ThemenCheck Medizin: Herbst-Winterdepression – Führen nichtmedikamentöse Verfahren wie Licht- und Vitamintherapie zu besseren Ergebnissen? (Gesundheitsökonomie und Ethik)

Projektleitung: Ingrid Zechmeister-Koss
Projektbearbeitung: Christoph Strohmaier
Laufzeit: Oktober 2018 – März 2020
Vorgeschlagen von (bzw. Auftraggeber): Kooperation mit der Donau-Universität Krems (DUK) (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln)
Sprache: Deutsch
Publikation: IQWiG ThemenCheck Medizin (HTA-Bericht)
Hintergrund:
Die saisonal abhängige Depression (SAD) ist eine Form der Depression, die meist im Herbst/Winter beginnt und im Frühling/Sommer vollständig remittiert [1]. Laut der internationalen Klassifikation ICD-10 stellt die saisonal depressive Störung nach F33 einen Subtyp der rezidivierenden depressiven Störung mit saisonalem Muster dar [2]. Laut der amerikanischen Klassifikation DSM-5 liegt eine SAD dann vor, wenn depressive Episoden in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren im gleichen Zeitraum auftreten und nicht durch andere Umstände, wie beispielsweise den Arbeitsplatzverlust bei Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeitern erklärt werden können [3]. Die „Winterform“ ist die am häufigsten verbreitete Art der SAD, bei der Betroffene depressive Symptome im Herbst/Winter entwickeln und im Frühling/Sommer eine vollständige Remission erleben. Selten wird eine „Sommerform“ beschrieben, bei der depressive Symptome nur im Sommer vorliegen [3]. Der geplante Bericht fokussiert auf die Winterform von SAD – auch als Herbst-Winterdepression bekannt.
Projektziel (Gesundheitsökonomie und Ethik):
- die Bestimmung der Kosten (Interventionskosten), die bei der Behandlung mit Lichttherapie oder Vitamin D Therapie im Vergleich zu keiner Behandlung oder einer Behandlung mit Antidepressiva der zweiten Generation oder Psychotherapie bei Patientinnen und Patienten mit Herbst-Winterdepression entstehen,
- die Bewertung der Kosteneffektivität von Lichttherapie oder Vitamin D Therapie im Vergleich zu keiner Behandlung oder einer Behandlung mit Antidepressiva der zweiten Generation oder Psychotherapie bei Patientinnen und Patienten mit Herbst-Winterdepression entstehen sowie
- die Aufarbeitung ethischer Aspekte, die mit Licht- oder Vitamin D Therapie verbunden sind.
Forschungsfrage:
Führen nichtmedikamentöse Verfahren wie Licht- und Vitamintherapie zu besseren Ergebnissen?
Methoden:
Gesundheitsökonomie
Zur Bestimmung der Interventionskosten werden – sofern Daten über die Mengen und Preise aus Deutschland erhältlich sind und dafür keine zusätzlichen Kosten anfallen - die durchschnittlichen Ressourcenverbräuche bestimmt, die jeweils direkt bei Anwendung der Prüf- und Vergleichsintervention erforderlich sind. Hierbei werden neben der Prüf- und Vergleichsintervention die unmittelbar mit der Anwendung einhergehenden Leistungen berücksichtigt. Für die anfallenden Leistungen werden soweit möglich und zugänglich die jeweils relevanten regulierten oder verhandelten Preise, zum Beispiel aus der Datenbank der Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IFA), dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), dem Diagnosis Related Groups (DRG)-Katalog oder ähnlich geeignete Aufstellungen aus der Rentenversicherung oder des Statistischen Bundesamts angesetzt. Falls eine Therapie länger als ein Jahr dauert, werden die durchschnittlich pro Patient und Jahr anfallenden Kosten angegeben. Erstattungsfähige und nicht erstattungsfähige Kosten werden getrennt ausgewiesen.
