Long Covid – Versorgungspfade und Versorgungsstrukturen Update

Projektleitung: Sarah Wolf
Projektbearbeitung: Sarah Wolf
Projektdauer: April 2022 – September 2022
Sprache: Englisch mit deutscher Zusammenfassung
Publikation: HTA Projektbericht Nr. 135b Update: https://eprints.aihta.at/1408/
Hintergrund: Seit rund zweieinhalb Jahren beschäftigt sich die gesamte Welt mit der Viruserkrankung „Schweres akutes respiratorisches Coronavirus Syndrom Typ 2“ (engl. severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2, SARS-CoV-2). Die Viruserkrankung umfasst ein breites Schweregradspektrum von asymptomatischen bis hin zu fatalen Infektionsverläufen. Ebenso heterogen wie der Krankheitsverlauf sind jedoch auch die Dauer der Erkrankung und die Prävalenz von langhaltenden Symptomen nach einer akuten Infektion. Im internationalen Vergleich werden diese Spätfolgen am häufigsten unter den Begriffen „Long-Covid“ und „Post-Covid“ zusammengefasst. Gemäß dem britischen Gesundheitsinstitut (National Institute for Health and Care Excelence, NICE) umfasst Long-Covid alle Symptome, die nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion auftreten und mit keiner anderen Ursache in Zusammenhang gebracht werden können. Dabei werden zwischen unterschiedlichen Patient*innen-Gruppen abhängig vom Zeitpunkt nach Krankheitsbeginn unterschieden [1]:
- Anhaltende Covid-19 Symptomatik: Patient*innen mit Symptomen, die vier bis 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion anhalten.
- Post-Covid-19 Syndrom: Patient*innen mit Symptomen, die 12 Wochen nach Krankheitsbeginn immer noch bestehen oder wieder auftreten und keiner anderen Diagnose zugrunde liegen.
Zu den am häufigsten berichteten Long-Covid Symptomen ein bis drei Monate nach Krankheitsbeginn zählen Müdigkeit/Erschöpfung, Kurzatmigkeit und Kopfschmerzen. Drei bis sechs Monate danach berichten die meisten Patient*innen ebenfalls von Müdigkeit/Erschöpfung und Atemwegsproblemen, aber auch von kognitiven Beeinträchtigungen [2,3].
Expert*innen-Schätzungen zufolge leiden durchschnittlich 10-20 Prozent der SARS-Cov-2-Infizierten an Folgeschäden durch die akute Erkrankung, wobei höhere Prävalenzen bei Patient*innen, die im Krankenhaus behandelt wurden, zu erwarten sind [2-5]. Für Österreich gehen grobe Schätzungen von 100.000 bis 200.000 Long-Covid Betroffenen im erwerbsfähigen Alter aus [6]. Demnach bedeutet Long-Covid nicht nur körperliches und emotionales Leiden für die Betroffenen, sondern kann auch mit finanziellen Schwierigkeiten für die Betroffenen und deren Familien einhergehen, insbesondere dann, wenn der Anspruch auf Krankenstand ausläuft [6]. Aus diesem Grund sind aus gesellschaftlicher Sicht auch wirtschaftliche Konsequenzen, die Long-Covid mit sich bringen kann (z.B. vermehrte Arbeitsunfähigkeit bzw. Teilzeitangestellte, Berufswechsel), zu berücksichtigen [7,8]. Vor diesem Hintergrund ist die Planung von Versorgungs- oder anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten für Long-Covid Patient*innen wichtig, um schwerwiegende Spätfolgen zu reduzieren bzw. die Rückkehr der Betroffenen in ihr „normales“ Leben zu unterstützen [7, 8].
Projektziele und Forschungsfragen: Ziel des Projektes ist ein Update der Evidenz zu Versorgungspfaden und Unterstützungsbedarfen für Long-Covid Patient*innen. Dabei werden die aktuellen Empfehlungen zu Versorgungspfaden und anderweitigen Unterstützungsbedarfe für erwachsene Long-Covid Patient*innen und (neu) für Kinder und Jugendliche zusammengefasst. Darüber hinaus werden die bereits etablierten Long-Covid Versorgungsangebote ausgewählter europäischer Ländern sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche dargestellt. Die Ergebnisse des Updates sollen Vorbereitungen bzw. Anpassungen in der gesundheitlichen (z.B. Primärversorgung, Rehabilitation), sowie sozial-rechtlichen (z.B. Krankenstand, Berufswiedereingliederung) Long-Covid Versorgungsplanung unterstützen.
Ein Update der Long-Covid Prävalenzzahlen ist NICHT Teil dieses Berichts. Darüber hinaus ist eine Wirksamkeits- und Sicherheitsanalyse zu den unterschiedlichen Long-Covid Behandlungs- oder Rehabilitationsmaßnahmen, sowie eine Analyse der bestehenden Long-Covid Versorgungspfade in Österreich NICHT Ziel des Updates. Im Update wird auch KEINE Beschreibung der Long-Covid Versorgungs-IST-Situation dargestellt, da die Gesundheit Österreich GmbH an einem Projekt zur Long-Covid IST-Situation in Österreich arbeitet.
Aus den definiteren Zielen ergeben sich demnach die folgenden Forschungsfragen:
- Welche neuen Empfehlungen gibt es zu Long-Covid Versorgungspfaden und anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten für Erwachsene?
- Welche Empfehlungen gibt es zu Long-Covid Versorgungspfaden und anderweitigen Unterstützungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und weichen diese von den Empfehlungen für Erwachsene ab?
- Gibt es neue Long-Covid-Versorgungsstrukturen in den ausgewählten europäischen Ländern für erwachsene Patient*innen?
