- Aktuelles
- Newsletter
- Newsletter Dezember/Jänner 2024/2025 | Nr. 233
- Digitale Interventionen bei generalisierten Angststörungen
Digitale Interventionen bei generalisierten Angststörungen
Der HTA-Bericht basierte auf 23 randomisiert kontrollierten Studien zu digitalen Interventionen (DI) mit verschiedenen Behandlungsansätzen. DI auf Basis kognitiver Verhaltenstherapie zeigen positive Effekte auf Symptomatik, Lebensqualität und Alltagsfunktionen. Kombinationen mit Cognitive Bias Modification bieten Vorteile bei generalisierten Angststörungen, nicht aber bei der Symptomverbesserung. Die Evidenz weist ein hohes Verzerrungspotenzial auf (bedingt durch fehlende Verblindung bei subjektiver Endpunkterhebung, methodische Mängel wie unzureichende Angaben zu Baseline-Charakteristika und Abweichungen von Studienprotokollen, unzureichend beschriebene Verdeckung der Gruppenzuteilung sowie finanzielle Interessenkonflikte in einigen Studien), was die Ergebnissicherheit erheblich einschränkt. Unerwünschte Ereignisse sind bisher nicht untersucht und Schlussfolgerungen zur Kosteneffektivität konnten aufgrund mangelhafter Studienlage nicht gezogen werden. Auch fehlt es an Langzeitdaten über 2-3 Monate hinaus, Vergleichsanalysen mit Face-to-Face-Psychotherapie oder Pharmakotherapie sowie Studien zu Jugendlichen ab 14 Jahren. Bei nachgewiesener Wirksamkeit können DI den Zugang zu Gesundheitsleistungen verbessern und die Patient*innenautonomie stärken, allerdings nur bei zielgruppengerechter Gestaltung und entsprechender Implementierung begleitender Maßnahmen. Eine hohe Bedeutung kommt dabei einer persönlichen und individualisierten Beratung zum digitalen Angebot zu. Jedoch stuft entsprechendes Gesundheitspersonal das eigene Wissen bezüglich der DI als unzureichend ein. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer und transparenter Informationen, einschließlich rechtlicher Aspekte, um die Integration von DI im Gesundheitswesen zu erleichtern und deren Potenzial vollständig auszuschöpfen.
Der Bericht schlussfolgert, dass digitale Interventionen basierend auf kognitiver Verhaltenstherapie kurzfristig die Symptomatik reduzieren und die Lebensqualität verbessern können. Für den Behandlungserfolg sind eine zielgruppengerechte Gestaltung und transparente Informationen essenziell. Der nachgewiesene kurzfristige Nutzen sollte mittels Langzeitstudien und Untersuchungen zu unerwünschten Ereignissen sowie Vergleichen mit etablierten Therapieformen weiter evaluiert werden. JP
IQWiG/DE 2024: Generalisierte Angststörung. Helfen Apps Betroffenen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung?. HTA-Bericht im Auftrag des IQWiG. IQWiG-Berichte – Nr. 1851. https://www.iqwig.de/download/ht22-02_generalisierte-angststoerung_hta-bericht_v1-0.pdf.