: Abgeleitet von den dargelegten Forschungsfragen besteht das vorliegende Projekt aus zwei Teilen. Der erste Teil bezieht sich auf die Diagnose und Häufigkeit von Long-Covid Symptomen, während sich der zweite Teil des Projektes mit den möglichen Behandlungs- und Unterstützungsbedarfen, sowie medizinischen Versorgungsstrukturen für Long-Covid Patient*innen befasst. Aus diesem Grund werden im Folgenden die Methoden separat für jeden Projektteil beschrieben.
Teil 1: Long-Covid Symptome und deren Diagnose und Häufigkeiten (Forschungsfragen 1-3)
Für die systematische Literaturübersicht zu möglichen Long-Covid Symptomen, deren Auswirkungen auf den Alltag, Diagnose und Häufigkeiten wird eine systematische Literatursuche sowie eine erweiterte Handsuche durchgeführt. Nach Auswahl der Literatur werden die Daten extrahiert und anschließend für die Beantwortung der Forschungsfragen 1-3 qualitativ zusammengefasst. Abhängig von der Anzahl, der Qualität und der Aktualität der ausgewählten Literatur werden die Daten entweder in Form eines „Overview of Reviews“ oder in Form eines „Review-Updates“ analysiert. Alle Arbeitsschritte (Literaturauswahl, Datenextraktion, Qualitätsbewertung) werden im 4-Augenprinzip von zwei Autorinnen (SW & JE) durchgeführt.
Kriterien für die systematische Suche/ Einschlusskriterien:
Population |
Erwachsene Patient*innen mit physischen, neurologischen/kognitiven bzw. psychiatrischen Long-Covid Symptomen ab 12 Wochen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion (WHO Definition) Schlüsselbegriffe: Post-Covid-Verfassung, Covid-Spätfolgen, Post-akutes Covid-Syndrom |
Intervention |
- |
Control |
- |
Outcomes |
|
Studiendesign |
|
Publikationszeitraum |
Bis Ende April 2021 |
Länder |
Europa, Nordamerika, Australien |
Sprache |
Deutsch und Englisch |
Update: Aufgrund der Identifikation eines fortgeschrittenen Berichts des belgischen Forschungsinstituts (https://kce.fgov.be/), der dieselben Forschungsfragen adressiert wie Teil 1, wurde die Methode zu Teil 1 abgeändert: Anstatt einer eigenen systematischen Literaturübersicht, wird nun eine ausführliche deutsche Zusammenfassung zum KCE-Bericht (englisch) verfasst.
Teil 2: Behandlungs- bzw. Unterstützungsbedarfe und medizinische Versorgungsstrukturen für Long-Covid Patient*innen (Forschungsfragen 4-5)
Für die Übersicht zu den Behandlungs- bzw. anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten, sowie den medizinischen Versorgungsstrukturen für Long-Covid Patient*innen wird eine systematische Suche, sowie eine gezielte Handsuche nach Leitlinien und Reviews durchgeführt. Nach Auswahl der Literatur werden die Daten extrahiert und anschließend für die Beantwortung der Forschungsfragen 4 und 5 qualitativ zusammengefasst. Zusätzliche Informationen zu den medizinischen Versorgungsstrukturen werden über eine erweiterte Handsuche zu etablierten bzw. entstehenden Versorgungsstrukturen in ausgewählten europäischen Ländern gewonnen. Alle Arbeitsschritte (Literaturauswahl, Datenextraktion, Leitlinienbewertung) werden im 4-Augenprinzip von denselben zwei Autorinnen (SW & JE) durchgeführt.
Kriterien für die systematische Suche/ Einschlusskriterien:
Population |
Erwachsene Patient*innen mit physischen, neurologischen/kognitiven bzw. psychiatrischen Long-Covid Symptomen ab 12 Wochen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion (WHO Definition) (siehe Schlüsselbegriffe zu Long-Covid bei Teil 1) |
Intervention |
|
Control |
- |
Outcomes |
- |
Studiendesign |
Leitlinien, Reviews |
Publikationszeitraum |
Bis Juli 2021 |
Länder |
Europa, Nordamerika, Australien |
Sprache |
Deutsch und Englisch |
Update: In Anlehnung an die Änderungen in Teil 1 wurde die Methode des 2. Teil ebenfalls abgeändert: Die Einschlusskriterien wurden an die des KCE-Berichts angepasst. Im Detail wurde die Population (Long-Covid Symptome ab 3 Wochen nach Beginn der akuten SARS-CoV-2-Infektion), sowie die Länder (ohne Australien) angepasst.