- Welche bestehenden Long-Covid Versorgungsstrukturen gibt es für Kinder und Jugendliche in den ausgewählten europäischen Ländern und weichen diese von den bestehenden Strukturen für Erwachsene ab?
Methoden:
Forschungsfrage 1 & 2: Der AIHTA-Bericht zu möglichen Long-Covid Versorgungspfaden vom Oktober 2021 [9] wird um neue Empfehlungen zu Long-Covid Versorgungspfaden für Erwachsene und um Empfehlungen zu Long-Covid Versorgungspfade für Kinder und Jugendliche ergänzt. Dafür wird eine ausführliche Handsuche nach Leitlinien und „Guidance Papers“ (keine klassischen klinischen Leitlinien) durchgeführt.
Forschungsfrage 3 & 4: Zusätzlich wird mittels Handsuche und Kontaktaufnahme mit Expert*innen nach weiteren bestehenden Long-Covid Versorgungsstrukturen für Erwachsene, sowie nach bestehenden Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche in den ausgewählten europäischen Ländern gesucht.
Die neuen Empfehlungen und die neuen Informationen zu bereits etablierten Long-Covid Versorgungsstrukturen werden in die bestehenden Datenextraktionstabellen vom Bericht Oktober 2021 eingefügt und anschließend in die bestehende qualitative Beschreibung eingearbeitet. Somit liefert dieses Update einen Überblick über alle Empfehlungen zu Long-Covid Versorgungspfaden, sowie über die bereits etablierten Long-Covid Versorgungsstrukturen in den ausgewählten europäischen Ländern. In den Datenextraktionstabellen, in der Diskussion und in der Zusammenfassung wird zusätzlich hervorgehoben, welche Empfehlungen bzw. Versorgungsstrukturen seit August 2021 neu dazugekommen sind.
Alle Arbeitsschritte (Literaturauswahl, Datenextraktion, qualitative Zusammenfassung) werden von einer Autorin (SW) durchgeführt.
Upgedatete Einschlusskriterien:
Population |
Erwachsene, sowie Kinder und Jugendliche mit physischen, neurologischen/kognitiven bzw. psychiatrischen Long-Covid Symptomen ab 4 Wochen nach Beginn einer akuten SARS-CoV-2-Infektion Schlüsselwörter: Post-Covid-Kondition, langanhaltende Covid-19-Symptome, Post-akutes Covid-19-Snydrom, chronisches Covid-19-Syndrom, SARS-CoV-2 Langzeitfolgen |
Intervention |
- |
Control |
- |
Outcomes |
Forschungsfrage 1:
Forschungsfrage 2:
|
Studiendesign & weitere Quellen |
Forschungsfrage 1: Leitlinien, Guidance Papers Forschungsfrage 2:
|
Publikationszeitraum |
August 2021 bis Juni 2022 |
Länder |
Forschungsfrage 1: Europa, Nordamerika, Australien Forschungsfrage 2: z.B. Deutschland, Belgien, UK, Italien, Schweiz, Irland** |
Sprache |
Deutsch und Englisch |
* kursiv = Änderungen in den Einschlusskriterien im Vergleich zum Bericht vom Oktober 2021
** Die europäischen Länder, die eine Leitlinie bzw. ein Guidance Paper zur Long-Covid Versorgung in Deutscher oder Englischer Sprache haben, werden für die Beantwortung der zweiten Forschungsfrage herangezogen.
Zeitplan:
Zeitfenster |
Tasks |
April 2022 |
Scoping |
Mai 2022 |
|
Juni 2022 |
Literaturauswahl & Datenextraktion |
Juli – August 2022 |
Verschriftlichung |
September 2022 |
Interner Review & Layout |
30. September 2022 |
Veröffentlichung |
Referenzen:
[1] COVID-19 rapid guideline: managing the long-term effects of COVID-19. NICE: 2020 [updated 18/12/2020]. Available from: https://www.nice.org.uk/guidance/ng188.
>[2] Castanares-Zapatero D., Hanquet G. and Van den Heede K. Epidemiology of long COVID: a pragmatic review of the literature. Belgian Health Care Knowledge Centre, KCE, 2021. Available from: https://kce.fgov.be/sites/default/files/atoms/files/2020-04HSR_LongCOVID_COVID%20Contributions_01022021.pdf.
>[3] Wolf, S. and Erdös, J. for the Belgian Health Care Knowledge Centre (KCE). Epidemiology of long COVID: a preliminary report. Deutsche Kurzfassung zum gleichnamigen KCE-Bericht. AIHTA Projektbericht Nr. 135a; 2021. Wien: Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH.
[4] Davis et al. (2020). Characterizing long covid in an international cohort: 7 months of symptoms and their impact. https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.12.24.20248802v2. Gesehen am 15/04/2021.
[5] Kapeller et al. (2021). Long Covid: Die Krankheit nach der Krankheit. Der Standard. https://www.derstandard.at/story/2000125715604/long-covid-die-krankheit-nach-der-krankheit. Gesehen am 15/04.2021.
[6] Armutsrisiko Long Covid. Die Zeit. Nr. 9. 24. Februar 2022.
[7] Rayan (2021). As the UK inches towards normality, those with long Covid must not be forgotten. The Guardian. https://amp.theguardian.com/commentisfree/2021/apr/14/long-covid-uk-impact-society. Gesehen am 15/04/2021.
[8] Living with Covid19 – Second Review. NIHR. 2021. https://evidence.nihr.ac.uk/themedreview/living-with-covid19-second-review/. Gesehen am 15/04/2021.
[9] Wolf, S. and Erdös, J. Long COVID care pathways: a systematic review. AIHTA Projektbericht Nr.: 135b; 2021.
Wien: HTA Austria – Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH.