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- Newsletter September 2024 | Nr. 230
- Analyse österreichischer Krankenversicherungsdaten zur Inanspruchnahme psychischer Gesundheitsleistungen von Frauen vor und während der Peripartalperiode
Analyse österreichischer Krankenversicherungsdaten zur Inanspruchnahme psychischer Gesundheitsleistungen von Frauen vor und während der Peripartalperiode
Untersucht wurde die Inanspruchnahme von fünf Kassenleistungen (Psychotherapie, fachärztliche psychiatrische Leistung, Krankenhausaufenthalte und Krankenstände mit psychiatrischer Diagnose, Psychopharmaka-Verschreibungen) ein Jahr vor der Schwangerschaft und während der Peripartalperiode von Frauen, die in den Jahren 2017 und 2018 mindestens ein Kind zur Welt gebracht haben. Dazu wurden die pseudonymisierten Versicherungsdaten deskriptiv ausgewertet und die Häufigkeiten der Inanspruchnahme in drei Lebensabschnitte unterteilt: das Jahr vor der Geburt, die Schwangerschaft und das Jahr nach der Geburt. Insgesamt haben 131.025 bei der ÖGK versicherte Frauen zwischen 2017 und 2018 mindestens ein Kind zur Welt gebracht. Knapp 20 Prozent dieser Frauen nahmen während der Peripartalperiode zumindest eine der fünf untersuchten Kassenleistungen in Anspruch. Davon wurde meistens jeweils nur eine Leistung in nur einem der drei untersuchten Zeiträume in Anspruch genommen. Nach Adjustierung für die kürzere Schwangerschaftszeit war die Inanspruchnahme während der Schwangerschaft am höchsten. Psychotherapeutische Leistungen wurden am häufigsten und Krankenhausaufenthalte am seltensten in Anspruch genommen. Darüber hinaus war die Inanspruchnahme bei den jüngsten (21 Jahre und darunter) und ältesten (ab 41 Jahren) Frauen am höchsten.
Die tatsächliche Inanspruchnahme wird wahrscheinlich unterschätzt, da keine Daten über andere verfügbare Leistungen vorliegen. Obwohl nach internationaler Evidenz davon auszugehen ist, dass die Inanspruchnahme niedriger als die tatsächliche Prävalenz ist, liegen die österreichischen Ergebnisse zur Inanspruchnahme in der Größenordnung internationaler Prävalenzen psychischer Störungen in der Peripartalperiode. Da wenig und regional sehr ungleich verteilte Spezialangebote (z.B. Mutter-Kind-Betten, Psychiater*innen mit Spezialausbildung) vorhanden sind, kann davon ausgegangen werden, dass die meisten Behandlungen in der allgemeinen Erwachsenenpsychiatrie stattfinden. Die Ergebnisse weisen daher auf einen Bedarf an zusätzlicher Aus- und Fortbildung sowie flächendeckenden Spezialangeboten hin, um Behandlungen nach internationalen Qualitätsstandards zu gewährleisten. JK/IZ
AIHTA/AT 2024: Inanspruchnahme psychischer Gesundheitsleistungen von Frauen vor und während der Perinatalperiode: Eine Analyse österreichischer Krankenversicherungsdaten. HTA-Projektbericht 154. https://eprints.aihta.at/1535/.