Zeitplan Update:
Zeitfenster |
Tasks |
Teil 1: Long-Covid Symptome und deren Diagnose und Häufigkeiten (Forschungsfragen 1-3) |
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April 2021 |
Scoping (Handsuche, Literaturdurchsicht, Hintergrund, Kick-Off-Meeting, Projektprotokoll inkl. Besprechung mit Auftraggebern) |
Anfang Mai 2021 |
Systematische Literatursuche (Suche, Abstract-Screening) |
Mitte Mai 2021 |
Review des KCE Berichts |
Anfang Juni 2021 |
Verfassen einer ausführlichen deutschen Zusammenfassung inkl. Einbindung der Zweitautorin |
Mitte Juni 2021 |
Interner Review der deutschen Zusammenfassung |
Mitte/Ende Juni 2021 |
Layout und Veröffentlichung des KCE-Berichts inklusive ausführlicher deutscher Zusammenfassung |
Teil 2: Behandlungs- bzw. Unterstützungsbedarfe und medizinische Versorgungsstrukturen für Long-Covid Patient*innen (Forschungsfragen 4-5) |
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Anfang Mai 2021 |
Systematische Literatursuche (Suche, Abstract-Screening, Volltextauswahl) |
Bis Juli 2021 |
Datenanalyse (Datenextraktion & Kontrolle, Qualitätsbewertung & Kontrolle) |
August 2021 |
Erweiterte Handsuche nach medizinischen Versorgungsstrukturen ausgewählter Länder |
Juli – Mitte September 2021 |
Verfassen des zweiten Teils inkl. Einbindung der Zweitautorin |
Ende September 2021 |
Interner Review des zweiten Teils |
Mitte Oktober 2021 |
Externer Review des zweiten Teils |
Anfang November 2021 |
Layout und Veröffentlichung des zweiten Teils |
Referenzen:
[1] What might long COVID mean for the nation’s health? The Health Foundation.2021. https://www.health.org.uk/news-and-comment/blogs/what-might-long-covid-mean-for-the-nations-health. Gesehen am 15/04/2021.
[2] Greenhalgh et al. ‘Long Covid’: evidence, recommendations and priority research questions. https://committees.parliament.uk/writtenevidence/12345/pdf/. Gesehen am 15/04/2021.
[3] Long COVID: Der lange Schatten von COVID-19. Deutsches Ärzteblatt. 2020. https://www.aerzteblatt.de/archiv/217002/Long-COVID-Der-lange-Schatten-von-COVID-19. Gesehen am 15/04/2021.
[4] Davis et al. (2020). Characterizing long covid in an international cohort: 7 months of symptoms and their impact. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.12.24.20248802v2. Gesehen am 15/04/2021.
[5] Kapeller et al. (2021). Long Covid: Die Krankheit nach der Krankheit. Der Standard. https://www.derstandard.at/story/2000125715604/long-covid-die-krankheit-nach-der-krankheit. Gesehen am 15/04.2021.
[6] Living with Covid19 – Second Review. NIHR. 2021. https://evidence.nihr.ac.uk/themedreview/living-with-covid19-second-review/. Gesehen am 15/04/2021.
[7] Epidemiology of long covid: a pragmatic review of the literature. KCE. 2021. https://kce.fgov.be/sites/default/files/atoms/files/2020-04HSR_LongCOVID_COVID%20Contributions_01022021.pdf. Gesehen am 15/04/2021.
[8] Rayan (2021). As the UK inches towards normality, those with long Covid must not be forgotten. The Guardian. https://amp.theguardian.com/commentisfree/2021/apr/14/long-covid-uk-impact-society. Gesehen am 15/04/2021.