In die systematische Übersicht gesundheitsökonomischer Studien werden vergleichende Studien einbezogen [4], das heißt Kosten-Effektivitäts- / Wirksamkeits-Analysen, Kosten-Nutzwert-Analysen oder Kosten-Nutzen-Analysen (im engeren Sinne). Der finale Einschluss der Studien wurde in einem iterativen Prozess mit der Donau-Universität Krems (DUK) durchgeführt. Die Bewertung der Berichtsqualität der berücksichtigten gesundheitsökonomischen Studien orientiert sich an den Kriterien des Consolidated Health Economic Evaluation Reporting Standards (CHEERS-Statement) [5]. Zusätzlich wird noch eine Bewertung der methodischen Qualität mit Hilfe der aktuellen Drummond Checklist für eine Bewertung von ökonomischen Evaluation durchgeführt [4].
Ethik
Für die Aufarbeitung ethischer Aspekte erfolgte in einem ersten Schritt eine Sammlung möglicher ethisch relevanter Argumente und Aspekte durch Ausarbeitung des Hofmanschen Fragenkatalog [6]. Anschließend wurde eine systematische Literaturrecherche nach Primärliteratur in den Datenbanken MEDLINE, CINAHL, Scopus, PsychInfo, BELIT, Ethicsweb, EthxWeb, durchgeführt. Interessenabhängige Informationsquellen, zum Beispiel Websites von Interessenvertretern, wurden ebenfalls durchsucht. Die Zielpopulation der Ethikbewertung wurde auf Depressionspatienten insgesamt erweitert. Der Grund war, dass die meisten ethikbezogenen Herausforderungen für Herbst-Winter Depression und allgemeine Depressionspatienten (gemäß DMS-V bzw. ICD-10) gleich sind. Die Prüfinterventionen bildeten Behandlung mit Lichttherapie/Vitamin D3/Kombination Lichttherapie + Vitamin D3 in unterschiedlicher Darreichungsform (Lichtlampe, Lichtraum, Vitamin D3 Tropfen, Tabletten).
Informationen aus allen Informationsquellen der systematischen Recherchen wurden von 1 Person auf Aussagen zu ethischen Argumenten und Aspekten der zu untersuchenden Technologie gesichtet. Das Ergebnis wurde durch eine 2. Person qualitätsgesichert. Alle für die Informationsaufbereitung notwendigen Argumente und Aspekte wurden in Tabellen extrahiert. Die Tabelle besteht aus 1) Übergeordnete Fragestellungen, 2) Konkreter ethischer Aspekt, und 3) Erläuterung/ Zitat / Referenz.
PICO-Fragestellung (Basisbericht inkl. Gesundheitsökonomie):
Population |
Erwachsene Patientinnen und Patienten mit unipolarer SAD „Wintertyp“ |
Intervention |
Prüfintervention
|
Control |
Vergleichsintervention: Behandlung mit
|
Outcomes |
|
Study design |
Nutzenbewertung:
Gesundheitsökonomie:
Ethik:
|
Zeitplan/Meilensteine:
Zeitperiode |
Arbeitsinhalte/Meilensteine |
Dezember 2018 – Ende März 2019 |
|
April 2019 |
|
Mai 2019 |
|
Juni 2019 |
|
November 2019 |
|
Dezember 2019 |
|
Literatur:
- Rosenthal NE, Sack DA, Gillin J, et al. Seasonal affective disorder: A description of the syndrome and preliminary findings with light therapy. Arch Gen Psychiatry 1984; 41(1): 72-80.
- World Health Organization. The ICD-10 Classification of Mental and Behavioural Disorders. Diagnostic criteria for research. Geneva, Switzerland: World Health Organization; 1993.
- American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Washington, DC: American Psychiatric Association; 2013.
- Drummond MF, Sculpher MJ, Claxton K, Stoddart GL, Torrance GW. Methods for the economic evaluation of health care programmes. Oxford: Oxford University Press; 2015.
- Husereau D, Drummond M, Petrou S, Carswell C, Moher D, Greenberg D et al. Consolidated Health Economic Evaluation Reporting Standards (CHEERS) statement. Int J Technol Assess Health Care 2013; 29(2): 117-122.
- Hofmann B, Droste S, Oortwijn W, Cleemput I, Sacchini D. Harmonization of ethics in health technology assessment: a revision of the Socratic approach. Int J Technol Assess Health Care 2014; 30(1): 3-9.